Perry Rhodan Neo 026 – Planet der Echsen
neugierige Zungen schnellten aus langen Schnauzen hervor und kosteten seinen Geruch. Manche fingen daraufhin an zu tuscheln. Andere zischten ihn abfällig an.
»Ihr bekommt nicht oft Besuch von außerhalb, oder?«, fragte Manoli, als sie wieder auf der Treppe waren. »Also von wirklich außerhalb.«
»Von Arkoniden?« Khatleen-Tarr drehte den Kopf zur Seite und zurück. »Nein. Du bist hier schon eine Erscheinung, die auffällt.«
»Positiv oder negativ?«, fragte Manoli halb im Scherz.
Die Topsiderin legte fragend den Kopf schief. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du nicht weißt, wie es zwischen unseren beiden Kulturen eigentlich steht? Von welcher Kolonialwelt kommst du denn?«
»Ich ... äh ...« Manoli fuhr sich verlegen über den Kopf, während er fieberhaft nachdachte. »Ich kümmere mich nicht sonderlich um Politik. Ich bin Arzt und komme von einer kleinen Agrarwelt, bis ich ... bis ich irgendwann eines Nachts entführt wurde. Danach ... ist da ein großes schwarzes Loch in meinem Kopf.«
»Soso, ein Bauchaufschneider bist du«, sagte Khatleen-Tarr.
»Das klingt aus deinem Mund aber gewalttätig.«
Ein zischelndes Lachen antwortete ihm. »Aus meinem Mund. Du bist gut. Heißen die Leibärzte hochgestellter Persönlichkeiten auf Arkon nicht so?«
»Äh ... ja ... stimmt wohl. Wie gesagt: Ich bin ein einfacher Landarzt. Politik ist nicht mein Ding.«
»Meins auch nicht«, verkündete die Topsiderin. »Darum überlasse ich diese Dinge Bismall-Kehn. Da sind wir übrigens schon. Dort hinter der Tür liegt sein Speisezimmer.« Sie wandte sich an einen der Diener. »Sag dem Herrn des Geleges, dass sein Gast da ist.«
Dieser nickte und verschwand hinter der Tür.
Während Khatleen-Tarr und Manoli im Flur auf seine Rückkehr warteten, beugte sich die Topsiderin zu ihm hin. »Aber falls sich deine Frage vorhin auf deinen äußeren Eindruck bezog ... Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen. Den meisten Mädchen dürftest du zu mager sein. Und ... nun ja, versteh mich nicht falsch, aber du hast keinen Schwanz.«
Autsch , dachte Manoli. Aus dem Mund einer irdischen Frau wäre das ein echter Schlag in die Magengrube gewesen. Aber natürlich wusste er, wie die Topsiderin es meinte. Er bedachte sie mit einem säuerlichen Grinsen. »Dann ist es ja gut, dass ich derzeit wirklich nicht auf Partnersuche bin.«
Der Diener kehrte zurück. »Der Arkonide kann jetzt eintreten.«
»Wir sehen uns später, Erikk-Mahnoli«, sagte seine Begleiterin beinahe förmlich.
»Ich freue mich darauf, Khatleen-Tarr«, antwortete er. »Und vielen Dank für die Führung durch das Haus.«
Dann folgte Manoli dem Diener in den Speiseraum. Es handelte sich um einen mittelgroßen Raum, der, ebenso wie alle Räume zuvor, vom Hang seines Besitzers zu Opulenz und Extravaganz zeugte. In der Mitte stand ein ovaler Tisch, der Platz für sechs Gäste bot. Vor zweien der Stühle, die eine s-förmig geschwungene Lehne aufwiesen, um den Topsidern ein bequemes Sitzen zu ermöglichen, waren zwei Gedecke aufgetragen worden.
Neben dem Tisch hielt sich ein grün geschuppter Mann auf. Er schien für einen Topsider eher klein zu sein und wies eine beträchtliche Leibesfülle auf, die nur ein Leben ohne jeden Mangel hervorbrachte. Gekleidet war er in einen bodenlangen Kaftan aus einem seidenartig schimmernden rotvioletten Stoff. Auf seinem Kopf saß eine passende, keck wirkende Kappe. Auf seiner linken Schulter dagegen hockte eine unterarmlange, smaragdgrüne Flugechse.
Er sah aus wie ein Weltraumpirat aus tausendundeiner galaktischen Nacht.
»Willkommen, Erikk-Mahnoli«, sagte er mit kraftvoller Stimme. »Willkommen in meinem Reich. Ich bin Bismall-Kehn, der Herr des Geleges. Ich habe deine Ankunft schon erwartet.«
4.
Ein Schatten der Vergangenheit
Nördlich von Terrania, 5. Januar 2037
Ein erschrockener Aufschrei ging durch die in dem Hochtal versammelte Menge, als es plötzlich stockdunkel wurde. Im nächsten Augenblick folgten ihm ehrfürchtige Rufe der Bewunderung, denn hoch über den Köpfen der Menschen erwachten neue Scheinwerfer zum Leben. Sie waren an den Masten der Hochspannungsleitung befestigt und bildeten einen gleißenden Strahl aus Licht entlang der silbernen Leitungsstränge. Mast um Mast fing auf diese Weise an zu leuchten, eine weiße Welle an Energie raste vom Kraftwerk aus in Richtung Terrania, das als verwaschener Lichtpunkt am Horizont lag. Immer kleiner und kleiner wurde der helle Lichtfaden, bis er kaum noch
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