Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit
keine gewöhnliche Welt. Und weder bei Jymenah noch bei Homunk, noch bei ES – was immer er sein mochte – handelte es sich um Menschen.
Sah sie Gespenster? Machte sie die lebenslange Erfahrung, dass der Schein trog, blind? War ihr Misstrauen so stark, dass sie nicht einmal jetzt das offensichtliche Paradies akzeptieren konnte?
Der fliegende Tropfen näherte sich der Stadt, senkte sich ihr langsam entgegen. Die Telepathin konzentrierte sich auf ihre Gabe, horchte.
Stille.
Die glänzende Stadt war verlassen. Dort lebte niemand. Oder lediglich Wesen wie Homunk, die offenbar kein Leben im gewöhnlichen Sinne darstellten.
Aber wozu eine Stadt, wenn es keine Bewohner gab? Michalowna wurde heiß, als sie sich ganz auf ihre Gabe konzentrierte. ES ... vielleicht konnte sie ihn zumindest spüren. Die Telepathin horchte. Da war nichts, nur die Gedankenimpulse von Tieren, das Grundrauschen des Lebens. Intelligente Wesen stachen daraus hervor. Sie ...
Halt! Wie aus weiter Ferne glaubte sie plötzlich Gedankenstimmen zu hören. Vertraute Stimmen! Die Telepathin beugte sich vor, barg den Kopf zwischen den Händen, um sich ganz den Stimmen zu widmen.
Da setzte der semitransparente Tropfen mit einem kaum wahrnehmbaren Ruck auf, und eine gewöhnliche, von Luft transportierte Stimme riss sie aus ihrer Konzentration.
»Wir haben Ihr Quartier erreicht, Ehrenwerte«, sagte Homunk. »Wenn ich bitten darf ...«
Michalowna bohrte die Zeigefinger tief in die Ohren, schloss die aufdringliche Stimme aus. Sie horchte in sich hinein, versank im Grundrauschen, suchte nach den vertrauten Stimmen. Vergeblich. Sie waren verstummt – wenn sie nicht ohnehin nur das Produkt ihrer Einbildung gewesen waren.
Sie spürte eine sanfte Berührung am Arm. Sie richtete sich auf. Es war Crest. »Tatjana«, sagte er leise. »Was ist mit Ihnen?« In seinen roten Augen stand ein lebendiger Glanz, wie ihn Michalowna dem greisen Arkoniden immer gewünscht hatte. Jetzt wäre es ihr lieber gewesen, sie hätte ihn nicht gesehen. Crests Augen glänzten, aber ihr Ausdruck war fiebrig. Als stünde der Arkonide unter dem Einfluss einer Droge.
»Nichts«, sagte sie. »Ich bin nur müde.« Sie richtete sich ganz auf und wandte sich an den Topsider. »Trker-Hon, kommen Sie! Helfen Sie mir mit Quiniu!«
Wortlos packte der Weise mit an.
Tatjana Michalowna wachte über die Halbarkonidin.
Quiniu Soptor war weiter ohne Bewusstsein. Sie schwebte in der Mitte des Raumes. Getragen von ... was eigentlich? Einem Antigravfeld? Einer unsichtbaren Energie?
Die Telepathin hatte nicht die geringste Ahnung. Ihr war es gleich. Technik interessierte sie nicht. Sie war für sie ein Mittel zum Zweck, eine Randerscheinung des Lebens, auch wenn ihr klar war, dass Technik für viele Menschen einen Lebensinhalt darstellte.
Ihre Kameraden, die aus technisch weit fortgeschritteneren Kulturen stammten, hätten mit Sicherheit fundierte Spekulationen über das Schweben Quiniu Soptors oder das Quartier abgeben können.
Wie alles auf Wanderer war es greifbar und entwand sich gleichzeitig der Vorstellungskraft. Es bestand aus mehreren Räumen, doch Michalowna wurde den Verdacht nicht los, dass ein Raum zu existieren aufhörte, sobald man ihn verließ – und in jenem Augenblick von Neuem entstand, in dem man im Begriff stand, ihn zu betreten. Die Wände waren durchsichtig. Aber sie verloren ihre Transparenz, als könnten sie die Gedanken der Telepathin lesen. Die Wände des Raumes, in dem sie und Quiniu Soptor sich aufhielten, hatten eine Beschaffenheit angenommen, die an Milchglas erinnerte und sie optisch von ihren Gefährten trennte. Gleichzeitig war eine Türöffnung geblieben, durch die Michalowna dem Gespräch Crests und Trker-Hons folgen konnte.
Doch der Arkonide und der Topsider spekulierten nicht über das Wunder ihres Quartiers, sondern über ES. Was für ein Wesen mochte ES sein? Würde ES ihnen die Unsterblichkeit gewähren? Und wenn, würde ES auch den Krebs heilen, der Crest von innen auffraß? Würde er sie vielleicht sogar verjüngen?
Michalowna setzte sich im Schneidersitz neben die Bewusstlose. Das Energiefeld oder was immer es sein mochte, fühlte sich an wie eine gute irdische Matratze. Nicht zu hart, nicht zu weich.
»Quiniu, was ist nur mit dir geschehen?«
Sie sprach mit der Bewusstlosen, als handele es sich bei der Halbarkonidin um eine enge Freundin, ja eine Schwester. Dabei kannte sie Quiniu Soptor kaum. Sie hatte noch kein einziges Wort mit ihr
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