Perry Rhodan Neo 054 - Kurtisane des Imperiums
Gedanken an eine Alternative zur arkonidischen Herrschaft schleunigst zu begraben.
Zwanzig große Schlachtschiffe und die VAREK'ARK bildeten das militärische Rückgrat des Trosses, die anderen Schiffe erweiterten die Palette der Möglichkeiten, die dem Imperator – nun: dem Regenten – zur Verfügung standen. Sie wirkten wie ein Potpourri aus den unterschiedlichsten Welten des Imperiums. Sie brauchte nur an die LINH-KHAISIL zu denken, das Kasinoschiff der Mehandor, das für sich bereits wie eine eigene Welt war.
»Befindet sich ein Schiff der Fantan darunter?«
»Gewissermaßen.«
»Spezifiziere das!«
»Die ENDRODDH ist ein Museumsschiff der Fantan und fliegt seit 202 Jahren im Tross, ohne Besatzung in Synchronsteuerung, zunächst mit einem unserer Versorger, seit dreißig Jahren mit dem Kasinoschiff LINH-KHAISIL. Formal handelt es sich daher um ein Schiff der Fantan; praktisch gibt es keine Fantan an Bord und keine innerhalb des Trosses, die Anspruch auf die ENDRODDH erheben würden.«
Damit schied die Möglichkeit aus, Set-Yandar bediente sich eines eigenen Raumschiffes. Er musste sich irgendwo innerhalb der Flotte auf einem der anderen Schiffe aufhalten. Das museale Schiff der Fantan klang wie die erste Wahl, aber gerade deswegen würde er sich garantiert nicht auf die ENDRODDH begeben haben.
Sie rief sich in Erinnerung, was sie über die Fantan wusste: Es handelte sich um eine nichtarkonoide Zivilisation, die seit Jahrhunderten die Milchstraße bereiste, ohne ein eigenes Territorium zu beanspruchen. Die imperialen Wissenschaftler hatten sie nicht besonders gut untersucht, weil früh klar geworden war, wie wenig die Fantan zur Stabilität und Ausdehnung des Imperiums beitragen konnten. Sie waren Vagabunden, die kaum in der Lage waren, sich länger als wenige Wochen auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Schuld daran trug ihre Besun-Besessenheit, die kaum erforscht war: Zu bizarr und geradezu erratisch prägte sie sich bei den einzelnen Individuen aus.
Besun. Und jetzt will dieser verrückte Set-Yandar ausgerechnet »Imperators Gerechtigkeit«!
»Wie viele Fantan halten sich gegenwärtig im Tross auf?«
»Aktuelle persönliche Daten bedürfen der Autorisierung durch die Rudergängerin«, sagte die Positronik. »Soll ich einen entsprechenden Antrag stellen?«
»Nein, schon gut«, wehrte Theta ab. Das fehlte noch: ihre Meisterin mit der Nase darauf zu stoßen, dass etwas vorging, von dem sie noch nichts wusste. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht?«
»Alternativ kann die Hand des Regenten oder der Regent selbst die Anfrage genehmigen«, antwortete die Positronik. »Es ist allerdings nicht üblich, vom vorgesehenen Weg abzuweichen.«
Theta biss sich auf die Unterlippe. Also schön! »Wie lange bis zur nächsten Überlichtetappe?«
»Wir werden noch 22 Stunden um Station Hamtar-9 kreisen.«
Das bedeutete, sie hatte genug Zeit. Selbst wenn es knapp werden konnte. »Zeig mir Echtzeitaufnahmen aller Schiffe des Trosses in ihrer Formation und dazu Flottenkodes und Funktionsbezeichnung!«
»Holo oder physisches Medium?«
Sie setzte sich auf den Boden und überkreuzte die Beine. »Holo!« Als Sergh sie besuchte, saß Theta in einem Kreis aus Raumschiffsholos des Trosses und gab sich Mühe, sie zu bestaunen. In großen, detailreichen Holos und mit vielen Zoomeffekten schwebte die Prunkflotte des Regenten im Raum. Neben der VAREK'ARK waren zweifellos die ESSK'KEMARK und ihre beiden Schwesterschiffe MIN'ATEKH und GAT'GEMHOR die beeindruckendsten Einheiten.
»Du interessierst dich für den Tross?«, erkundigte sich Sergh da Teffron und wölbte eine Augenbraue. »Man sollte meinen, du kenntest dich aus an deinem Arbeitsplatz.«
Sie ließ eine Hand spielerisch durch die seifenblasenleichte Darstellung der LINH-KHAISIL gleiten, des großen Walzenraumers der Mehandor, auf dem sie sich am ehesten Erfolg erhoffte. »Ich lebe schon so lange auf der VAREK'ARK und kannte doch nur einen Bruchteil vom Tross«, sagte sie strahlend.
»Der alte Drachen hält euch Mädchen an der kurzen Leine, wie?« Er zupfte sie leicht am Ohr.
Sie schauderte. Was bei anderen eine Geste der Zärtlichkeit gewesen wäre, entsprang bei der Hand des Regenten reiner Berechnung. Wollte er sein Instrument prüfen?
»Ich habe eine Idee: Lass uns heute Abend an Bord der LINH-KHAISIL speisen«, schlug er ihr vor. »Warst du schon einmal dort?«
Sehr oft. Zur Ausbildung, dachte sie und schüttelte mädchenhaft scheu den Kopf. »Das
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