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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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aber auch gar nichts zu tun. Haben Sie mich verstanden, Herr Hauptkommissar?«
    Als sein Untergebener nicht sofort antwortete, schrie der Kriminalrat plötzlich los: »Ob Sie mich verstanden haben, will ich wissen!«
    »Ja, Herr Kriminalrat«, erwiderte Goldstein konsterniert. »Jedes Wort.«
    Saborski knallte den Hörer auf die Gabel.
    Irritiert griff Goldstein nach der Eingangspost und blätterte sie oberflächlich durch. Nichts Besonderes. Dann hielt er inne. Weshalb dieser Wutausbruch seines Vorgesetzten? Natürlich wusste er, dass sich Wieland Trasse und Wilfried Saborski kannten. Das war nicht weiter verwunderlich. Männer in dieser Position liefen sich im geschäftlichen wie gesellschaftlichen Leben immer wieder über den Weg. Sie tauschten bei Empfängen und Feiern Belanglosigkeiten aus und grüßten sich, wenn sie einander auf der Straße begegneten. Dem Hauptkommissar war klar, dass er seine Kompetenzen sehr weit strapaziert hatte, als er den Ausschussvorsitzenden aufgesucht und um Auskunft gebeten hatte. Aber konnte das allein der Grund für den Wutanfall des Kriminalrats sein? Und warum war Saborski mit keinem Wort auf Goldsteins Verdacht über einen korrupten Polizisten eingegangen?
    Sein Blick fiel auf das Bild seiner Frau, das auf seinem Schreibtisch stand. Beinahe hätte er ihren Geburtstag vergessen. Er hatte kein Geschenk und nur noch wenig Zeit. Vor allem durfte er es nicht wie im letzten Jahr versäumen, ihr am Morgen ihres Geburtstages zu gratulieren. Seine Gedankenlosigkeit hatte sie verletzt. Und nach den Auseinandersetzungen in den letzten Wochen … Er schwor sich, in den nächsten Tagen auf dem Nachhauseweg ein Präsent zu besorgen.
    Goldstein griff wieder zu dem Poststapel. Das meiste hatte Zeit und konnte liegen bleiben. Nur eines der Schreiben interessierte ihn. Es kam von der Wehrmachtsauskunftsstelle, kurz WASt.
    Der Hauptkommissar hatte das Soldbuch Lahmers unmittelbar nach der Durchsuchung von dessen Wohnung an die WASt zur Überprüfung geschickt. So schnell jedoch hatte er nicht mit einer Antwort gerechnet. Üblicherweise dauerte so etwas Monate und nicht Tage. Egal. Hoffentlich half ihm die Auskunft weiter.
    Entschlossen schlitzte er das Schreiben der WASt auf und begann zu lesen. Eigentlich nichts Neues, all das stand schon im Soldbuch. Interessant war allerdings der kurze Brief, den der Sachbearbeiter handschriftlich zusätzlich verfasst hatte.

    Wie aus dem Soldbuch hervorgeht, war Major Knut Lahmer Angehöriger der Geheimen Feldpolizei. Die diesbezügliche Einheit war dem Nachschubstab z.b.V. 365 zugeteilt, der ein großes Materiallager in der Nähe von Lemberg verwaltete. Angeschlossen war ein geheimes Depot, in dem Kunstgegenstände polnischer Juden, Adeliger und Industrieller gesammelt und von dort ins Reich verbracht wurden. Die SS und die Geheime Feldpolizei beaufsichtigten das Geheimlager. Die Vermutung liegt nahe, dass auch Major Lahmer an dieser Stelle eingesetzt war. Die meisten Angehörigen dieser Dienststelle stehen unter dem Verdacht, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Wenn Sie nähere Auskünfte über den Verbleib Major Lahmers haben, bitten wir Sie, die zuständige Staatsanwaltschaft einzuschalten.
    Ein Depot mit Kunstgegenständen? Jüdischer Schmuck? Aus Polen geraubt und über Lemberg versandt?
    Schlagartig kehrte seine Erinnerung zurück. Es war 1943 gewesen. Die Holzkisten im Keller von Frau Munder, der Tochter Wieland Trasses. Darin eindeutig Hehlerware: siebenarmige Goldleuchter, Goldschmuck und vieles mehr. Sein damaliger Verdacht, auch Trasse selbst könnte in diese Geschäfte verwickelt sein. Die Vertuschung der Vorfälle durch Kriminalrat Saborski. Und sein eigenes Schweigen.
    Es musste eine Verbindung zwischen Trasse, Lahmer und Müller geben! Kurz entschlossen griff er zum Telefonhörer und wählte die Nummer, die auf dem Briefbogen der WASt stand. Es dauerte einen Moment, dann war er mit dem Sachbearbeiter verbunden, der ihm die Auskunft erteilt hatte.
    Goldstein bedankte sich zunächst für die schnelle Reaktion.
    »Das war kein Problem. Uns lag ohnehin eine Anfrage der Staatsanwaltschaft vor, die sich mit der Tätigkeit dieser militärischen Einheit in dem Lemberger Lager beschäftigt. Wir sind derzeit dabei, die Akten nach denjenigen zu durchforsten, die dort gedient haben.«
    »Ich ermittle in dem Mordfall an Major Lahmer. Der Täter ist flüchtig. Das ist auch der Grund meines Anrufs. Es kann sein, dass ich mich irre, aber ich habe so ein

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