Perry Rhodan Neo 033 - Dämmerung über Gorr
waren, oder an der Gesprächsstrategie des Arkoniden? Novaal hätte darauf gewettet, dass Sergh da Teffron, die Hand des Imperators, nichts dem Zufall überließ.
Novaal wartete bereits seit einer Stunde. Das war viel, selbst für die Hand. Eines Tages würde diese Art Einstellung sich rächen, weil eine Nachricht zu spät käme ...
»Ich hoffe für den Naat, dass es wichtig ist«, knarrte eine Novaal nur allzu bekannte Stimme, als sei der Mann, dem sie gehörte, sich gar nicht bewusst, dass die Leitung bereits stand.
Novaal war sicher, dass dem nicht so war, sondern dass da Teffron ihm auf seine subtile Weise verdeutlichte, wo im Imperium sein Platz war. Der Naat ...!
Das Holobild seines Gesprächspartners erschien. Es war lebensgroß, vollfarbig, detailscharf. Es bewies, dass er es mit einem Mächtigen zu tun hatte.
Sergh da Teffron war etwas größer als der Durchschnitt, was durch seine aufrechte Haltung und den mageren Körper noch unterstrichen wurde. Und er war alt. Sehr alt sogar, wenn Novaal das Äußere des Mannes richtig einschätzte. Wie alle Arkoniden war er blass, das genaue Gegenteil eines Naats wie in so vielem und trug das silbrig weiße Haar offen, sodass es bis zu seinen Schultern reichte. Er trug eine gerade geschnittene, strahlend weiße Uniform, bestehend aus Hemd, Jacke und Hose, dazu glänzend schwarze Schuhe – keine Stiefel, wie es sich für das Militär gehört hätte, fand Novaal – und ein regenbogenfarbenes Cape, das von einer Schließe aus Gold und dreierlei verschiedenen Kristallen gehalten wurde. Die Zeichen der Macht.
Novaal kannte die arkonidische Farbskala des Militärs sehr genau, er wusste um die Besonderheit des Regenbogencapes als Zeichen besonderer Vollmachten. Niemand stand in der normalen Befehlskette über der Hand.
Und er selbst hatte ihm den traditionellen Lehenseid der Naats geschworen, jene Formel, die ihnen auf Naat das Überleben sicherte, weil sie einander gegenseitig ihre Loyalität liehen: »Ich gelobe und schwöre, im Angesicht des unendlichen Himmels jenseits aller Sterne, treu und wachsam zu sein, vor Bedrohungen zu warnen, Gefahren zu bekämpfen, die Disziplin zu halten und das Beste zu fördern und alles zu tun, was ein Lehnsmann schuldig und pflichtig ist, treu und redlich, bei allen Geistern der Wüste und des Sandes. Das sage ich, Novaal, Bezwinger der Großen Gruben, Sohn des Faorsuul.«
Der Arkonide hatte darauf keineswegs dem Ritus entsprechend geantwortet – wahrscheinlich nahm er ihn nicht einmal zur Kenntnis, so, wie er nichts von dem annahm, was die Naats auszeichnete, mit Ausnahme guter Krieger –, aber den Eid hatte er akzeptiert, und wie ehrlos es auch sein mochte, keinen gleichwertigen Schwur zu leisten, so galt Novaals Eid doch als gesprochen und war fortan in der Welt.
Novaal war bei Eid und Ehre an die Hand des Imperators gebunden. »Ich, Sergh da Teffron, Träger der Farben, Gebieter der Weite, Herr der Flotte, Oberbefehlshaber der Truppen, Hochedler des Imperiums und Hand des Imperators, nehme deinen Eid an, den nur die Forderung des Todes beenden wird, so, wie der Tod alles fordert und nichts zurücklässt.«
Die Erinnerung flog so rasch vorüber wie ein Sandtaucher bei Nacht, aber sie war so stark und präsent, dass Novaal wie betäubt war. Seine Vergangenheit ...
Erst allmählich begriff er, dass da Teffron ihn direkt ansprach.
»Hörst du mich? Es wird Zeit, dass du dich meldest. Lasse ich dir etwa zu viele Freiheiten?« Da Teffron verzog den Mund in einer Art, die Novaal zu hassen gelernt hatte: Er lächelte.
Es war kein freundliches Lächeln, es war auch nicht böse oder höhnisch, aufgesetzt oder tief empfunden – all das hätte zumindest ansatzweise eine Qualität von Emotion und Nähe erfordert. Das Lächeln da Teffrons hingegen war – Novaal suchte stets nach Worten, um den Eindruck zu beschreiben, den es erweckte – bedeutungslos.
Es war ein Lächeln, das folgende Botschaften übermittelte:
Ich bin meiner Sache absolut sicher. Du bist im Augenblick lebendig interessanter als tot.
Und: Wahrscheinlich bist du seziert noch etwas interessanter. Gedulde dich einen Moment.
Novaal fiel auf ein Knie, obwohl er es hasste. Es war demütigend. Sergh da Teffron war kein Krieger, er war Politiker, ganz egal, welchen militärischen Rang er für sich beanspruchte. Er verstand nichts von Ehre und nichts von Strategie, nur einfaches Taktieren, damit kannten sie sich aus. Alles, was er kannte, waren seine »Strategeme«.
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