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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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eingesetzt, entsprechend voll war es in der Bahnhofshalle und vor den Fahrkartenschaltern. In der Menge würde es nicht auffallen, wenn er dem Richter dicht auf die Pelle rückte. So stand er in einer der Schlangen und lauschte, welches Reiseziel Pauly angab. Dann war er an der Reihe und löste ebenfalls eine Fahrkarte nach Herne.
    Der Zug war überfüllt und Konrad Müller musste stehen. Er blieb in der Nähe des Ausgangs, von dem aus er Pauly gut im Auge behalten konnte.
    In Herne verließen sie gemeinsam mit mehreren Dutzend anderen Fahrgästen den Zug. Pauly durchquerte die Halle und sprintete plötzlich los. Er hat mich entdeckt, schoss es Müller durch den Kopf. Aber dann sah er, wie andere ebenfalls auf die wartende Straßenbahn auf dem Bahnhofsvorplatz zuliefen. Müller nahm die Beine in die Hand und erreichte die Bahn gerade noch rechtzeitig, mit einem Ruck schlossen sich hinter ihm die Türen. Rumpelnd setzte sich die Elektrische in Bewegung. Erneut fand Müller keinen Sitzplatz und blieb am hinteren Eingang stehen.
    Kurz darauf erschien der Fahrkartenkontrolleur. Müller griff zur Geldbörse.
    »Wohin?«, fragte der Mann gelangweilt.
    Müller erschrak. In der Hektik hatte er nicht darauf geachtet, wohin die Bahn fuhr. Er versuchte es mit einem Schuss ins Blaue. »Bochum?«
    »Und wohin in Bochum?«, wollte der Kontrolleur nun wissen.
    »Bis zur Endstation.«
    »Hauptbahnhof?«
    »Ja, bitte.«
    So weit musste er jedoch nicht fahren. Auf Höhe des Zechenbahnhofs der Gewerkschaft Constantin verließen Pauly und mit ihm einige andere Männer die Straßenbahn. Als Letzter sprang Müller aus dem Waggon. Pauly wandte sich nach Norden und verschwand nach wenigen Metern in einer Schrebergartensiedlung an der Straße, die nach Bochum führte.
    Konrad Müller war auf der Hut. Weit und breit waren keine anderen Passanten zu sehen. Wenn Pauly sich zufällig umdrehte, musste er Müller unweigerlich entdecken. Also schlenderte der junge Mann an dem Eingang zu den Schrebergärten vorbei, wartete einen Moment und kehrte dann dorthin zurück. Er sah gerade noch, wie Pauly von dem Weg abbog und sich in einen der Gärten verdünnisierte. Kurz darauf hörte er das Schlagen einer Tür. Dann war Ruhe.
    Eine Hecke als Deckung nutzend, schlich Müller in die Nähe des Grundstücks und sondierte die Lage. Von Pauly war nichts zu sehen. Jedoch quoll plötzlich dunkler Rauch aus dem Schornstein des kleinen Gartenhauses. So wie es aussah, wohnte der Richter in der Schrebergartenkolonie.
    29
     
    Donnerstag, 5. Oktober 1950
     
    Goldstein zog am Morgen des nächsten Tages ein Blatt Papier aus seiner Schreibtischschublade und nahm den Füllfederhalter zur Hand. Dann begann er in kurzen Sätzen aufzuschreiben, welche Fragen sich ihm in dieser Ermittlung stellten: Welche Verbindung besteht zwischen Trasse, Lahmer und Müller?
    Inwiefern sind Johann Bos und Paul Krönert in den Fall verwickelt?
    Wie ist ihre Beziehung zu Schönberger?
    Warum hatte Lahmer zwei Wohnungen?
    Wer hat das Bankschließfach des Toten leer geräumt?
    Von wem stammen die Fingerabdrücke auf der Kassette und die gefälschte Unterschrift?
    Wer ist in die Wohnung Lahmers eingebrochen? Und warum?
    Hat Lahmer einen Erpressungsversuch unternommen und musste deshalb sterben?
    War Lahmer in den Raubüberfall auf den Geldboten des Kaufhauses involviert? Seine Waffe wurde bei dieser Tat eingesetzt. Wer war der Bote?
    Die letzte Frage unterstrich Goldstein mehrmals. Dann schrieb er: Kann ich Saborski und Schönberger trauen???
    Wieder mehrere Unterstreichungen.
    Nachdenklich las der Hauptkommissar erneut seine Notizen. Dann faltete er das Blatt zusammen, steckte es in seine Jackentasche und griff zum Telefonhörer.
    Sein Kollege Markowsky meldete sich sofort.
    »Bevor ich dich erneut belästige: Saborski hat mich wegen der Sache mit Breitschneider ziemlich fertiggemacht. Hat er dich auch schon in der Mangel gehabt?«
    »Ja. Aber war halb so wild. Er hat etwas von Dienstvergehen gebrüllt, sich dann aber wieder beruhigt. Da kommt nichts mehr.«
    »Gott sei Dank. Also, ich habe schon wieder ein Anliegen.«
    »Schieß los.«
    »Du hast mir erzählt, die Pistole Lahmers sei bei dem Raubüberfall im Oktober letzten Jahres eingesetzt worden.«
    »Ja. Wir haben einen Schusstest unternommen und die Projektile verglichen. Beide sind eindeutig identisch.«
    »Kannst du mir sagen, wer der Geldbote war? Ich möchte es mir ersparen, die Akte auf dem offiziellen Dienstweg

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