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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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das ich?
    Nein.
    Die totale Finsternis gab mir ein Gesicht ein: Corinna, fern von hier, vor einem Portikus, Doch das Haus stand nicht in Rom. Die Faune standen davor im Kreis. Die Hexe lachte. Ich sah Feuer in der Nacht.
    Tante?
    Mein Gott! Der Schatten eines kleinen Mädchens …
    Ich sprang panisch zur Seite, verfing mich mit einem Fuß in dem Lammfellmantel, stolperte und fiel. Ich versuchte noch, den Sturz abzufangen, meine Handballen schrammten über den rauen Boden. Trotzdem schlug ich der Länge nach hin. Die Kerze erlosch.
    Im ersten Augenblick war ich viel zu benommen. Um mich war alles finster und still. Kein Flüstern, keine Klagen. Keine Schatten. Wie auch, ich saß im vollkommenen Dunklen. Ich richtete mich in der totalen Schwärze vorsichtig auf die Knie auf. Meine beiden Handballen brannten. Ich konnte nicht feststellen, ob ich mir bei dem Sturz die Haut aufgeschürft hatte. Vermutete es aber, weil mir etwas Klebriges, wahrscheinlich Blut, die Handflächen netzte. Mir schmerzten auch die rechte Hüfte und das Knie. Wo die erloschene Kerze lag, konnte ich trotz der allgemeinen Nacht fast auf den Zentimeter sagen. Ich roch das heiße Wachs, den Rauch des erloschenen Dochts. Vorsichtiges Tasten mit der weniger schlimm verbrannten Rechten brachte tatsächlich ein Stück Kerze in meine Finger. Doch sie war zerbrochen und als ich das zweite Stück mit dem Docht endlich fand, war der nur noch warm. Ich brauchte gar nicht erst versuchen, die Kerzenflamme durch vorsichtiges Blasen wieder zu entfachen.
    Seltsame Flecken und Punkte blitzten vor meinen Augen auf. Mir erschien in der vollkommenen Dunkelheit ein zweites Gesicht: Der Hausmeister saß in seinem leeren Haus und wartete. Der Sommer verging und er wartete immer noch.
    Seine stumpfe Verzweiflung rührte mich. Diese Verlassenheit hielt ja kein Mensch und kein Gott aus. Ich wollte, ja musste ihn trösten.
    Frieden überkam mich.
    Der Entschluss war gut und richtig. Er würde mich missbrauchen, weil er es musste. Die Begierde brannte in ihm. Wenn ich sie wenigstens jetzt löschte, würde mir daraus Heil entstehen
.
    Eine schöne Vision! Ich hörte zu meinem Horror hoch oben über mir Schritte, auf der Ebene der Gewölbe mit den offenen Torbögen. Dort ging Er, der Herr der Unterwelt, schnitt mir den Weg ab. Ich hockte in vollkommener Dunkelheit, sah überhaupt nichts. Meine Handballen brannten, die Fingerkuppen pochten und über mir ging Er. Sein Balsamduft umwehte mich.
    Ich kam lautlos auf die Füße. Der Herr der Unterwelt roch meine Angst und sie erregte Ihn. Wir spielten hier ein Spiel, Suchen und Verstecken. Ich konnte Ihn nicht sehen. Ich war hier blind. Trotzdem musste ich mein bestes tun, von hier zu verschwinden. Um Ihn nicht zu enttäuschen. Es machte keinen Spaß, ein Wild zu jagen, wenn es nicht floh.
    Die Jagd war eröffnet. Es war nicht nur Er, der Herr der Toten, der mir auflauerte. Sie, die aus ihren Gräbern gestiegen waren, dürsteten nach meinem Blut. Ich setzte Fuß vor Fuß, bis ich mit der Hand an die Felswand stieß. Mein Herz klopfte wie verrückt. Ich tastete mich Schritt für Schritt vorwärts, atmete so leise ich nur konnte. Jetzt galt es.
    Ich liebe dich, Kati
, sagte Armin.
    Mir krampfte es das Herz zusammen. Dieses Geständnis machte er mir jetzt, zu spät.
    Die Abschürfungen schmerzten inzwischen nicht mehr ganz so schlimm, wahrscheinlich war das meiste Blut an meinen Händen inzwischen Schorf. Doch es musste offenbar für Armin gereicht haben. Es war mir ein Rätsel, warum die anderen Geister jetzt erst merkten, was bei mir für sie zu holen gewesen wäre. Ich streckte meine Handflächen vor, in die Richtung, in der ich Armin vermutete. Vielleicht half es ihm, damit er noch einmal zu mir sprechen konnte. Ich sehnte mich nach seinem warmen Bariton.
    Kati? Ich hätte für mein Leben gern mit dir geschlafen. Corinna
… Armins Stimme verwehte.
    KATIIII!!!
    GIB UNS MEHR, GIB UNS DEIN BLUT!!!
    Lasst sie in Ruhe!
, rief Armin.
    SIE GEHÖRT UNS
!
    Hinter mir waren Schreie. Ich tastete mich an der Felswand entlang, benützte die streitenden Stimmen wie ein irres Sonar, um dem Totenheer zu entgehen. Vor meiner Hand tauchte Leere auf, die Akustik veränderte sich, die Stimmen der Toten verhallten. Vielleicht ein Seitengang. Ich tastete mich um die Ecke, bog in ihn hinein. Wahl hatte ich sowieso keine. Hauptsache, ich kam von den gierigen Stimmen weg.
    Das hier war übel. Viel schlimmer, als alle Anfälle von Klaustrophobie und Angst

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