Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit
davon muss ich dir nichts erzählen, du hast ihn ja selbst miterlebt.«
Die Telepathin versuchte, die verklebten Federn glatt zu streichen, aber sie widerstanden ihr.
»So viel Leid, so viel Tod«, flüsterte sie. »Warum nur? Weißt du eine Antwort, Quiniu? Es heißt, was wir durchgemacht haben, sei eine Prüfung, um herauszufinden, wer der Unsterblichkeit würdig ist. Homunk hat es bestätigt. Wir haben bestanden. Wir ... und du, Quiniu!«
Sie nahm den Kopf der Halbarkonidin und drehte ihn so, dass sie ihr ins Gesicht blickte. Die Augen Soptors waren geschlossen.
»Rico hat uns aufgetragen, dich mit uns zu nehmen und auf dich achtzugeben. Aber wozu?« Michalowna erwartete keine Antwort von der Bewusstlosen. Sie dachte laut nach, in der Hoffnung, dass sich auf diese Weise ihre Gedanken klärten. »Quiniu, wer ist Rico? Er ist ein Roboter, so viel glauben wir zu wissen. Aber wer hat ihn erbaut? Wem dient er? ES? Oder dient er überhaupt jemandem? Und was will er von dir, Quiniu?«
Die Telepathin fixierte die Bewusstlose, konzentrierte die ganze Macht ihrer Gabe auf sie. Es nützte nichts. Mehr als Furcht konnte sie nicht auffangen. Behutsam ließ sie den Kopf Soptors zurücksinken, wollte sich abwenden, als ein Ruck durch den Körper der Halbarkonidin ging.
Quiniu Soptor schnellte hoch. Ihre Lider öffneten sich, entblößten silbern schimmernde Iriden. »Ich ...«, stöhnte sie. »... ich ... ich muss ... muss ...«
Michalowna packte ihre Handgelenke, umklammerte sie fest. »Quiniu!«, rief sie.
»Ich muss ... muss ...«
»Was musst du? Sag es mir!«
»Ich ...« Die Halbarkonidin bäumte sich auf. Ihre Iriden weiteten sich, eine Flut von Silber ergoss sich über ihre Pupillen. Sie erschlaffte abrupt, als wäre sie eine Maschine, deren Stromquelle übergangslos versiegt war.
»Quiniu, nein!« Michalowna schüttelte die Halbarkonidin. »Nicht! Sprich mit mir!«
Soptor hörte sie nicht. Die Frau mit der dunklen Haut und den Federn fiel zurück und blieb reglos liegen.
Tatjana Michalowna ging nach nebenan. Im Augenblick konnte sie nichts für Quiniu Soptor tun. Da die Telepathin, wenn auch nur schwach, die Gedankenimpulse der Halbarkonidin wahrnahm, konnte sie es vor sich selbst verantworten, sie allein zu lassen. Michalowna würde es merken, sollte sie aufwachen.
»... bei aller Hochachtung, Crest«, sagte Trker-Hon in seinem korrekten, aber mit einen Hauch von Zischlauten unterlegten Arkonidisch, »ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass es sich bei ES um ein Einzelwesen handelt.«
Der Topsider ging in einer menschlichen Geste auf und ab, wie sie Michalowna noch nicht an ihm bemerkt hatte. Für gewöhnlich war dem Weisen die Starre von Echsenwesen zu eigen, nur unterbrochen von präzisen Bewegungen, die dazu dienten, von einer erstarrten Pose zur nächsten zu wechseln.
Als Michalowna in den Raum trat, hielt er einen Moment inne, musterte sie aus seinem verbliebenen Auge und setzte seinen Weg fort.
»Wieso sollte ES kein Einzelwesen sein?«, hielt Crest dagegen. Der Arkonide ging ebenfalls auf und ab, gab lediglich durch einen raschen Seitenblick zu erkennen, dass er Michalownas Eintreten registriert hatte.
Keiner der beiden erkundigte sich nach Quiniu Soptor.
»Weil das hier zu viel ist!« Trker-Hon deutete über die gläserne Stadt, die sich rings um ihr Quartier erstreckte. Die Wände dieses Zimmers waren transparent. »Diese märchenhafte Stadt, diese Welt Wanderer, die Transmitter, die Raum und Zeit überbrücken können. Das kann unmöglich das Produkt eines Einzelnen sein. Es benötigt viele Wesen, die sich an der Erschaffung eines so gewaltigen Werkes beteiligen, eine Kultur!«
»Normalerweise ja.« Crests Gesicht war ungewöhnlich gerötet. »Aber Sie übersehen den Faktor Zeit. Wir können, nein, wir müssen davon ausgehen, dass ES unsterblich ist. Er hatte Abertausende von Jahren, um das hier aufzubauen. Nichts ist unmöglich, besitzt man die Ewigkeit.«
Trker-Hon antwortete nicht gleich. »Ihre Logik ist in sich schlüssig«, gestand er schließlich ein. »Aber stellen Sie sich vor: Was wäre das für eine Unsterblichkeit? Ewige Einsamkeit! Sie wäre eine Qual!«
»An den Maßstäben sterblicher Wesen gemessen, die in ihre jeweilige Kultur eingebettet sind, wäre sie das. Aber ES ist nicht daran zu messen! Dieser Tatsache bin ich mir gewiss.«
»Woran dann? An den Maßstäben eines Gottes?«
»Ich bitte Sie, Trker-Hon! Wir sind Wissenschaftler.« Crest schüttelte
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