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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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komme gleich nach.« Dann wandte er sich Schönberger zu, der seinen Gewinn zählte. »Das gilt auch für dich«, knurrte er.
    »Du verjagst mich von meinem Platz?«, erwiderte der Polizist entgeistert.
    »Ja«, lautete die knappe Antwort.
    »Wieso? Ich …«
    »Jetzt verschwinde schon! Außerdem: Auch du musst nicht alles wissen.«
    Am liebsten hätte Schönberger dem Lackaffen Bos seine Faust ins Gesicht geknallt, beließ es aber bei der Vorstellung. Vielleicht würde er den Kerl noch brauchen. Und Streit war mit Sicherheit nicht im Interesse seines Auftraggebers. Mit unterdrückter Wut sprang Schönberger deshalb auf und verzog sich beleidigt mit der vollen Sektflasche auf eines der Sofas im hinteren Teil des Zimmers. »Das wirst du bereuen«, zischte er leise.
    Krönert hatte sich inzwischen widerwillig erhoben und sah bedauernd zu den beiden jungen Frauen hinunter, die ihre Blusen schlossen. »Ich bin gleich wieder da, meine Süßen«, säuselte er. Dann ging er zum Tisch.
    Bos schob ihm einen Stuhl an seine linke Seite. »Setz dich. Wir haben etwas zu besprechen.«
    Krönert nahm wie befohlen Platz und Bos goss sich nach.
    Als Krönert sein Glas ebenfalls auffüllen wollte, fuhr Bos ihn an: »Lass das.«
    »Warum?«
    Bos senkte die Stimme. »Du musst morgen etwas erledigen. Der Chef hat mich eben angerufen. Er braucht die Unterlagen. Und die Waffe. Sofort. Und du sollst sie ihm besorgen.« Er schob einen Zettel über den Tisch. »Hier, das ist die Adresse.«
    »Gibt es für diese Wohnung keinen Schlüssel?«
    »Der Chef hat mir keinen gegeben.«
    »Hast du nicht danach gefragt?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an!«, blaffte Bos. »Außerdem hast du ja den letzten schon verbaselt!«
    Er hat sich nicht getraut, dachte Krönert und wechselte vorsichtshalber das Thema: »Und wie soll ich das nun anstellen?«
    »Ist doch nicht dein erstes Mal! Du wartest, bis alles ruhig ist, gehst rein, suchst die Sachen und das war’s.«
    »Und wenn mich jemand stört?«
    »Dann machst du die Fliege.« Bos griff zum Glas und trank einen Schluck. »Sollte das nicht klappen …« Er bückte sich und schob Krönert eine Aktentasche zu. »Da drin findest du, was du für eine solche Situation benötigst.«
    Krönert griff zur Tasche, öffnete sie und starrte hinein. »Was soll ich mit der Pistole?«
    »Für den Fall der Fälle. Quasi zur Eigensicherung, wie unser Kollege von der Kripo sagen würde.« Er schaute kurz zu Schönberger, der sich mittlerweile mit einem der Mädchen, das sich eben noch um Krönert bemüht hatte, anzufreunden schien. »Aber kein Wort zu ihm.«
    »Gehört er denn nicht zu uns?«
    Bos lachte leise. »Einer von der Polizei? Spinnst du? Wir benötigen sie manchmal, und auch die brauchen uns von Zeit zu Zeit. Eine Hand wäscht die andere. Aber Polente bleibt Polente, egal, welche Kontakte Heinz hat. Auch wenn der Chef große Stücke auf ihn hält: Ich traue dem nicht von zwölf bis Mittag. So solltest du es auch halten. Also, denk dran und verplapper dich nicht.«
    Krönert nickte.
    »Nimm die Kleine mit, wenn du willst. Nur: heute Finger weg vom Alkohol. Du musst morgen einen klaren Kopf haben.« Bos klopfte Krönert auf die Schulter. »Es wäre doch wirklich schade, wenn dir etwas zustoßen würde, oder? Schließlich gehörst du ja zu uns.«
    Sein Gesichtsausdruck jedoch sagte das Gegenteil.
    31
     
    Freitag, 6. Oktober 1950
     
    Der Anruf erreichte Goldstein gegen zehn Uhr am Morgen. Die Kripo Gelsenkirchen meldete einen Toten in einem Hotel in der Innenstadt. Bei der Leiche war ein Ausweis auf den Namen Wolfgang Müller gefunden worden. Und auch die Beschreibung aus dem Fahndungsaufruf passte. Man werde den Tatort zunächst unverändert lassen, damit die Bochumer Kollegen ihn ebenfalls in Augenschein nehmen könnten. Voraussetzung sei allerdings, dass unverzüglich ein mit dem Fall Müller befasster Beamter dort erschiene.
    Mit Blaulicht und Sirene ließ sich Goldstein vom Herner Präsidium zu dem Hotel in Gelsenkirchen kutschieren. Er wies sich bei den Polizisten aus, die den Zugang zum Gebäude sicherten, und einer von ihnen führte ihn in die zweite Etage des Hauses.
    Im Gang warteten schon die Mitarbeiter eines Beerdigungsunternehmens auf die Freigabe der Leiche, um sie in das gerichtsmedizinische Institut zu bringen. Goldstein nickte den Männern zu und betrat das Hotelzimmer.
    »Morgen«, grüßte er und hielt seinen Ausweis hoch. »Hauptkommissar Peter Goldstein. Kripo Herne.«
    Einer der

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