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Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen

Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen

Titel: Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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entfernt aufragte. Außerdem pfiff der Wind über ihn, kroch mit eisigen Fingern unter die Kleider. Aus den Verletzungen an seinem Unterschenkel rann Blut.
    Schlimmer, dachte Eric Manoli verzweifelt, ging es offenbar immer.
    »Ich hole dich«, hörte er eine Stimme.
    Sein Blick wanderte zur Plattform. Thersa-Khrur stand dort, eine Liane bereits in der Hand. Sie schwang auf ihn zu, packte gewandt mit ihrer einen Hand seine Liane und zerrte ihn mit sich zur Wendeltreppe. Sich selbst hielt sie nur fest, indem sie sich mit den Füßen und zwischen Arm und Brustkorb festklemmte.
    Sofort danach sprang sie erneut, und diesmal erreichten sie die Plattform, unter der traubenartig auch ihre Wohnhütte hing.
    Ohne ein Wort nahm sie ihm den Wasserschlauch ab, den er noch immer um den Rücken gebunden trug. Sie ging zu einem Beet, das steil in einer in den Fels geschlagenen Nische lag. Blumen wuchsen darin. Sie öffnete den Lederschlauch und goss die Pflanzen. »Danke!«, sagte sie. »Meine Lieblinge standen kurz vor dem Verdursten.«
    Manoli wusste nicht, ob er lachen oder schreien sollte. Es war zu absurd, als dass er auch nur begreifen konnte, was gerade geschah. »Kalmukh«, presste er heraus. »Er hat ... er ... er ist ...«
    »... ein hinterhältiger, wertloser Haufen Dreck gewesen«, beendete Thersa-Khrur seinen Satz. »Der Sturz ist tief und nimmt eine merkliche Menge Zeit in Anspruch, genug um nachzudenken. Ich hoffe für ihn, dass er die Zeit vor seinem Tod zur Selbsterkenntnis genutzt hat.« Sie presste den letzten Wassertropfen aus dem Schlauch ins Beet. »Und nun zu dir, Arkonide. Wer bist du, und was willst du hier?«

11.
    An Bord der NESBITT-BRECK:
    Sightseeing
     
    Conrad Deringhouse drückte die NESBITT-BRECK tiefer. Das Schiff tauchte in die Wolkendecke der Venus ein, wurde von ihr verschluckt.
    Schon wieder, dachte Adams. Es war gerade einmal zwei Tage her, dass er zuletzt hier gewesen war. Er konnte es immer noch nicht fassen; es ging mal eben so zur Venus und zurück. Vor Kurzem noch eine unfassbar große Entfernung.
    Deringhouse, der junge Exastronaut, steuerte den ehemaligen topsidischen Aufklärer wortlos, legte ein Gespür für Takt an den Tag, das Homer G. Adams überraschte. Ihm war es nur recht, er benötigte seine ganze Konzentration für die Passagiere der NESBITT-BRECK.
    Der Gegensatz zwischen den beiden Männern neben ihm hätte kaum größer sein können.
    Bai Jun hatte in der alten Volksrepublik zur Elite des Militärs gehört, ein Mann, der über das Leben von Zehntausenden, ja von Millionen bestimmte – und in letzter Konsequenz auch über ihren Tod.
    Lhundup war eines dieser Leben gewesen. Ein Hirtenjunge aus dem Hochtal des Changthang, ein Angehöriger der vernachlässigten tibetischen Minderheit, den die Not – oder die Abenteuerlust? – aus seiner kargen Heimat vertrieben hatte.
    Auch äußerlich konnten sie kaum verschiedener sein. Bai Jun war sehnig und schlank, einer jener Männer, deren Alter beinahe unmöglich zu schätzen war. Der wie ein zupackender Mittdreißiger wirkte und dessen wahres Alter nur die kleinen Fältchen verrieten, die sich an den Augenwinkeln in sein Gesicht gruben.
    Lhundup erinnerte mit seinem speckigen Gesicht an einen Buddha. Die viel zu kurz geratenen Arme und Beine wiesen die zarte, makellose Haut eines Babys auf.
    Bai Jun stand stocksteif in der Zentrale der NESBITT-BRECK. Er verschränkte mit verschlossener Miene die Arme vor der Brust.
    Lhundup hielt es nicht am Fleck. Der Junge ging auf und ab, berührte immer wieder vorsichtig eine der Arbeitsstationen, als wolle er sich davon überzeugen, dass er nicht träumte, fasste sich an die Stirn und murmelte etwas, das die Bordpositronik als »Wenn ich das Onkel Dalaimoc erzähle! Das glaubt er nie!« übersetzte.
    Adams war es ein Rätsel, was die beiden aneinander fanden. Doch was immer es sein mochte, erwies sich als ein kraftvolles Band. Sonst hätte Bai Jun nicht darauf bestanden, dass sein persönlicher Assistent ihn auf dem Flug zur Venus begleitete.
    Vielleicht, kam dem Administrator der Gedanke, handelte es sich um eine Art Wiedergutmachung. Lhundup hatte in den letzten Wochen erhebliche Mühen auf sich genommen, um in Bai Juns Auftrag das Geheimnis des Stardust Towers zu lösen. Der Junge war über sich hinausgewachsen, und nun erlebte er etwas, das für einen ehemaligen Hirtenjungen noch unfassbarer sein musste als für Homer G. Adams, der immerhin ein exorbitant reicher Mann von Welt gewesen

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