Perry Rhodan Neo 033 - Dämmerung über Gorr
Dennoch war er ihm formal übergeordnet, und Novaal hatte sogar den Treueeid auf ihn ablegen müssen. Die Ehre band ihn, ganz egal, was da Teffron sonst tat und sagte. Wenn da Teffron nur ansatzweise verstanden hätte, was Naats bewegte, hätte er gewusst, wie überflüssig es war, auch noch Sayoaard ins Spiel zu bringen. Aber er hatte es getan.
Novaal würde das niemals vergessen.
Der Arkonide schwebte eine Beinlänge über dem Sand. Ein blaues Leuchten umgab ihn. Novaal wusste, dass dies ein besonderer Mann war. Seine Verfolger hatten das nicht geahnt, und nun lagen sie zu schwarzen, flachen Haufen verbrannt und verbacken ringsum.
»Wer bist du, Naat, dass andere Naats dich töten wollen?«
Novaal beugte das Haupt. »Ich bin Novaal. Ich schulde dir mein Leben. Ich biete dir meinen Eid an.«
»Deinen Eid?« Der Arkonide lächelte so, dass es auf seiner Haut brannte. »Was wissen die Eidbrüchigen von Eiden?«
»Sprich niemals so von mir!«, entgegnete Novaal hitzig. Natürlich kannte er die Legende der Verbannung, aber das alles lag so unendlich weit zurück, dass es keine Bedeutung für ihn hatte. »Ich biete dir meinen Eid, dir zu dienen.«
Der Arkonide schwieg einen Moment. Sein Blick richtete sich auf etwas hinter dem Naat.
»Nein«, sagte Novaal hastig. »Hier geht es nur um mich.«
Wieder schwieg der Arkonide, diesmal länger. Schließlich nickte er.
»Gut. Also schwöre.«
»Sie baten um einen aktuellen Bericht, was das Tatlira-System betrifft, Ehrenwerter«, sagte Novaal ruhig und so langsam, dass es für jeden provozierend wirken musste, der die Naats nicht für tumbe Geschöpfe hielt. Es verriet viel über Sergh da Teffron, dass er nicht darauf einging.
»Wenn ich mich richtig erinnere, musste ich es dir befehlen, Naat. Du wagtest einzuwenden, es sei möglicherweise – ich zitiere dich doch richtig, oder? – nicht klug, mit einem einzelnen Raumschiff dorthin zu fliegen.« Der alte Arkonide hörte nicht auf zu lächeln.
Er spielt mit mir, dachte Novaal. Wie eine Kristallkatze. Wie eine verdammte Kristallkatze.
»Die SHYDAR flog wie befohlen ins Tatlira-System ein. Dort stieß sie auf überlegene Verbände der topsidischen Flotte und wurde vernichtet. Es sind weitaus mehr feindliche Einheiten dort stationiert, als Sie erwarteten.«
Die scharfrückige Nase – ein übler Einfall der Natur, der die Arkoniden dem Tier näher rückte als dem Intelligenzwesen, wie Novaal fand – zuckte leicht. Rümpfen nannten es die Arkoniden. »Ich glaube kaum, dass du beurteilen kannst, was ich erwarte. Wie viele Einheiten hat der Despot denn entsandt?«
»Einundsechzig«, antwortete er knapp.
»Soso ... einundsechzig«, sagte da Teffron und rieb sich die Nase. »Einundsechzig was? Ich erwarte eine genauere Aufschlüsselung. Ich sorge dafür, dass deinem Verband in Kürze ein neuer Schwerer Kreuzer zugeteilt wird. Ich nehme an, Konsolationszahlungen an die Angehörigen der Besatzung würden nicht abgelehnt.«
»Die SHYDAR ...« Novaal suchte nach Worten, obwohl er wusste, dass er bei da Teffron kein Verständnis erwarten durfte. Dieser Arkonide hatte die Aufklärungsmission gegen jede militärische Vernunft angeordnet. Er hatte die Besatzung sehenden Auges in den Tod geschickt, um Informationen zu bekommen, die jederzeit auf andere, weniger materialintensive Weise in Erfahrung hätten gebracht werden können.
Und Novaal hatte mitgespielt – mitspielen müssen. Seine eigene Ehre gebot es ihm, der Treueeid, den er geleistet hatte. Damals hatte er nicht geahnt, dass die Erfüllung seines Eids ihn seine Ehre kosten könnte. Kein Naat würde so etwas verlangen, aber Arkoniden ... Ihnen waren die Naats egal und deren Ehre ohnehin. Sie wussten lediglich, dass Naats, waren sie erst einmal gebunden, Befehle befolgten, egal, in welche Gefahr sie dies brachte.
Insbesondere Sergh da Teffron wusste, dass Novaal seinen Befehl befolgen würde.
»Du schickst mir die Originaldaten der SHYDAR!«, befahl die Hand des Imperators. »Wir werden uns bei derart wichtigen Informationen nicht auf die Analyse einer Bande Naats verlassen, nicht wahr? Was hast du sonst noch zu berichten?«
Sergh da Teffron fixierte Novaal, der Kopf zuckte auf dem dürren Hals vor und zurück, fast wie ein nervöser Vogel. Er strich sich mit der rechten Hand über das Kinn, wobei sein schmuckloser Fingerring wie ein Streifen flüssigen Quecksilbers wirkte. Es musste am Licht liegen, dass der stumpfe, schmale Reif plötzlich so schimmerte.
Aber
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