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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Mannes zu hören, den er der Zusammenarbeit mit Kriegsverbrechern verdächtigte, befremdete ihn.
    »Nun, ich schweife ab. Nein, ich weiß nicht, ob Müller Feinde hat. So etwas können wir ja nie ausschließen, oder?« Er musterte Goldstein aufmerksam. »Noch einen Schluck Kaffee?«, fragte er dann.
    »Nein, danke. Wahrscheinlich wissen Sie nicht, ob er im Betrieb Freunde hatte?«
    »Nein. Aber da kann ich mich natürlich im Haus umhören.«
    »Dafür wäre ich Ihnen dankbar. Sie erinnern sich sicher an den Raubüberfall auf einen Ihrer Geldboten vor einem Jahr?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ist Hans Allemeyer noch bei Ihnen beschäftigt?«
    »Nein. Nachdem er seine Verletzung auskuriert hatte, wollte er nicht mehr für uns arbeiten. Die Tätigkeit sei ihm zu gefährlich, hat er mir damals gesagt. Ich konnte es ihm nicht verdenken.«
    »Haben Sie seine Anschrift?«
    »Bestimmt wird in der Personalakte die Adresse vermerkt sein. Ob er jedoch noch unter ihr erreichbar ist …« Trasse zuckte mit den Schultern. »Mir hat er jedenfalls in unserem letzten Gespräch mitgeteilt, sein Wunsch sei es, auszuwandern. Ich glaube, er hat Kanada erwähnt. Aber ob er das realisiert hat, weiß ich selbstverständlich nicht. Meine Sekretärin wird Ihnen die Postanschrift Allemeyers aushändigen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Herr Hauptkommissar? Ich habe leider im Anschluss einen dringenden Termin. Sonst würde ich gerne noch etwas mit Ihnen plaudern.«
    Als sie sich verabschiedeten, meinte Trasse: »Und grüßen Sie Ihren Vorgesetzten von mir.«
    Der spöttische Unterton seiner Stimme war nicht zu überhören.
    30
     
    Donnerstag, 5. Oktober 1950
     
    Die Luft in dem Separee war zum Schneiden. Johann Bos hielt seine Karten mit einer Hand, nuckelte an einer kubanischen Zigarre und stieß dicke Rauchschwaden aus. Seine andere Hand war tief im Ausschnitt einer höchstens Zwanzigjährigen verschwunden, die auf seinem Schoß saß und ihm den Nacken kraulte. Lässig warf er einen Zwanzigmarkschein auf den Tisch. »Zeig mal, was du hast.«
    An der gegenüberliegenden Seite des Tisches setzte Heinz Schönberger sein breitestes Grinsen auf. Genüsslich blätterte er seine Karten hin. Drei Asse und zwei Könige. »Full House«, kommentierte er trocken.
    Wütend schmiss Bos sein Blatt hin. »Was für ein Scheißspiel«, beschwerte er sich. »Warum konnten wir nicht beim Skat bleiben?«
    »Weil man Skat nicht zu zweit spielen kann«, erklärte Schönberger und strich seinen Gewinn ein. Dann drehte er sich um und rief: »Oder will einer von euch mit uns Skat kloppen?«
    Er bekam keine Antwort. Die restlichen Gäste waren mit Wichtigerem beschäftigt. Paul Krönerts Gesicht verschwand zwischen den Oberkörpern zweier Mädchen. Zwei weitere Männer vergnügten sich mit ihren Begleiterinnen auf den anderen Kanapees.
    Es klopfte.
    Schönberger brüllte: »Herein, wenn’s nicht die Polente ist«, und amüsierte sich königlich über seinen Scherz.
    Ein Kellner brachte neue Flaschen Sekt sowie einige Glas Bier.
    »Alles auf meine Rechnung«, prahlte Schönberger und ließ den Korken der ersten Pulle knallen.
    »So viel hast du auch noch nicht gewonnen«, knurrte Bos. »Warum lässt ausgerechnet du die Puppen tanzen? Du hast uns doch erst vor vierzehn Tagen an deinem Geburtstag eingeladen. Und jetzt schon wieder? Ihr müsst ja als Beamte verdammt gut verdienen.«
    »Nee. Ich hab ’ne Prämie erhalten.«
    »Prämie? Die Polizei zahlt Prämien? Das ist mir ja ganz neu.«
    »Nicht von meinem Verein. Eher durch die Bundesbahn.«
    »Wieso bekommst du von der Bahn eine Prämie?«
    Schönberger hob das Glas. »Du musst nicht alles wissen, mein Lieber. Prosit, meine Herren. Entschuldigung: und meine Damen natürlich.« Er trank den Sektkelch in einem Zug aus und schüttelte sich scherzhaft. »Lecker, die Brause.« Direkt goss er nach.
    Krönert zeigte kein Interesse an den Getränken, sondern bemühte sich, einem der Mädchen, die ihm Gesellschaft leisteten, die Bluse zu öffnen, was ihm nach einiger Anstrengung auch gelang. Danach machte er sich am Verschluss ihres Büstenhalters zu schaffen, scheiterte aber kläglich. Die Brünette begleitete seine Bemühungen mit quietschendem Kichern. Auch die zweite Dame neben ihm amüsierte sich sichtlich.
    »Lass die Nutten in Ruhe und beweg dich zu mir an den Tisch«, rief Bos und scheuchte die blutjunge Frau von seinem Schoß. »Setz dich rüber zu deinen Freundinnen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich

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