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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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überlegte, ob es Übermut war. Aber selbst wenn: War Übermut nicht auch eine Art von Mut? Wann hatte zum letzten Mal eines der Besatzungsmitglieder darum ersucht, irgendetwas eigenständig tun zu dürfen? Warum sollte sie der Chimäre kein Kleinstraumschiff überlassen? Weil Kemath sie tadeln würde?
    Genau betrachtet übte diese Vorstellung einen gewissen Reiz aus. Ja, sie wollte Kemath Anlass geben, sie zu tadeln.
    Außerdem konnte sie so unverfänglich die Situation an Bord der AETRON überprüfen. Sie rief das Schiff.
    Suuloi meldete sich nach einigen Augenblicken. Ihre Stimme klang wie ein fehlerhaft zusammengefügtes akustisches Mosaik. »Kommandantin?«
    »Ich will, dass das Schiffshirn uns einen weiteren Aufklärer entgegenschickt.« Sie hatte sich ein paar Argumente zurechtgelegt, warum sie das wollen sollte. Aber die Greisin sagte nur: »Der Befehl ist weitergegeben. Der Aufklärer wird gestartet. Soll der Autopilot es steuern, oder übernehmen Sie per Telenavigation?«
    »Der Autopilot soll uns den Aufklärer entgegenfliegen.«
    »Sie kommen zurück?«
    Thora warf einen Blick auf Quiniu. Ein Anflug von Enttäuschung war in ihr Gesicht getreten. »Nein«, sagte sie. »Einen Planeten sehen wir uns noch an. Den zweiten Planeten.«
    »Venus«, sagte Suuloi. Die Biochan-Scheiben auf ihrem Gesicht verschoben sich zu einem mechanischen Lächeln. »So jedenfalls nennen die Planetarier ihn.«
     
     
    Um das Leben ist es immer schade
     
    Das Umsteigemanöver gelang überraschend mühelos. Der Autopilot des eigenen Aufklärers nahm den anderen Aufklärer in die Fernsteuerung. Sie flogen Kopf über Kopf. Thora und ihre Begleiterinnen schlossen den Raumhelm; die Atemluft wurde abgepumpt; beide Kanzeln öffneten sich.
    Mit einem halben Salto überwand Soptor die wenigen Meter von der einen geöffneten Kanzel in die andere. Sie landete so exakt im Pilotenpneumo, als hätte sie seit Jahren nichts anderes getan, als im Weltraum von Schiff zu Schiff zu wechseln.
    Vielleicht ist ihr ja nicht zum Bewusstsein gekommen, dass wir uns dabei mit 150.000 Kilometern pro Sekunde bewegen , überlegte Thora. Oder vielleicht hat sie gerade das genossen. Das Gefühl, für wenigstens einen Moment allem enthoben, von allem entlastet zu sein, restlos unterwegs. Dann wäre sie – erkannte Thora plötzlich – wie ich.
    So näherten sie sich der Venus.
    Der Planet lag knapp außerhalb der bewohnbaren Zone des Systems. Thora las die Daten ab und rechnete die arkonidischen Maßeinheiten kurz in terranische Größen um: Der mondlose Planet benötigte für einen Umlauf um die Sonne wenig mehr als 224 jener Tage, die Terra definierte.
    Vielleicht – dachte sie in einem unverhofften Anfall von Zuversicht – würde ihr Fund auf dem Saturn-Mond sich als hilfreich erweisen und es würde ihnen doch noch gelingen, die AETRON wieder in Betrieb zu nehmen und ihre Suche fortzusetzen. Sie sah förmlich, wie das Schiff sich vom Mond erhob und wie der Mond und sein Planet, diese unbedeutende, in Sachen Politik, Moral, Religion, Ökonomie, Ökologie und wahrscheinlich auch noch Kunst und Gesundheitsvorsorge heillos zerstrittene Welt, in den Tiefen des Raumes versinken würden wie ein wirrer Traum ins Vergessen. Der Name des Planeten wäre ihr bald ebenso entfallen wie der Name des Astronauten Rhodan.
    Dann könnte das System als nächster Fehlschlag in ihr Bordarchiv wandern. Sie würden zu einem anderen System vorstoßen. Schauen; nichts finden; wieder beschleunigen.
    Und so immer weiter.
    Mit einem leichten Erstaunen bemerkte sie, dass sie nichts von dem, was sie dachte, auch nur ansatzweise glaubte.
    Natürlich würde die Suche nicht ewig fortgesetzt werden. Und wenn, dann nicht von ihnen, Thora und Crest. Crest würde als Erster sterben. Und sie? Würde sie zurückkehren nach Arkon?
    Ja.
    Oder doch nicht?
    Wozu?
    Würde sie die Suche allein fortsetzen? Darüber alt werden, greis, sterben? Nach und nach verlassen von der Besatzung? Würde die AETRON am Ende allein und von allem Leben entkernt von System zu System eilen?
    »Hm«, machte Tamika. »Eine tragische Welt, oder?«
    Thora nickte. Zusammen betrachteten sie das Modell, in dem die Bordpositronik einen Abriss der geophysikalischen Geschichte des Planeten gab. Sie sahen die frühe Venus. Vor etwas über vier Milliarden Jahren lag sie lebensfähig im Licht der Sonne. Allerdings schien diese damals noch nicht in ihrer aktuellen Intensität. Thora las die Werte ab: Die Sonne der Frühzeit erzeugte

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