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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Franzose knochig und mager war. Letzterer ließ sich erschöpft in einen Korbsessel fallen. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten; der drei Tage alte Bart und die ungepflegten Haare gaben ihm das Aussehen eines Landstreichers. Paul Bromley schien es erst jetzt zu bemerken. „Wie siehst du denn aus? Wohnst du neuerdings in einer Mülltonne?“
    „Seit Tagen sind sie hinter mir her... Nein, nein, du brauchst keine Angst zu haben, niemand hat mich hier gesehen! “ fügte er dann rasch hinzu, als Bromley einen schnellen Schritt zum Fenster hin machte. „Sie jagen mich wie einen räudigen Hund... Ich wollte versuchen, auf ein Fährschiff zu kommen, aber überall haben sie ihre Leute aufgestellt.“
    Der Dicke kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf etwas zur Seite. Es sah aus, als lausche er nach innen.
    „Jack Mason und seine Bande... Dabei kann ich nichts dafür.“
    Der Dicke war etwas blaß geworden.
    „Du kennst doch Cockland, oder?“ fragte Mellier.
    „Meinst du ,die Ratte‘?“
    „Ja. Ich war mit ihm auf Tour, Ware ausfahren. Plötzlich hat er einen Rappel bekommen. Hat den Wagen gegen einen Baum gefahren, mir eins auf den Schädel gegeben und ist dann mit der Ware weg... Verstehst du, Paul? Weg, einfach weg, und mich hat er liegenlassen.“
    „Was war das für Ware?“
    François Mellier zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich war ja nur der Beifahrer. Sozusagen der Mann für die Dreckarbeit.“ Der Dicke schien ihm das zu glauben.
    „Warum jagt Mason dich und nicht Cockland?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht haben sie Cockland schon, und der hat alles auf mich geschoben. Ich traue ihm das zu. Und selbst wenn sie ihn nicht haben... Denkst du vielleicht, Mason glaubt mir, daß ich nichts mit der Sache zu tun habe.“
    „Verdammt, Mellier, mir schmeckt die Sache nicht. Was glaubst du, was Masons Leute mit mir machen, wenn sie dahinterkommen, daß ich dich versteckt halte...“ In Bromleys Stimme schwang ehrliche Furcht mit. „Warum kommst du ausgerechnet zu mir?“
    Der Franzose musterte ihn voller Verachtung. „Ich hab’ dir mal geholfen. Hast du das vergessen? Und hast du nicht gesagt, ich könne jederzeit zu dir kommen, wenn ich Hilfe brauche? Also, jetzt brauche ich Hilfe. Ich muß mich irgendwo verstecken. Außerdem werde ich bezahlen...“
    Paul Bromley horchte auf. „Er will bezahlen“, durchfuhr es ihn. „Dann hat er Geld.“ Ja, und jemanden mit Geld hat er noch nie weggeschickt.
    „Wie lange willst du bleiben?“
    „Bis ich ein Schiff gefunden habe, das mich aus England rausbringt. Vielleicht nach Nordafrika. Du kennst doch eine Menge Leute im Hafen, Paul! Besorg mir ein Schiff!“ Mellier konnte kaum noch die Augen offenhalten. Bromley zog sich einen Stuhl heran und setzte sich seinem Besucher gegenüber. Lauernd und gierig machte er mit seinen dicken Fingern die Gebärde des Geldzählens. „Wieviel willst du ausgeben?“
    „Fünfhundert Pfund, wenn du mir einen sicheren Dampfer verschaffst!“ Bromley nickte. „Okay. Und was ist, wenn es teurer ist?“
    Paul Bromley, heimlicher Buchmacher, Hehler und Tipgeber, würde wohl noch eine Weile auf Melliers Antwort warten müssen. Ganz langsam war der Kopf des Franzosen zur Seite gesunken. Er schlief. Er schlief tief, fest und traumlos, während der dicke Gauner nachdenklich vor ihm saß und mit den Zähnen an seiner Unterlippe nagte. Plötzlich erhob er sich, stieß Mellier mehrere Male vorsichtig an und rief dessen Namen. Umsonst. Der Mann aus Lyon schlief den Schlaf des Erschöpften.
    Skrupellos begann Bromley die Taschen des Schläfers zu durchsuchen. Und ein habgieriges Grinsen der Zufriedenheit überzog sein feistes Gesicht, als er in der linken Innentasche auf zwei Bündel Banknoten stieß. Es handelte sich um tausend kanadische Dollar und zweitausend englische Pfund. Ein Vermögen für Bromley. Und langsam kam seine Denkmaschine auf Touren. Warum sollte er sich mit fünfhundert Pfund zufriedengeben, wenn er zweitausend und dazu noch tausend Dollar haben konnte. Er wog die Scheine in der Hand... Sie gehörten so gut wie ihm — oder? Eigentlich bedurfte es nur eines einzigen Anrufes...
    Zweitausend Pfund und tausend Dollar... Der Dicke schluckte erregt, Schweiß perlte ihm plötzlich von der Stirn... Vielleicht besaß der Franzose noch mehr? Konnte man’s wissen? In einem Versteck... das Doppelte oder das Zehnfache...?
    Er würde für die Schiffspassage fünftausend Pfund verlangen... und die tausend Dollar! Und

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