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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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wartete. Es war Wahnsinn, die primitivste Vernunft verbot, dass ich mich mit dem Herrn der Unterwelt einließ. Gegen Pluto konnte ich nur verlieren. Lieber gab ich mich oben im Tenebre sämtlichen Faunen gleichzeitig hin. Oder sogar dem Hausmeister.
    Ich verharrte schwer atmend auf der untersten Stufe. Vor mir stand deutlich erkennbar Armin. Er schien etwas zu sagen, nur hörte ich ihn nicht. Mein Atem ging in der Stille lauter, übertönte seine Stimme, genau wie mein klopfendes Herz. Zudem heulten und schimpften überall die Schatten. Ich lauschte und lauschte in das Chaos hinein. Endlich, als ich die Kerze mit der Hand schirmte, zuließ, dass mich Armins Schatten einhüllte, glaubte ich seine Worte zu verstehen.
Verlass mich nicht!
Ich wollte spontan einen Arm um ihn legen. Doch er verwehte unter dem Aufleuchten der Kerze.
    Mir sackten die Schultern.
    Es gab keine Möglichkeit. Nicht einmal, wenn ich mich umbrachte, kamen wir wieder zusammen. Das hatten mir die beiden Brüder bewiesen, die nach ihrer Schwester suchten. Drei Schicksale, durch Mord verbunden und doch auf ewig getrennt. Es musste grausam sein, auf der Schwelle des Totenreichs zu stehen und zu warten. Genauso war es meinem Vater gegangen, ging es jetzt Armin.
    Meine Unterlippe zitterte. Ich unterdrückte ein Aufschluchzen. Schrecklich, ich nahm ihn wahr wie alle Toten. Und hier in den Katakomben sah ich ihn sogar als Schatten. Ich fragte mich, was er sah. Die übergroße Mehrzahl derer schlief, die in dieser Totenstadt begraben waren. Aber einige waren vom Geruch des Lammbluts erwacht. Sie konnten mich vielleicht nicht direkt wahrnehmen. Sie schienen nur zu spüren, dass in ihrer Nähe ein Mensch atmete. Dass ein Herz Blut durch einen Körper pumpte. Dieses Blut begehrten sie. Meine Lebensenergie.
    Ich überlegte blitzschnell. Der Gott lauerte auf mich, das ließ mir nur noch wenig Zeit. Schmerz hatte meinen Vater gebannt. Noch einmal die Finger verbrennen wollte ich mir nicht. Blieb noch Blut.
    Ich konnte vielleicht schnell zurückgehen zu den Krugscherben neben den Karrenspuren. Es war nicht weit, kaum drei, vier Meter. Wenn ich mir die Haut ritzte, bannte das frische Blut vielleicht Armin noch rechtzeitig, bevor Pluto aus den Katakomben kam. Mit Glück gelang es mir danach unter Umständen, noch rechtzeitig zurück in die Stockwerke über diesem zu fliehen. Mit viel Glück.
    Ich war feige. Ich wusste schon jetzt, dass ich es für den Rest meines Lebens bereuen würde, wenn ich nicht wenigstens versuchte, Armin tatsächlich von den Toten zurück zu holen. Verdammt, er verdiente diese Chance. Lupercu hatte mir erklärt, wie es ging. Doch das hieß Pluto. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass ich mich Ihm überantworten musste. Seine Macht brachte mich schon jetzt zum Zittern, obwohl Er noch meilenweit von mir entfernt war. Noch ließ Er sich Zeit. Doch ich spürte Seine Hand, die sanfte Hand des Todes. Ich roch Ihn, Balsamduft schwebte von irgendwo in den Katakomben zu mir. Irgendwo gingen Seine Schritte, katzenweich. Er spielte mit mir wie mit einer Maus.
    Der Herr der Unterwelt würde mich strafen. Schrecklich dafür strafen, dass ich Unruhe in die Katakomben gebracht hatte. In das Reich, das Sein war seit Anbeginn der Zeit. Bald, nach Seinen Begriffen bald, würde auch ich in seinen Armen schlafen.
    Armin schlief nicht.
    Dass ich ihn wirklich beschwören konnte, mit ihm reden, ihm Lupercus Plan erklären, darauf hoffte ich nicht. Dazu hätte ich mir wahrscheinlich die Pulsadern aufschneiden müssen. Mir graute schon davor, mir nur den Arm zu ritzen. Nicht wegen der Schmerzen, das Pochen in meinen verbrannten Fingern war sicher schlimmer. Aber ich hatte trotzdem ziemlich Angst. Ich wollte Armin anlocken, nicht die anderen Toten. Hoffentlich gelang es mir, sie fern zu halten. Hoffentlich konnte ich Armin wenigstens erklären, warum ich ihn auf immer bannen musste. Der Gedanke, nach meinem Vater jetzt auch ihn noch zu verlieren, tat sehr weh.
    Außerdem wusste ich nicht, ob ich wirklich vor dem Herrn der Unterwelt fliehen konnte. Was, wenn mir Pluto bis hinauf ins Tenebre folgte? Ein Windzug von irgendwoher brachte einen neuen Schwall Balsamduft. Ich schützte meine Kerze. Schatten glitten über den Steinboden. Ein weiterer, rabenschwarzer, viel dichterer Schatten fiel auf mich. Die schwache Helligkeit in den Torbögen der Galerie über mir verschwand wie ausgelöscht. Als hätte jemand dort oben den Hauptschalter umgelegt. Eine Frau kreischte.
    War

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