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Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen

Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen

Titel: Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dass die einzelnen Balken ächzend protestierten. Unwillkürlich versteifte sich Manoli in der Erwartung, dass alles zusammenbrach. Doch nichts geschah.
    Zuerst glaubte er, es mit einer kleinwüchsigen Echsenfrau zu tun zu haben, bis er bemerkte, dass sie lediglich jung war – sehr jung. Ihn überlief ein Schauer, als er sich zum wiederholten Mal an die ausgehungerten Schlüpflinge erinnerte, gegen die sie in der Kanalisation der Hauptstadt gekämpft hatten. Und sie hatte nur ein Auge. Anstelle des linken gähnte eine leere Höhle. Sie ging wortlos an ihm vorüber, senkte vor Thersa-Khrur ehrfürchtig den Blick und vollführte eine komplizierte, rasche Geste mit beiden Händen. Womöglich ein spezieller Gruß, wie Manoli ihn noch nie gesehen hatte, oder ein Geheimzeichen. Sie ergriff eine Liane und schwang mit einer eleganten, scheinbar völlig problemlosen Bewegung hinüber zur Wendeltreppe.
    »Darf ich Sie etwas fragen, Thersa-Khrur?«
    »Das ist schon eine Frage, Erikk-Mahnoli.«
    Immerhin hatte sie ihm nicht das Wort verboten. Sehr gut. So konnte er ein wenig Zeit gewinnen. »Kalmukh trug einen verstümmelten Schwanz. Diese Topsiderin besitzt nur noch ein Auge. Sie, Trogh, haben eine Hand verloren. Was hat das zu bedeuten? Und warum haben Sie sich keine neue Hand anpflanzen lassen?«
    »Weil ich es nicht will.«
    »Aber ...«
    Die Trogh gab einen zischenden Laut von sich, und ihr Kopf senkte sich ein wenig; fast unmerklich, aber deutlich drohend. Der Wind bauschte ihr Kleid über dem Brustkorb. »Ich habe meine Hand gegeben, um Erkenntnis zu erlangen. Bekäme ich eine neue, würde diese Erkenntnis wieder verblassen. Das, Erikk-Mahnoli, ist es nicht wert.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Du wirst es vielleicht noch ...«
    »Wann?«
    »Wenn du die nächsten Minuten überlebst.« Weil sich ein weiterer Tropfen am Rand des Beets sammelte, ging die Topsiderin hin, fing ihn mit einem Finger auf und strich ihn sanft und bedächtig auf eine der Blüten. Dort glitzerte er wie eine kostbare Perle im Licht der Sonne. »Ein letztes Mal, Fremder, den ich im Hort aufgenommen habe, ohne dass ich dir dabei Fragen gestellt habe. Wer bist du, und was tust du auf Topsid?«
    Die Drohung in diesen Worten war eindeutig, ebenso wie der Hinweis darauf, dass sie eigentlich nicht seine Feindin war. Bislang hatten ihn alle Topsider für einen Arkoniden gehalten, und Eric Manoli hatte nicht widersprochen. Er sei ein einfacher Landarzt, hatte er behauptet, von einer abgelegenen Kolonialwelt – und seine Gegenüber hatten es stets akzeptiert.
    Thersa-Khrur würde sich mit dieser Geschichte nicht zufriedengeben, das war ihm klar. Das ließ ihm nur zwei Möglichkeiten: eine ausgefeiltere Lüge oder die Wahrheit. Eric Manoli entschied sich für die Wahrheit. »Ein Unfall hat mich auf diese Welt verschlagen. Ich hatte es nie geplant. Meine Heimat ist eine Welt, die wir Erde oder Terra nennen. Und Sie haben recht: Ich bin kein Arkonide, sondern ein Mensch. Freunde von mir sind zu einer Expedition aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Ich bin ihnen gefolgt, um sie zu finden und ihnen zu helfen.«
    »Du hast diese Rettungsmission allein angetreten?«
    Er nickte. »Allein.« Was irrsinnig gewesen war, wenn er genauer darüber nachdachte. Aber er würde es wieder tun. Für seine Kameraden Perry Rhodan und Reginald Bull würde er jederzeit das eigene Leben geben.
    Thersa-Khrur dachte kurz nach. »Wenn ich dir glaube, Erikk-Mahnoli, wenn ich deine Geschichte für wahr ansehe – wie kommt es dann, dass du es wagst, einen Fuß in den Hort der Weisen zu setzen? Warum bist du hierhergekommen? Und was ist aus deinem Raumschiff geworden?«
    Nun habe ich einmal angefangen, die Wahrheit zu sagen, also höre ich auch nicht damit auf. Es war ein gutes Gefühl, nicht länger etwas vorzuspielen. »Ich bin nicht mit einem Raumschiff gekommen, sondern mit einem sogenannten Transmitter.« Er ließ das Wort ganz bewusst fallen. Er war tatsächlich über eines dieser geheimnisvollen Geräte aus dem Wega-System nach Topsid verschlagen worden, aber seine Erinnerung an die Zeit nach der Ankunft war lückenhaft. Wusste die Weise mehr darüber? Über das, was geschehen war, ehe er im Bordell Zum Purpurnen Gelege zu sich gekommen war?
    Doch ihre Antwort enttäuschte ihn. »Was ist ein Transmitter?«
    Weißt du also doch nicht alles, dachte er und gab eine knappe Erklärung ab, sprach von den Geräten, deren Technologie er selbst nicht verstand und die dazu dienten,

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