Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit
tiefe Falte. »Und was hat Ihnen diese Stimme zu sagen gehabt, Rhodan?«
»Sie hat mich gerufen. Sie hat um meine Hilfe gebeten.«
»Sie hat um Ihre Hilfe gebeten?« Thoras Tonfall war ungläubig. »Was könnten Sie ...«
Ein Schrei schnitt der Arkonidin das Wort ab. Der durchdringende, klagende Schrei eines Tieres. Ein hässliches Zischen übertönte den Schrei – und im selben Moment brach er jäh ab.
5.
Tatjana Michalowna
Homunk log.
Dieses Gerede von einer Kalibrierung der Sonnen war Unsinn. Das Gleißen, das über Tatjana Michalownas Netzhaut immer noch bunte Schemen tanzen ließ, hatte etwas anderes zu bedeuten. Etwas Unvorhergesehenes. Etwas Erschütterndes.
Die Telepathin musterte Jymenah, die Zwergin, die Quiniu Soptor angegriffen hatte. Das Wesen, das ihr wie die erbärmliche Karikatur eines Menschen vorkam, steuerte den tropfenförmigen Flugkörper. Jymenah wandte ihr den Rücken zu, aber ihre Haltung hatte sich verändert. Die Zwergin kauerte, als duckte sie sich weg, als fürchte sie, jeden Augenblick könnte eine riesige Faust am Himmel erscheinen und sie zerquetschen.
Was ging in ihr vor? Michalowna fixierte ihren Blick auf den kräftigen, alles andere als weiblich wirkenden Nacken der Zwergin und konzentrierte sich auf ihre Gedanken. Die Telepathin vermochte sie nicht zu lesen. Alles, was Michalowna auffangen konnte, waren grundlegende Impulse, als handelte es sich bei ihr um ein Tier und nicht um ein vernunftbegabtes Wesen. Ja, Jymenah fürchtete sich. Gleichzeitig war sie aufgeregt. Und da war ein deutlicher Unterton von Wut. Ergab sich die Gelegenheit, würde die Zwergin über Quiniu Soptor herfallen, die bewusstlos auf der Rückbank lag, den Kopf auf Michalownas Schoß gebettet.
Woher kommt diese Wut?, fragte sich die Telepathin. Was hat Quiniu Soptor getan?
Was war mit Homunk? Sie konzentrierte sich auf diesen Menschen, der zu glatt, zu perfekt war, um ein Mensch zu sein. Nichts. Homunk war zu fremdartig, als dass sie seine Gedanken hätte ergründen können. Oder war er womöglich eine Maschine?
»Alles in Ordnung?«, fragte Trker-Hon. »Auf Ihrer Stirn stehen Schweißperlen.« Der Weise hatte längst gelernt, dass der Schweiß ein Zeichen dafür war, dass sie ihre telepathische Gabe einsetzte.
»Ja, natürlich«, bestätigte die Telepathin. »Wir sind auf der Welt des Ewigen Lebens. Was sollte nicht in Ordnung sein?«
»In der Tat. Was nicht?« Das Echsenwesen wandte sich ab, blickte über die Landschaft.
Michalowna folgte seinem Beispiel. Ihr Fluggerät war von außen ein zur Hälfte durchsichtiger Tropfen. Von innen war auch die Unterseite durchscheinend. Das Sonnenlicht brach sich in allen Regenbogenfarben darin. Ein überaus elegantes, zerbrechlich wirkendes und eigentlich unmögliches Gefährt. Doch das Wort »unmöglich« hatte die Telepathin längst aus ihrem Wortschatz gestrichen. Wenn dieser ES, dem diese Welt gehörte, den Tod bezwungen hatte, wieso sollte er nicht ein Fluggerät bauen können, das einem Hauch von einem Nichts glich?
Die Welt des Ewigen Lebens, die sich unter Michalowna dahinzog, war traumhaft schön. Hügel erstreckten sich in drei Richtungen bis zum klaren Horizont, bedeckt von Wäldern, deren Bäume an Blumen erinnerten. Ihre Stämme ragten hoch in den Himmel, endeten in vielfarbigen Blüten. In der Richtung, die Michalowna für sich »Osten« taufte, erstreckte sich ein azurblaues Meer. Es wirkte mit seinen weißen Wellenkronen wie ein zweiter Himmel, über den kleinere Schönwetterwolken verstreut waren.
Eingebettet in die Hügel war eine Stadt. Sie glänzte im Licht der Sonne wie ein Haufen Juwelen, fand Michalowna.
Natürlich ist sie das, ermahnte sie sich. Du bist schließlich im Paradies, Tatjana!
Eine große, ebene Fläche kam in Sicht, vermutlich ein Landefeld. Drei kleinere Fahrzeuge und ein einziges Raumschiff standen darauf. Es war eine Walze. Sie musste mehrere hundert Meter lang sein. Ihr Rumpf war kobaltblau. Die Farbe war matt. Auf dieser Welt, auf der alles zu glänzen, alles durchsichtig schien, mutete es Michalowna wie ein Fremdkörper an. Ein Geheimnis. Ein Störenfried?
Wie du selbst, Tatjana!
Die Telepathin war es gewohnt, der Störenfried zu sein, seit sie sich erinnern konnte. Sie war stets diejenige, die das Haar in der Suppe fand. Die sich vom schönen Schein nicht blenden ließ, die hinter die Kulissen blickte. Die die Welt und die Menschen sah, wie sie wirklich waren: erbärmlich und hässlich.
Aber das hier war
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