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Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung

Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung

Titel: Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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TOSOMA flog an ihnen vorbei, trügerisch langsam vor diesem unendlich friedvollen Blau. Für jeden, der einmal gesehen hatte, wie elegant sie über den Himmel und durch das All zog, war offensichtlich, dass es ein unkontrollierter Flug war: Sie schlingerte und machte kleine Sprünge, der Rumpf war aufgerissen, hin und wieder schoss das Feuer eines Impulstriebwerks hervor und versuchte Kurskorrekturen herbeizuführen.
    Die Positronik musste, wie es ihre Aufgabe war, die Steuerung übernommen haben, nachdem Rhodan, Bull, Thora und Gucky nicht mehr in der Zentrale waren. Aber auch sie konnte das Schiff nicht mehr retten.
    »Sinnlos«, sagte Thora. Der Blick ihrer roten Augen folgte stur dem Kurs der TOSOMA. »Es ist sinnlos, die Vergangenheit zu betrauern, Bull. Das sollten Sie am besten wissen. Sie waren Deserteur, Besun ... und bestimmt einiges, was ich nicht einmal zu denken wage, in Ihrer noch primitiveren Vergangenheit.«
    Bull schenkte ihr einen vernichtenden Blick, aber sie registrierte ihn nicht.
    Perry Rhodan wusste, was in seinem Freund vorging, denn er fühlte genauso. Sie hatten das Unternehmen Arkon angestoßen, sie hatten all die Menschen eingeladen, sie zu begleiten: zweitausendzweihundert Individuen, nur vierhundert davon reguläre Besatzungsmitglieder, der Rest begabte Menschen aller Nationen, die Terra vor dem Thron Arkons repräsentieren sollten.
    Sieh her, Imperium: Das sind wir!, hatte er damit gleichsam rufen wollen.
    Zweitausendzweihundert Individuen, von denen er gut siebenhundert auf dem Gespinst einer ungewissen Zukunft hatte überlassen müssen, weil er sich geweigert hatte, die Gebräuche der Mehandor ernst zu nehmen. Weil er geglaubt hatte, er könne besser sein als sie, und doch bloß verschlagener gewesen war. Nicht die Händler, der schiffbrüchige Kunde hatte sich schurkisch verhalten.
    Zweitausendzweihundert Individuen, von denen soeben fünfzehnhundert dem Tod entgegenrasten. Durch seine Schuld, egal, wie er es drehte und wendete. Er war der Anführer, und daher traf ihn die Verantwortung.
    Wenigstens ist Crest in Sicherheit, dachte er und wusste im gleichen Augenblick, dass dieser Trost trügerisch war. Die Naats würden es nicht beim Abschuss der TOSOMA bewenden lassen. Er versuchte, einen Blick auf Thoras Gesicht zu erhaschen, ohne aufdringlich zu wirken.
    War diese Frau tatsächlich so kalt wie die Welt, auf der sie gelandet waren? Konnte sie einfach so zusehen, was geschah?
    »Thora«, begann er zögernd.
    »Ja?« Sie sah ihn nicht an, ihre Stimme blieb unbewegt.
    »Sie sollten nicht hinschauen.« Er kam sich chauvinistisch vor, kaum dass die Worte heraus waren. Er hatte etwas ganz anderes sagen wollen. »Ich meine ...«
    »Sie befinden sich im Irrtum, Rhodan. Ich muss sogar hinsehen, genau wie Sie. Stellen Sie sich den Folgen Ihrer Entscheidungen. Sie verantworten die Vernichtung der TOSOMA und den Tod jedes Einzelnen, der Ihre Expedition nicht überleben wird.«
    Reg schnaufte empört auf.
    »Wer wollte denn unbedingt nach Arkon?«, piepste Gucky schrill. »Seit ich weiß, was sie vor zehntausend Jahren mit meinem Volk angestellt haben ...«
    Perry Rhodan blieb ruhig und beobachtete die glatte, reglose Fassade, hinter der Thora sich verbarg. Seine Freunde hatten nur das gehört, was die stolze Arkonidin gesagt hatte, aber die Aussage dahinter schien nur er zu verstehen: Sie betrachtete sich als ebenso schuldig wie er, und sie erteilte ihm eine Lektion in Sachen Ehre und Verantwortung: Stell dich deiner Verantwortung, aber lass nicht zu, dass Schuldgefühle dich lähmen.
    »Werden Ihre Leute die TOSOMA vernichten?«
    Sie schwieg, dann schüttelte sie den Kopf. »Es sind nicht meine Leute, es sind Naats. Sie wollen uns, nicht unseren Tod. Jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Leichen sind nicht besonders gesprächig, wissen Sie?«
    »Aber Ihre Kumpel da oben tun auch nicht gerade viel, um der TOSOMA zu helfen«, brummte Bull.
    »Nein«, sagte sie.
     
    Die TOSOMA schaffte eine letzte Kurskorrektur: Ihr Flugwinkel wurde immer flacher, dann pflügte der gigantische brennende Ball durch das Eis, verwandelte es für Sekunden in emporspritzendes Wasser, das gleich wieder gefror, kaum dass das Schiff die Stellen passiert hatte. Es ließ eine Allee eleganter, geschwungener Halbbögen aus Eis hinter sich zurück.
    Und verschwand.
    Der Boden unter Rhodans Füßen grollte und bebte so stark, dass er das Gleichgewicht verlor. Auch Thora und Reg taumelten, die Arkonidin stürzte sogar.

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