Perry und das unheimliche Haus von Hackston
durchquerte, nickte Perry ihnen freundlich zu und wünschte einen guten Morgen. Gemeinsam gaben sie den Gruß zurück.
Der nächste Raum schien ausschließlich der Trocknung zu dienen. Fein säuberlich aufgereiht hingen die Geigen da: rot, grün, blau, gelb, gescheckt, gestrichelt, gepunktet oder mit Kringeln versehen.
„Schade, daß ich so gar nicht musikalisch bin!“ ulkte Perry Clifton, doch Bell gab keine Antwort.
Er stieß eine neue Tür auf, und weiter ging es aufwärts. Endlich hatten sie den obersten Speicher erreicht. Ein vor Schmutz fast blindes Rundfenster ließ kaum Licht durch, und so herrschte in dem Bodenraum nur mattes Halbdunkel.
Es roch nach Vergangenheit, Staub, ausgetrocknetem Holz und Taubenmist. Irgendwo mußte ein Durchschlupf sein.
Spinnweben in allen geometrischen Figuren hingen zu Dutzenden herum und bildeten Hindernisse auf dem Weg zum Fenster. Bell zerriß sie mit einem Kugelschreiber. Bei jedem Schritt wirbelten Staub und Schmutzflocken auf. Ohne Zweifel, es mußte Jahrzehnte her sein, daß hier einmal jemand Ordnung geschaffen hatte.
„Hier ist eine Menge Dreck!“ bemerkte Bell überflüssigerweise. „Wird nämlich nie geputzt.“
„Macht nichts. Ich habe schon ganz anderen Dreck fotografiert.“
„Wozu haben Sie eigentlich zwei Fotoapparate?“
„Einen für schwarzweiße Bilder und einen für Farbe.“
Bell versuchte das Rundfenster zu öffnen. Die Scharniere schienen eingerostet zu sein.
„Wo kommen Sie her?“ fragte er mit einem lauernden Unterton in seiner heiseren Stimme, während er dabei ächzend versuchte, das Fenster aufzuklappen.
„Aus der Gegend von Manchester.“
Da, mit einem knirschenden Laut gab der Rahmen nach.
„Ich wohne unten in Bradleys Gasthof. Ganz ordentlich, muß ich sagen.“ Perry Clifton hatte die erste Kamera hochgenommen und begann wild drauflos zu fotografieren. Enthusiastisch rief er: „Nun sehen Sie sich diese Wolkenbildung an, Mister Bell!“
„Ich verstehe nichts davon... Wie lange wohnen Sie schon in der Gegend von Manchester?“
Perry Clifton betätigte drei-, viermal den Auslöser, bevor er antwortete: „Fast zwanzig Jahre! Sehen Sie nur, wie eine Märchenlandschaft. Sind Sie in Hackston zu Hause, Mister Bell?“
Charly Bell beging in diesem Augenblick seinen ersten großen Fehler. Er schüttelte nämlich den Kopf und erwiderte mit deutlicher Abneigung: „Scheißkaff! Ich bin hier nur Hausmeister!“
„Aha, dann wohnen Sie also hier. Was gefällt Ihnen denn nicht an Hackston?“
„Sind Sie fertig?“ fragte Bell, statt eine Antwort zu geben.
„Ja!“
„Dann gehen wir gleich über die Feuertreppe. Die führt direkt in den Hof.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er den Rückweg an. Eine Etage tiefer öffnete er eine schmale Tür, die zu einer kleinen eisernen Plattform führte, von der es über eine enge Eisenstiege in den Hof ging. Clifton wollte Bell den Vortritt lassen, doch dieser schüttelte nur spöttisch den Kopf: „Gehen Sie nur, Mister Fotograf. Mir wird auf so was schwindlig.“ Er nickte noch einmal, und seine heisere Stimme schnarrte: „Auf Wiedersehen, Sir!“ Dann warf er die Tür hinter sich zu. Ein Schlüssel drehte sich knirschend im Schloß. Vorsichtig machte sich der Detektiv an den Abstieg. Er war zufrieden mit dem Ergebnis seines Besuchs.
Als Charly Bell in Melvins Büro zurückkehrte, rauchte dieser gerade eine neue Zigarette an, während der elegante Jack Mason wieder am Fenster stand.
„Na, Charly, wie bist du dir als Fremdenführer vorgekommen?“ wollte Melvin wissen und zeigte grinsend seine Goldkronen.
Das sonst so mürrische Gesicht Beils war diesmal eigenartig ernst. „Was war das für ein Mann, Joe?“
Joe Melvin stutzte und sah Bell mißtrauisch an.
„Was soll diese Frage? Arling hieß er!“
„Mir kam er bekannt vor.“
„Bekannt?“
„Joe hielt ihn für einen harmlosen Trottel mit einem Fototick!“ mischte sich Jack Mason ein. Charly wiegte den Kopf. „Kann sein, kann aber auch nicht sein. Jedenfalls kommt er mir bekannt vor!“
Melvin winkte überlegen ab: „Quatsch, Charly, du siehst Gespenster. Das Gefängnis hat dich für die Zivilisation verdorben. In jedem siehst du gleich einen Gangster.“ Plötzlich kam ihm ein Gedanke: „Oder meinst du, daß du ihn im Knast gesehen hast?“
„Ich weiß nicht.“
„Er kommt angeblich aus Manchester“, sagte Jack Mason. „Warst du schon mal in Manchester, Charly?“
Bell musterte angelegentlich seine
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