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Perry Rhodan Neo 026 – Planet der Echsen

Perry Rhodan Neo 026 – Planet der Echsen

Titel: Perry Rhodan Neo 026 – Planet der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hingedeutet, dass er sich Kinderprostituierte vom Straßenstrich Hohhots aufs Zimmer holte. Aber trotzdem war sie da gewesen, hatte Bai Jun gesehen und hatte als Zeugin eliminiert werden müssen. Jahrelang hatte ihm diese Tat Albträume beschert, und selbst heute holte ihn die Vergangenheit manchmal ein.
    Ja, das muss die Erklärung sein , dachte Bai Jun. Er war an diesem Nachmittag ohnehin schon in nachdenklicher Stimmung gewesen. Vermutlich hatte ihm sein Unterbewusstsein nur einen Streich gespielt und ihm im Halbdunkel des Versammlungsplatzes das Gesicht einer Fremden eigentümlich vertraut erscheinen lassen.
    Anders war der Vorfall auch nicht zu erklären. Er glaubte weder an Wiedergeburt noch an Geister, die Gestalt annehmen mochten, um die Schuldigen unter den Lebenden zu quälen. Gleich würde Lhundup mit der Kleinkriminellen auftauchen – oder die Parkplatzwächter griffen sie bei der Fahrzeugkontrolle auf –, und das Ganze würde sich als lachhafter Irrtum erweisen.
    Jemand tippte ihm auf die Schulter. »Jun, ich habe sie«, sagte Lhundup. »Sie war nicht schwer zu fangen.«
    Bai Jun drehte sich um – und sein Herz machte einen schmerzhaften Satz in der Brust. Sie ist es , durchfuhr es ihn, als er das Mädchen sah. Die junge Diebin wand sich im Griff seines Assistenten, aber wenn Lhundup in seiner Kindheit etwas gelernt hatte, dann widerspenstige Tiere festzuhalten.
    »Hier, deine Brieftasche.« Sein Assistent hielt Bai Jun das braune Ledermäppchen hin.
    Mit zusammengekniffenen Augen trat der Bürgermeister näher und nahm es entgegen. Als er das Gesicht der jungen Diebin genauer musterte, durchströmte ihn so etwas wie Erleichterung. Natürlich war sie nicht das ermordete Mädchen aus Hohhot. Aber sie sah ihm wirklich erstaunlich ähnlich. Diese dunklen Augen, das rundliche, doch eingefallen wirkende Gesicht, die rot geschminkten Lippen ...
    »Was soll ich mit ihr machen, Jun?«, fragte Lhundup. »Soll ich sie übers Knie legen und züchtigen, damit sie nie wieder auf dumme Gedanken kommt? Bei uns zu Hause würde man das so machen.«
    Die Worte seines Assistenten holten Bai Jun in die Wirklichkeit zurück. Er blinzelte und schüttelte dann den Kopf. »Nein.«
    »Du willst sie der Polizei überlassen?«, fragte Lhundup. »Die lassen sie doch bloß laufen, und sie klaut aufs Neue!«
    »Auch das nicht«, gab Bai Jun zurück. »Wir nehmen sie mit.«
    Das Mädchen riss erschrocken die Augen auf und versuchte sich aus Lhundups Griff zu entwinden, aber vergeblich.
    Sein Assistent nahm diese Neuigkeit dagegen erstaunlich gelassen hin. »Gut«, sagte er nur.
    Bai Jun wandte sich an die junge Diebin und hob beschwichtigend die Hände. »Keine Angst. Ich will dir nur helfen. Mein Name ist Bai Jun. Wie heißt du?«
    Sie duckte sich ein wenig und beäugte ihn misstrauisch. »Cui«, verriet sie dann mit zittriger Stimme, wobei nicht ganz deutlich wurde, ob die Angst oder die Kälte dafür verantwortlich war.
    »In Ordnung, Cui. Du kommst jetzt mit uns. Wir bringen dich nach Terrania zurück. Und auf der Fahrt reden wir, in Ordnung?«
    Mit einem kaum merklichen Nicken gab Cui ihr Einverständnis. Sie wirkte noch immer verunsichert, war aber offenbar bereit, zumindest eine Weile das seltsame Spiel mitzuspielen, das der fremde Mann mit ihr vorhatte.
    Zu dritt gingen sie zum Parkplatz hinüber und stiegen in Bai Juns Limousine ein.
    Bis vor Kurzem hatten noch chinesische Militärjeeps und Lastwagen das Straßenbild Terranias geprägt. Doch mehr und mehr wurde die Stadt für zivile Zulieferer attraktiv, sodass der Bürgermeister von Terrania ein seinem Status entsprechendes Fortbewegungsmittel, einen Brilliance EX8, bekommen hatte. Die geländefähige Limousine war für das Wüstenklima in der Gobi nicht ganz so gut geeignet wie ein Militärfahrzeug, bot aber dafür einen weit besseren Komfort und verhinderte, dass die Bewohner von Terrania den Eindruck bekamen, ihre Stadt würde von Soldaten geführt.
    Das war der vielleicht wichtigste Grund für Bai Jun gewesen, dem neuen Wagen zuzustimmen. Er kämpfte auch so noch genug mit seiner Vergangenheit als General der Volksarmee.
    Im Inneren des Wagens herrschte bereits eine deutlich angenehmere Temperatur als in dem nächtlichen Hochtal. Und als Lhundup, der sich hinters Steuer klemmte, die Heizung einschaltete, wurde es sogar behaglich. Bai Jun, der sich zusammen mit Cui auf die breite Rückbank gesetzt hatte, beobachtete mit milder Belustigung, wie das Mädchen die

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