Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Falschgeldexperten. Arthur Jaggers legte ihnen die beiden Scheine vor. Dr. Tyler öffnete den mitgebrachten Koffer, dessen Inneres aussah wie ein winziges Laboratorium.
„Ich wollte nur ganz sichergehen. Es ist Falschgeld. Aber meisterlich nachgemacht!“ sagte er nach zehn Minuten und machte dabei ein sehr ernstes und besorgtes Gesicht. „Wirklich meisterhaft!“ wiederholte er. Und zu Jaggers gewandt: „Sie hatten eine verdammt gute Nase, Mister Jaggers.“
Arthur Jaggers fühlte, wie ihm die Röte in die Wangen schoß. „Er hat einen dicken Umschlag davon in der Tasche!“
„Auch größere Scheine!“ pflichtete Elaine bei. Sie hatte bei den Worten des Yard-Mannes große Genugtuung verspürt.
„Dann wollen wir mal!“ Sergeant Molton nickte Wabberty zu. Und Dr. Tyler fragte Jaggers: „Haben Sie den Eindruck, daß der Mann bewaffnet ist?“
Arthur war zuerst ratlos. Nach einer kurzen Pause des Überlegens meinte er dann: „Das ist eine Frage, die ich beim besten Willen nicht beantworten kann. Wirklich nicht. Mir fehlt da einfach die Erfahrung. Ich habe nur bemerkt, daß er schreckliche Angst davor zu haben scheint, er könnte hier entdeckt werden.“
„Also ein Ganove, der sich vor einem oder mehreren Gangstern versteckt hält. Macht er diesen Eindruck auf Sie?“ Jaggers stimmte Dr. Tyler zu.
„Nun, bei uns wird er für einige Zeit sehr sicher sein!“ Der Sergeant grinste und wandte sich der Treppe zu. Die beiden anderen Beamten folgten ihm leise.
Keiner von ihnen bemerkte, wie sich Jaggers’ Lippen bei Moltons Bemerkung für Augenblicke verzogen und wie Mrs. Jaggers ihre Hand behutsam auf die ihres Mannes legte.
Arthur Jaggers wußte, wie es war, „gut aufgehoben“ zu sein...
23 Uhr 10, Ereignis Nr. 4: Nächtlicher Besuch
Perry Clifton saß weltentrückt, ohne jedes Zeitgefühl, am Tisch und studierte die Fakten.
Er tat es seit gut drei Stunden.
Er nannte dieses Faktenstudium „Generalstabsspiel“. Vor ihm lagen unzählige kleine Kärtchen, die er wie bei einem Puzzle hin- und herschob. Auf jedem dieser Kärtchen standen Namen, Ereignisse, Orte und Zeitangaben.
Es gab auch Kärtchen mit Fragezeichen. Sie lagen dazwischen. Wenn er glaubte, für dieses Fragezeichen eine Lösung gefunden zu haben, dann wendete er die Karte um und beschriftete sie mit einem Namen, einem Ereignis oder einem Ort. So versuchte der Detektiv, Schritt für Schritt dem Geheimnis des unheimlichen Hauses näherzukommen. Doch es war ein Irrgarten, war wie in einem Labyrinth, in dem er immer wieder auf Dinge stieß, die er schon wußte, ahnte oder vermutete. So kannte er zwar eine Menge Verdächtige, aber eine noch größere Menge Ungereimtheiten, die trotz aller Grübeleien ungereimt blieben.
So gab es in seinem Spiel nachweislich drei Hauptverdächtige: Joe Melvin, Charly Webster und Jack Mason. Letzterem räumte er, nach der Information durch den Detektiv Sam Newton, sogar eine besonders wichtige Funktion im Reigen der Verdächtigen ein — obwohl er ihn noch nicht persönlich kannte und Carpenter Lash ihn anscheinend für einen Gentleman hielt. Oder?
Ja, Carpenter Lash. Welche Rolle hatte man ihm zugeteilt? Und Miß Craig? Lash schien sie zu fürchten. Warum? Hatte auch sie eine Funktion in diesem undurchsichtigen Spiel? Und die wichtigsten und wohl auch entscheidendsten Fragen waren:
Wo war Gordon?
Was tat Gordon?
Warum hielt sich Gordon von Carpenter Lash fern?
Was veranlaßte Gordon seit Monaten, aus der Ferne zu operieren?
Wer von all diesen Leuten würde wohl den ersten großen Fehler machen?
Da klingelte es.
Perry Clifton, im Wirrwarr seiner Gedanken versunken, erschrak so heftig, daß ihm ein Stapel Karten aus der Hand fiel und er in völliger Fehleinschätzung der Akustik den Telefonhörer von der Gabel nahm. Das Freizeichen irritierte ihn. Da klingelte es zum zweiten Mal. Kein Zweifel, daß es sich um die Wohnungsklingel handelte. Er raffte eilig die Karten auf dem Tisch zusammen und warf sie in eine Schublade. Nebenbei ein rascher Blick zur Uhr. 23 Uhr 10. Keine besonders gute Zeit für Besuche.
Entweder war es der Telegrammbote, oder jemand hatte sich einen schlechten Scherz erlaubt. Sicher... Wer sollte ihn zu dieser Zeit noch besuchen? Mitten in diese Überlegung hinein klingelte es zum dritten Mal. Diesmal länger, aufdringlicher. Also doch ein Besucher.
Perry Clifton vermutete, daß der unten an der Haustür stand, und er schimpfte auf die „alte Festung“, in der es weder einen
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