Perry Rhodan Neo 025 - Zielpunkt Arkon
stellte sich in Positur wie ein Revolverheld beim Duell, nur dass die Hände mit den gespreizten Fingern nach vorne zeigten, in Richtung der Glutwand. Rhodan und Bull flankierten ihn. Sie hatten die Positroniken ihrer Kampfanzüge synchronisiert, um notfalls sofort einen gemeinsamen Energieschirm errichten zu können.
Der Ilt schloss die Augen. Nach einigen Atemzügen sagte er halblaut: »Mann, das Zeug ist ekelhaft. Von der Temperatur spüre ich nichts, aber die Konsistenz – igitt! Glitschig, verflixt schwer zu kontrollieren, weil alles so inhomogen ist und so sprunghaft reagiert ... Muss extrem aufpassen, dass mir nichts entwischt ...« Man merkte seiner Stimme die innere Anspannung an.
Ugoljew meldete Bereitschaft. Eine Reihe von Paaren aus Anzugträgern und Ungeschützten hätten im Hangar Aufstellung bezogen. Gucky, der mitgehört hatte, stöhnte leise auf. Wie von Geisterhand bildete sich eine trichterförmige Einbuchtung in der Wand. Anfangs war sie nur handtellergroß, aber sie vergrößerte sich rasch.
Während die Delle sich zur Röhre erweiterte, verglühten Teile des eingedrückten Metalls, wobei es zu Miniaturexplosionen kam. Rhodan mutmaßte, dass dies sichtbare Symptome jener zusätzlichen Komplikationen waren, von denen Gucky gesprochen hatte: Das Material, das er telekinetisch formte, verhielt sich hochgradig instabil. Den Tunnel zu erschaffen kostete viel Kraft.
»Jedes Paar soll ... einzeln durch ...«, keuchte der Ilt. »Immer auf mein Kommando. Muss jedes Mal neu ... entscheiden, ob ich's verantworten kann.«
»Verstanden.« Rhodan gab die Anweisung an Rhino weiter.
Der telekinetische Vortrieb durchbrach die Hangarwand. Durch den Tunnel, der nun etwa zweieinhalb Meter durchmaß, sah Perry in düsterrotem Licht eine Zweierreihe, deren Spitze einen Sicherheitsabstand von etwa zehn Metern zur Wand hielt.
»Die Ersten ... los!«, befahl Gucky.
Zwei kamen raus. Dann wieder zwei und nochmals zwei. Die Musiker begleiteten jeden geglückten Durchgang mit einem Tusch.
Die nächsten zwei ... Rhino war nicht abergläubisch. Dennoch erlaubte er sich nicht, in die Jubelrufe der Menge einzustimmen. Einstweilen hielt der telekinetisch geschaffene Rettungstunnel. Obwohl Gucky dazwischen kurze Pausen einlegte, ging die Evakuierung bedeutend schneller voran als zuvor per Teleportation. Aber die Warteschlange war noch so lang ...
Wieder zwei ...
Und die Prozedur stockte.
Zehn, zwanzig, dreißig Sekunden kam nichts von Gucky.
Dann ein gellender Schrei: »Weg von der Wand! Kann sie nicht halten. Es tut mir leid ...«
Die Aufgereihten nahmen die Warnung ernst und flohen zurück in die Hangarmitte. Keine Sekunde zu früh. Die Tunnelöffnung brach ein, zugleich kollabierte ein ganzes Wandstück von mehreren Metern Breite und Höhe auf einmal. Dahinter wurde ein Glutmeer sichtbar.
Das Inferno brach über die Eingeschlossenen herein.
Hilflos mussten Perry Rhodan und Reginald Bull mit ansehen, wie kurz hintereinander Gucky, die Tunnelröhre und schließlich die gesamte Wand in sich zusammenbrach. Die Lücke füllte sich mit sengender Glut, die nun träge auch in den Gang hereinfloss.
Der kombinierte Schutzschirm baute sich auf. »Lauft!«, rief Perry den zehn dem Hangar Entflohenen zu, die Reg und er sofort schiffeinwärts weitergewinkt hatten. »Lauft schon!«
Sie gehorchten. Rhodan und Bull folgten ihnen, Gucky zwischen sich mitschleppend, bis zum nächsten Brandabschnittsschott. Sie brauchten den Mechanismus nicht zu betätigen, es schloss sich, sobald sie hindurch waren. Thora da Zoltral hatte offenbar das Geschehen aus der Zentrale mitverfolgt.
»Danke!«, funkte Perry. »Haben wir die Sache durch den misslungenen Versuch noch verschlimmert?«
»Nein. Der gesamte Bereich musste ohnedies bereits aufgegeben werden. Machen Sie, dass Sie weiterkommen. Noch befinden Sie sich auf der falschen Seite der Sprengladungen und Prallfeldprojektoren!«
Rasch zogen sie sich aus dem Gefahrenbereich zurück. Gucky hatte das Bewusstsein verloren. Er bebte am ganzen schmächtigen Leib, hatte Schaum vor dem Mund und wimmerte in Agonie.
»Die Anstrengung war zu groß für ihn«, sagte Reginald. »Ihn trifft keine Schuld. Damit, dass die halbe Wand schon kurz vor dem Einsturz stand, konnte er nicht rechnen. Immerhin hat er ein paar zusätzliche Leute herausgebracht.«
Rhodan schwieg.
Zehn weitere Menschen hatte Gucky retten können. Zehn von immer noch über fünfhundert, die nun endgültig dem Tod geweiht
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