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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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schlägt sich auf die Seite Schönbergers. Man könnte fast den Eindruck haben, Saborski und Trasse stecken unter einer Decke und wollen nicht, dass jemand diese anhebt und darunter nachsieht. So weit der Sachverhalt. Was hältst du von Schönberger? Du brachtest seinen Namen eben ins Spiel.«
    »Du hast doch vor Jahren auch häufiger mit ihm zusammengearbeitet«, gab Markowsky Antwort.
    »Ja. Aber in letzter Zeit weniger, wenn ich von der Ermordung Lahmers absehe.«
    »Schönberger saß, wie du weißt, lange mit mir im selben Büro.«
    »Deshalb kannst du ihn ja auch am besten einschätzen.«
    »Um ganz offen zu sein: Ich halte ihn für einen karrieresüchtigen Opportunisten. Außerdem glaube ich, dass er die Hand aufhält.«
    »Du glaubst?«
    »Beweisen kann ich natürlich nichts. Ich war mit ihm einmal auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen. Dort hat er Hunderte verzockt. Auf meine Frage, wie er zu so viel Geld komme, hat er nur gelacht. Und dann ist da noch ein Informant, der vor der Währungsreform als Schieber und Schwarzhändler aktiv war. Er schwört Stein und Bein, dass Schönberger geschmiert wurde, damit er sie über geplanten Razzien der Militärpolizei informiert. Nur eine offizielle Aussage wollte der Tippgeber damals nicht machen.«
    »Warum?«
    »Angst. Er glaubt, dass Schönberger einflussreiche Freunde hat.«
    Die Kellnerin trat an ihren Tisch. Goldstein orderte zwei weitere Bier. Schließlich erkundigte er sich: »Könnte ich mit dem Mann sprechen?«
    »Leider nein. Er ist seit einigen Monaten verschwunden, hatte womöglich Ärger mit seinen früheren Kumpanen. Vielleicht haben sie spitzgekriegt, dass er sich bei mir als Vögelchen betätigt hat. Wie dem auch sei. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm.«
    »Was ist mit Saborski? Glaubst du, er macht gemeinsame Sache mit Trasse?«
    Markowsky überlegte lange. »Du kennst ihn viel länger als ich«, antwortete er ausweichend.
    »Das schon. Aber ich möchte deine Meinung hören.«
    »Peter«, druckste Markowsky herum. »Er ist unser Vorgesetzter. Ich möchte keine Probleme bekommen.«
    Goldstein verstand. Markowsky fürchtete ebenfalls um sein Ruhegeld und wollte sich nicht in die Nesseln setzen.
    »Alles klar«, sagte er deshalb. »Belassen wir es dabei.«
    »Peter, es tut mir leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das geht in Ordnung. Lass uns noch etwas trinken, ja?«
    Den Rest des Abends verbrachten die beiden Polizisten damit, sich über Gott und die Welt auszutauschen.
    Den Namen Saborski nahm keiner von ihnen mehr in den Mund.
    53
     
    Donnerstag, 19. Oktober 1950
     
    Lisbeth servierte das Abendessen ungewöhnlich früh. Nach dem Mahl verzog sich Hermann Treppmann wie gewöhnlich ins Wohnzimmer, um zu rauchen, die Zeitung zu lesen oder Radio zu hören. Goldstein blieb bei seiner Frau in der Küche.
    »Wir sollten mal wieder ausgehen«, begann Lisbeth ihren Plan in die Tat umzusetzen. »Auf ein Bier. Was meinst du?« Sie sagte das wie beiläufig und beschäftigte sich weiter mit dem Trockentuch.
    Ihr Mann, der seinen Gedanken nachhing, brummte.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ja. Gute Idee.«
    Sie stellte die Teller in den Küchenschrank. »Prima. Ich beeile mich und mache mich dann fertig.«
    Goldstein hörte immer noch nicht richtig zu. »Mach das«, gab er zur Antwort.
    »Willst du dich auch noch umziehen?«
    »Umziehen? Warum?«
    »Wir wollten doch ausgehen.«
    »Ja, irgendwann.«
    »Nein, heute. Du hast es gerade versprochen.«
    »Entschuldige, da war ich nicht bei der Sache. Heute nicht. Ich muss mich ausruhen. Der erste Arbeitstag. Unerledigter Formalkram, Berichte.«
    Diesen Einwand hatte Lisbeth erwartet und sich eine entsprechende Strategie zurechtgelegt. »Einmal möchte ich unter Leute. Und mein liebender Gatte will auf das Sofa und die Füße hochlegen. Aber wenn er sich abends mit Freunden zum Bier trifft, geht er, ohne mich zu fragen, ob ich vielleicht mitkommen möchte.«
    »Du sagst doch immer, diese Abende mit meinen Kollegen würden dich langweilen. Nur Gespräche über die Arbeit und so.«
    »Mag sein. Gestern zum Beispiel wäre ich gerne mitgekommen.«
    »Gestern ging es nicht. Außerdem hast du kein Wort darüber verlauten lassen.«
    »Wir sind verheiratet.« Ihre Stimme begann, weinerlich zu klingen. »Da versteht man einander auch ohne große Erklärungen. Gut. Wenn dir nichts an meiner Gegenwart liegt, dann …« Lisbeth quetschte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und wischte sie mit dem Zipfel ihrer Schürze

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