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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos, als ihn Elaine durch die Zimmer, Bäder und die sogenannten Wirtschaftsräume führte. Jede Gardine, jeden Vorhang und jedes Tischtuch hatte sie selbst genäht.
    Für Arthur Jaggers aber war es der größte Tag in seinem bisherigen Leben. Elaine erzählte ihm dann von den dreitausend Pfund, die ihr eine Tante in Edinburgh hinterlassen hatte, und davon, wie sie in den Monaten seiner Abwesenheit heimlich nach einem kleinen Haus gesucht hatte.
    Das alles lag über achtzehn Monate zurück, und die Jaggers hatten inzwischen einen neuen Bekannten- und Freundeskreis gesucht und gefunden. Selbst die Beamten der an der Ecke Campell-Simpson-Street gelegenen Polizeistation kamen oft zu einer Tasse Tee herein. Sie waren von Arthur über seinen Fehltritt aufgeklärt worden, und sie glaubten ihm, daß er in Wirklichkeit kein Freund von krummen Sachen war. Manchmal ging er auch gemeinsam mit Sergeant Haarth zum Windhundrennen. Und Elaine war glücklich darüber, daß die schlimmen Erinnerungen an seine Gefängniszeit, wenn auch noch nicht zu verblassen, so doch an Aufdringlichkeit zu verlieren begannen.
    Während sie und ein portugiesisches Mädchen, das sie engagiert hatten, für die Reinigung der neun Zimmer und die Wäsche sorgten, war Arthur für den Empfang, das Frühstück und die schriftlichen Formalitäten der Gäste verantwortlich. Meist waren es durchreisende Vertreter, die nur für eine Nacht blieben. Manchmal aber kamen auch finstere Gesellen, bei denen Arthur dann sagte, daß sie bis unters Dach ausgebucht seien. Er sagte es auch dann, wenn kein Zimmer belegt war; doch das wurde immer seltener. Die freundliche Bedienung und vor allem die pieksauberen Zimmer sprachen sich in Vertreterkreisen bald herum.
    Und dann kam jener 4. April. Ein Donnerstag, der wie jeder andere Donnerstag begann und an dem Arthur, wie an den Donnerstagen zuvor, mit Sergeant Haarth zum Windhundrennen fuhr.
    Es war kurz nach 18 Uhr. Elaine saß unten in der kleinen Empfangsloge, die sonst Arthurs Reich war, als sich die Tür öffnete. Sie hörte schwere Schritte.
    „Abend, Madam! Haben Sie noch ein Zimmer frei?“ Er hatte eine fette Stimme, und sie sah in ein Paar unruhig flackernde Augen. Ein unglaublich dickes Gesicht mit einem unglaublich schwabbeligen Unterkinn beugte sich zu ihr.
    Elaine wollte rein gefühlsmäßig „nein“ sagen, nickte dann aber doch. An diesem Abend waren noch sechs Zimmer frei.
    „Ein Pfund pro Tag einschließlich Frühstück!“ hörte sie sich weniger freundlich als üblich sagen.
    „Okay, ich nehm’ es!“ sagte der Dicke.
    Sie drehte ihm das Buch zu. „Bitte, tragen Sie sich hier ein!“ Sehr zögernd nahm er den ihm entgegengehaltenen Kugelschreiber in seine dicken Finger, drehte ihn mehrmals hin und her, als müsse er erst noch überlegen, was er schreiben solle. Mühsam kritzelte er dann in Druckbuchstaben „John Smith, Sheffield“ auf die Zeile, drehte das Gästebuch wieder um und legte den Kugelschreiber darauf.
    „Wo haben Sie Ihr Gepäck, Mister... Smith?“
    „Gepäck? Was für Gepäck?“
    Elaine schluckte. „Ich meine Ihr Reisegepäck?!“
    „Habe ich nicht“, antwortete der Dicke, und als er Elaines verständnislosen Blick sah, setzte er rasch hinzu: „Meine Wohnung wird zur Zeit renoviert! Deshalb!!“
    „In Sheffield?“ entfuhr es Mrs. Jaggers, und sie biß sich im gleichen Augenblick auf die Lippen. Doch diesmal schaltete der Dicke schneller. Ja, er grinste sogar nachsichtig. „Nein, in London, Madam! Ich komme aus Sheffield, habe hier eine Wohnung gemietet und lasse sie im Augenblick herrichten. Zufrieden?“
    Elaine rang sich ein verständnisvolles Lächeln ab. „Natürlich, war eine dumme Frage von mir.“ Sie griff zum Schlüsselbrett und nahm den Schlüssel für Nr. 4.
    „Ich gebe Ihnen Zimmer 4. Ein ruhiges Zimmer zum Hof. Darf ich noch fragen, wie lange Sie bleiben wollen?“
    „Vielleicht eine Woche... vielleicht auch zwei. Das kommt ganz drauf an...“
    „Bei Längermietung ist eine Anzahlung üblich, Mister Smith.“
    Der Dicke nickte. Dann wendete er sich etwas zur Seite, holte einen hellen Umschlag aus der Tasche, feuchtete Daumen und Zeigefinger an und fischte aus dem Umschlag eine 10-Pfund-Note. „Das wird wohl reichen!“
    Elaine Jaggers nickte und nahm den funkelnagelneuen Schein entgegen.
    „Zimmer 4 ist direkt gegenüber dem Treppenaufgang. Möchten Sie Kaffee oder Tee zum Frühstück?“
    „Tee!“ brummte die fette

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