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Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)

Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Werkbank, suchte nach einem Versteck. Nach einem Verschlag oder einem Loch, das groß genug war, um ihn aufzunehmen, und zu klein, als dass die Polizisten hinter ihm herkriechen konnten.
    Weitere Spinnennetze. Nägel. Eine Reißzwecke, die sich in sein Fleisch bohrte. Es kümmerte Chico nicht. Über Schmerzen konnte er später nachdenken. Metallplatten, eng aneinandergeschichtet, teilweise rostig. Konnte er sich dahinter festklemmen?
    »Komm da raus, Ratte!«, rief ihm jemand hinterher. Mit einem Mal war Chico im Fokus eines Lichtstrahls. »Ich schwöre dir, dass ich dich abknalle, wenn du nicht sofort zu mir zurückkommst.«
    Er drohte. Ein Polizist würde nicht auf ihn schießen. Er war doch bloß acht, vielleicht neun Jahre alt!
    »Mach schon!« Etwas klickte. Metall stieß gegen Metall.
    Hinter den Platten war in der Tat ein wenig Platz. Er konnte sich dahinter verstecken und dann, sobald der Polizist sich wieder aufrichtete, nach links oder nach rechts klettern. Irgendwo musste es einen Ausweg geben! Er war doch die Mühe nicht wert, dass man ihn verfolgte!
    Ein Knall. So heftig und so laut, dass Chico die Erschütterung im Boden spürte. Er betäubte ihn nahezu.
    Der Polizist hatte geschossen! Auf ihn!
    Chico wusste nicht mehr weiter. Ja, er war eine Ratte. Eine in die Ecke gedrängte Ratte.
    »Lasst mich in Ruhe!«, schrie er und strampelte wild um sich, wie ein Baby. »Geht alle weg von mir, verschwindet!«
    Und sie taten ihm den Gefallen.
     
    Chico roch frische Luft und starrte auf eine niedrige Palmenkrone. Sterne glitzerten zwischen den breiten, ausgefaserten Blättern. Es herrschte wunderbare Stille.
    Er hörte auf zu schreien und schnappte nach Luft. Sein Herz schlug wie verrückt, im Mund machte sich seltsamer Geschmack breit. Er hatte sich in die Zunge gebissen.
    Was war geschehen? Wo war er?
    Chico sah sich um. Er befand sich im Vorgarten der casa, nur wenige Meter vom Haus entfernt. Wenn er genau aufpasste, konnte er Geschrei hören.
    Da waren schmale Fenster auf Bodenhöhe. Führten sie zum Keller, in dem er sich eben noch befunden hatte? War er irgendwie hierher gelangt und hatte vergessen, wie es geschehen war? Aber warum, bei der heiligen Brigitta, waren die Fenster dann allesamt verschlossen?
    Was war mit seinen Freunden? Mit seiner Familie?
    Ein Gesicht tauchte hinter einer der Scheiben auf, vage und hinter der Staubschicht kaum erkennbar. Xiomara. Sie sah ihn. Sie rief ihm etwas zu. Ihre Finger kratzten über das Glas. Sie schüttelte den Kopf, voll Panik.
    Jemand griff nach ihr und packte den kleinen Kopf mit dem lockigen Haar, presste ihn wie zwischen die beiden Arme einer Schraubzwinge. Das Gesicht eines Polizisten näherte sich dem ihren. Der Mann lächelte böse. Mit einem Blick, den Chico schon öfter mal gesehen hatte. Dann, wenn Mann und Frau zusammengingen. Wenn Männer Frauen Schmerzen zufügen wollten.
    Xiomara wehrte sich. Sie biss in einen dicken Finger, und für einen Augenblick fuhr der Polizist zurück. Um gleich darauf neuerlich zuzupacken, den Kopf des Mädchens nach vorne gegen die Scheibe zu donnern. Einmal, zweimal. Blut zeigte sich auf ihrer Stirn. Xiomara stellte ihren Widerstand ein. Sie starrte bloß noch geradeaus. Auf ihn. In Chicos Augen, ganz tief. Sie wollte ihm etwas sagen. In seinem Herzen spürte er, dass es ein »Bitte« war.
    »Bitte hilf mir.«
    Er war ein Kind. Er hätte diese Dinge niemals sehen oder erleben dürfen. Ein Erwachsener hätte womöglich die Gunst der Stunde genutzt und, ohne lange nachzudenken, Fersengeld gegeben. Doch das konnte Chico nicht. Das Leben hatte ihn gelehrt, dass es keine Gerechtigkeit gab und erst recht kein Anrecht auf Glück. Doch noch war er zu jung, um dies als unumstößliche Tatsache zu akzeptieren.
    Er musste etwas tun. Er musste Xiomara helfen. Also wünschte er sich mit aller Kraft zurück in den Keller.
    Und es geschah.
     
    Chico nahm hin, dass da auf einmal wieder Dunkelheit war und Scheinwerferkegel rings um ihn hoch und nieder tanzten. Er lief zur Betonsäule und tastete nach den seltsamen Pfeilen. Er fand sie rasch. Nahm sie. Suchte nach dem einen Polizisten, der Xiomara gepackt hatte.
    Er brüllte ihr obszöne Worte ins Ohr und stieß dann ein grunzendes Geräusch aus, das wie ein Stöhnen klang.
    Chico hatte niemals zuvor eine derartige Wut verspürt. Ein anderer Polizist wollte ihn packen, er schüttelte ihn einfach ab und lief weiter. Auf das fette Schwein zu. Er hatte die drei Pfeile fest gepackt – und

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