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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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mehr Zeit.
    33
     
    Samstag, 7. Oktober 1950
     
    Peter Goldstein hatte sich an diesem Tag freigenommen, um das Präsent für Lisbeth zu kaufen. Unter einem Vorwand verließ er gegen neun Uhr das Haus und suchte Marianne Berger auf, seit Jahren die beste Freundin seiner Frau. Marianne wohnte ebenfalls in der Teutoburgia-Siedlung, zwei Straßen entfernt.
    Nachdem sie ihm einen Kaffee eingeschenkt hatte, trug Goldstein sein Anliegen vor: »Morgen hat Lisbeth Geburtstag.«
    »Ich weiß«, antwortete Marianne.
    »Dummerweise habe ich noch kein Geschenk für sie.«
    »Dann wird es aber Zeit.«
    »Ich dachte, vielleicht könntest du mir helfen.«
    »Das mache ich doch gerne.«
    Goldstein war erleichtert.
    »Was möchtest du wissen?«, fragte Marianne und rührte Zucker in ihren Kaffee.
    »Ich zermartere mir schon seit Tagen den Kopf, mir fällt jedoch nichts ein, was ich ihr schenken könnte.«
    »Wie wäre es mit einem Parfüm?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber …« Er kratzte sich am Kopf. »Was gibt es da so?«
    »Och, einiges. Tosca, 4711 , Marbert , wobei letztere Firma eher Cremes herstellt.«
    »Und wo bekomme ich das?«
    »In Drogerien oder Kaufhäusern.«
    »Was käme denn für Lisbeth infrage?«
    Marianne Berger lachte auf. »Das solltest du schon selber wissen, findest du nicht? Was benutzt sie denn im Moment?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Goldstein zerknirscht.
    Mariannes Lachen wurde noch lauter. »Männer!«
    »Ich dachte, du wüsstest, was sie sich wünscht.«
    Lisbeths Freundin überlegte kurz. »Ich hab’s. Nylonstrümpfe. Sie hat mir kürzlich erzählt, dass sie sich einen neuen Strumpfhalter gekauft hat. Und jetzt fehlen ihr die passenden Strümpfe.« Sie sah Goldstein an und wieder erklang ihr Gekicher. »Du wirst ja rot. Was ist denn dabei, dass sich eine Frau solche Dessous kauft?«
    »Sie ist Mitte vierzig.«
    »Na und? Deshalb muss sie doch nicht in Sack und Asche gehen. Kauf ihr ein paar Nylons und ein Parfüm. Das wird sie freuen.«
    Goldstein schluckte. »Ich hatte dich eben so verstanden, dass du für mich … Also ich meine, kannst nicht du …?«
    »Dein Geschenk einkaufen?« Sie tippte sich an die Stirn. »Mein Lieber, das ist ja wohl deine Aufgabe.«
    Sie stand auf, zog ihn vom Küchenstuhl hoch und schob ihn zur Eingangstür. »Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst. Sonst haben die Geschäfte geschlossen und Lisbeth guckt in die Röhre.«
    Eine halbe Stunde später lief Peter Goldstein suchend durch die Drogerieabteilung des Kaufhauses. Unschlüssig nahm er einen Flakon nach dem anderen in die Hand, nur um ihn sofort wieder zurück in das Regal zu stellen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich eine Verkäuferin.
    »Nein, äh, ja. Ich suche ein Geschenk für meine Frau.«
    Die junge Frau musterte ihn erwartungsvoll. »An was haben Sie denn gedacht?«
    »Ja also … ein Parfüm?«
    »Und was für eines?«
    Goldstein versuchte sich zu erinnern, welche Marken Marianne genannt hatte. Ohne Erfolg.
    »Was benutzt Ihre Ehefrau sonst?«
    Die Frage kannte er schon. »Ich weiß nicht genau.«
    Die Verkäuferin griff in ein Fach und hielt ihm eine Flasche hin. » 4711. Ein Klassiker. Da können Sie nichts falsch machen.«
    Goldstein nickte dankbar. »Wenn Sie meinen. Und dann benötige ich noch eine Creme.« Er legte seine Stirn in Falten. »Irgendwas mit Bert, Herbert oder so ähnlich.«
    Die Angestellte schmunzelte. »Sie meinen Marbert? «
    »Ja.«
    Die Frau bückte sich und tauchte mit zwei Schachteln in der Hand wieder auf. »Tages- oder Nachtcreme?«
    Verständnislos versuchte Goldstein, das Gehörte einzuordnen.
    »Soll es für den Tag oder die Nacht sein?«
    Der Polizist fragte sich im Stillen, warum Frauen nachts nicht dieselbe Creme benutzten wie am Tag, traute sich aber nicht, seine Unwissenheit zu offenbaren. »Ich nehme natürlich beide«, sagte er deshalb und bemühte sich, seiner Stimme die Unsicherheit zu nehmen.
    »Beide? Die sind aber nicht gerade billig.«
    Jetzt konnte er nicht mehr zurück. »Ach wissen Sie, das spielt keine Rolle«, erwiderte er großspurig. »Und dann noch diese, äh, Nylons.«
    »Die haben wir dort drüben. Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Auf dem Weg durch die Gänge zur Strumpfabteilung überschlug Goldstein, was ihn seine Großzügigkeit wohl kosten würde und kam auf etwa vier Mark. Jetzt noch die Strümpfe für vielleicht eine Mark, ja, das würde in etwa passen. Lisbeth und er hatten sich nämlich in die Hand versprochen,

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