Perry Rhodan Neo 054 - Kurtisane des Imperiums
ihrem neuen Leben genannt wurde, akzeptierte ihr Berufsbild bereitwilliger, als Theta vermutet hätte. Für jemanden, der aus »kleinen« Verhältnissen stammte und in ihnen aufgewachsen war, schien ihr das ungewöhnlich. Auf der anderen Seite stellte diese neue Karriere Neredas letzte Hoffnung dar. Sie ließ alles willig mit sich geschehen und zeigte keinerlei Berührungsängste.
In den ersten beiden Tagen fanden alle optischen Korrekturen an Yeta statt – das Haar wurde permageglättet, sie erhielt Kontaktlinsen, durch die ihre Regenbogenhaut ins Rosafarbene spielte, und einiges mehr. Schritt für Schritt ähnelte sie Theta mehr, die ihr auch bestimmte Verhaltensmuster beibrachte. Dabei gab sie acht, kein Double zu schaffen, das letztlich nur eine blasse Imitation des Originals bleiben musste, sondern Yetas eigenen Charakter in geeignete Bahnen zu lenken. Alles Mürrische musste verschwinden und durch Freundlichkeit ersetzt werden. Yeta musste jederzeit in der Lage sein, ihre negativen Emotionen zu transformieren.
»Du bist in erster Linie zur Dienstleistung verpflichtet«, erinnerte Theta sie, wenn Yetas Geduld überstrapaziert schien. »Du musst lernen, in deinen Kunden zu lesen. Du musst ihre Bedürfnisse besser kennen als sie selbst.«
In den nächsten beiden Tagen fühlte Theta bei der Allgemeinbildung und den Fertigkeiten der jungen Frau nach – und war äußerst positiv überrascht: Yeta wies ein überdurchschnittlich hohes Allgemeinwissen auf und konnte sich bei jedem gesellschaftlichen Empfang mit Leichtigkeit behaupten. Sie musste eine gute Schule besucht haben. Außerdem konnte sie logisch denken: Yeta zeichnete sich zwar nicht durch kreative eigene Gedanken aus, aber sie konnte die Gedankengänge anderer nachvollziehen und reflektieren. Düster sah es allerdings in allen anderen Bereichen aus: Fundierte Berufskenntnisse oder nützliche Fertigkeiten irgendwelcher Art hatte sie nicht.
Es würde reichen müssen. Der Regent dachte gewiss nicht daran, sie als Wissenschaftlerin oder Technikerin zu beschäftigen. Wenn Theta in ihrer Einschätzung des Regenten richtiglag, musste Yeta nicht damit rechnen, eigenständig und kreativ tätig zu werden.
Die letzten beiden Tage gehörten schließlich einer Einführung in erotische Techniken. Obwohl Yeta keineswegs unerfahren war, wurde sie von den einfachen Tricks erfolgreicher Kurtisanen oft überrascht. Insbesondere die Möglichkeit, diese Basisfähigkeiten miteinander zu kombinieren und zu variieren, um raffinierte Szenarien der Lust zu schaffen, ließen Yeta staunen. Nach etlichen theoretischen Einführungen, Übungen am Modell und Holosimulationen befand Theta, dass es nun genug wäre.
»Lass dich von deiner Intuition leiten!«, riet sie ihrer Schülerin. »Nimm, was dein Kunde dir gibt, und wandle es so um, dass es ihm und dir noch mehr Vergnügen bereitet.«
Yeta sah sie traurig an. »Der Regent ...«, wagte sie anzusprechen, was ihr wohl schon seit Beginn des Trainings durch den Kopf ging. »Ist er ein netter Mann?«
Theta hütete sich, ihre Meinung offen zu sagen, aber sie wollte auch nicht lügen. »In der Politik steigen nette Männer und Frauen nie auf, aber er ist aufrichtig und zu niemandem härter als zu sich selbst. Das ist mehr, als die meisten Partner zu bieten haben. Ich werde dich heute zu ihm begleiten, hilft dir das?«
Yeta nickte. Für einen Moment irrlichterte das arme Geschöpf, das Nereda geheißen hatte, über ihr Gesicht, ein Spuk, der sich nicht so leicht würde vertreiben lassen.
»Das Päckchen«, sagte sie plötzlich, als käme es ihr jetzt zum Bewusstsein, »was hat es damit auf sich?«
Theta tat so, als müsste sie nachdenken, was gemeint war. »Das du mir mitgebracht hast von der LINH-KHAISIL? Das waren im wesentlichen Souvenirs vom Tross. Wieso?«
»Ach, ich hatte es eigentlich schon vergessen. Aber heute ist es mir wieder eingefallen, wegen des Logos auf der Verpackung.«
»Wegen des Logos?«
»Es ging vorhin über die Nachrichtenstreams. Ein Andenkenhändler starb gestern, als es zu einer Explosion in seinem Laden kam. Er riss mehrere Kunden mit in den Tod. Ich bin sicher, das Logo war das gleiche wie auf dem Päckchen.«
»Was für ein tragischer Vorfall«, sagte Theta, die ihr Lächeln gut verbarg.
Als sie Hamtar-3 erreichten, signalisierte der Regent Ihin da Achran, er wäre bereit. Im Augenblick gab es für ihn nicht viel zu tun: Um Hamtar-3 kreiste bereits ein anderer Konvoi, der auf dem Weg von
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