Perry Rhodan Neo 026 – Planet der Echsen
irgendwie fragwürdig sein könnten, begriff ich erst, als man mir sagte, ich solle nach Terrania gehen, um dort Ihr Vertrauen zu erschleichen. Offensichtlich sehe ich einem Mädchen sehr ähnlich, mit dem Sie, Bürgermeister, eine schmerzliche Episode Ihrer Vergangenheit verbinden. Mit diesem Schmerz wollten Chang und ihre Leute arbeiten.«
Und das war ihnen gelungen, musste Bai Jun sich eingestehen. Das Auftauchen von Cui hatte sein Leben und seine innere Ruhe gehörig durcheinandergewirbelt. Glücklicherweise nicht stark genug, um ihn seine Grundsätze und den Glauben an Perry Rhodans Vision verlieren zu lassen.
»Als ich hörte, was sie mit mir vorhatten, weigerte ich mich. Ich sagte, es käme mir nicht rechtens vor, einen Mann so zu quälen. Daraufhin entführte Chang meinen Vater. Sie setzte mich unter Druck. Wenn ich nicht gehorchte, würden sie ihn töten. Und wenn ich irgendjemandem etwas verriete, wenn ich Hilfe bei der Polizei suchte, würden sie ihn auch töten. Es würde wie ein Unfall aussehen. Niemand könnte ihnen etwas anhaben. Ich musste ihnen das glauben. Und auch wenn ich furchtbare Angst hatte und dazu einige Skrupel, ließ ich mich auf das Spiel ein. Ich sollte nur Ihre Nähe suchen. Mehr wurde nicht von mir erwartet. Und genau das machte ich. Es tut mir leid, dass ich Sie getäuscht habe. Sie waren so gut zu mir – oder vielmehr zu dem heimatlosen Straßenmädchen Cui.« Sie senkte beschämt den Kopf.
Bai Jun beugte sich ein wenig vor und ergriff ihre Hand. »Es war nicht deine Schuld. Ich werfe es dir nicht vor. Mach dir deswegen keine Gedanken.«
Zögernd sah das Mädchen ihn an. »Aber was wird jetzt aus meinem Vater? Ich habe Angst, dass Chang und ihre Leute ihm etwas antun, um mich zu bestrafen.«
»Chang stellt im Augenblick keine Gefahr dar«, sagte der Bürgermeister. »Sie ist in Gewahrsam. Und die zwei Männer, die mit ihr in den Stardust Tower eingedrungen sind, leben nicht mehr. Sie kamen beim Kampf mit der Tower-Sicherheit um. Aber deswegen ist dein Vater wirklich noch nicht in Sicherheit.«
»Können wir ihn nicht retten?«, mischte sich Lhundup ein.
Nachdenklich tippte Bai Jun sich ans Kinn. »Ich hoffe sehr, dass wir das können. Ich muss mit Chang im Gefängnis sprechen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit – auch wenn der Preis, den wir dafür wahrscheinlich zahlen müssen, mir überhaupt nicht schmeckt.«
An der Tür räusperte sich jemand, und als Bai Jun sich umdrehte, sah er den Kopf von Sid, der verlegen hereinschaute. »Stören wir, Bürgermeister?«, fragte der junge Mutant. Hinter ihm tauchte der Blondschopf von Betty Toufry auf.
»Nein, kommt rein«, sagte Bai Jun, während Cui den TerraNet-Ohrstöpsel vom Nachttisch nahm und einsetzte.
Die beiden Mutanten traten in das Zimmer. Sid trug einen Pod bei sich. »Wir wollten mal sehen, wie es dir geht, Cui«, erklärte er. »Und wir wollten dir was zum Zeitvertreib mitbringen. Ein paar neue Spiele.« Er hob den Pod.
Cui schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Danke! Aber verzeiht mir: Ich weiß gar nicht, wer ihr seid.«
»Das sind Sid González und Betty Toufry, zwei junge Leute mit besonderen Gaben«, erklärte Bai Jun. »Ich bin sicher, sie werden dir alles darüber erzählen, wenn du sie lässt. Wir sind ihnen zu Dank verpflichtet, denn sie halfen uns nicht nur, Chang zu fassen, sondern auch und vor allem, dir das Leben zu retten.«
Mit großen Augen sah Cui die beiden an. »In diesem Fall danke ich euch noch mehr.«
»Nicht der Rede wert«, gab Sid mit einer abwinkenden Geste zurück. »Den Tag zu retten ist unser Job.«
»Aufschneider«, warf Betty grinsend ein und boxte ihn gegen den Arm.
Sid lachte nur.
»Ich lasse euch junge Leute dann mal allein«, sagte der Bürgermeister und stand auf. »Es gilt, einige Dinge zu erledigen.« Er nickte Cui zu. »Um deinen Vater kümmere ich mich. Den Preis, den mich das wohl kosten wird, bin ich bereit zu zahlen.«
»Ich finde kaum Worte für Ihre Güte, Bürgermeister Bai. Sie sind die Kugel, die ich für Sie abgefangen habe, wirklich wert.« Auf Cuis Gesicht lag grenzenlose Dankbarkeit.
Bai Jun spürte, wie ihn ein Gefühl von Wärme durchflutete. »Du kannst mich Jun nennen«, sagte er. »Einfach nur Jun.«
Die zwei unauffälligen Zivilmaschinen trafen sich auf einem namenlosen Flugfeld am östlichen Rand der Wüste Gobi. Es war einer dieser Momente, die verdächtig an einen Hollywoodfilm erinnerten, aber ob jetzt die Kunst das Leben oder das Leben die
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