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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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denke, der Beamte ist beurlaubt?«
    Woher wusste Olsberg das? »Sie sind ausgezeichnet informiert.«
    »Das gehört zu meinen Aufgaben. Also, was hat Ihr Mann entdeckt?«
    »Goldstein hat einen Zeugen gefunden, der nicht nur den Mord an Lahmer beobachtet, sondern auch verdächtige Personen vor dem Hotel in Gelsenkirchen ausgemacht haben will.«
    Olsberg schwieg für lange Sekunden.
    Dann erkundigte er sich: »Hat der Zeuge Einzelheiten genannt?«
    »Nein. Goldstein trifft den Informanten am Freitag.«
    »Wo und wann?«
    »Warum interessiert Sie das?«
    Olsbergs Stimme wurde leise. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt«, zischte er. »Und Sie täten gut daran, sie zu beantworten. Also?«
    Saborski wusste, dass er mit seiner Neugier den Bogen überspannt hatte. Mit Olsberg war nicht zu spaßen. Er musste kooperieren, sonst fand er sich schneller im Ruhestand wieder, als ihm lieb war.
    »Um elf Uhr am Wasserschloss Strünkede in Herne«, erwiderte er deshalb beflissen.
    »Haben Sie einen weiteren Beamten für diese Begegnung abgestellt?«
    »Nein.«
    »Dann belassen Sie es dabei.«
    »In Ordnung.«
    »Noch etwas. Wurde dieses Telefonat durch Ihre Sekretärin durchgestellt?«
    Saborski wunderte sich. Was spielte das für eine Rolle?
    »Nein.«
    »Halten Sie es auch zukünftig so.«
    »Ich könnte Goldstein untersagen, den Zeugen zu treffen.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Rufen Sie mich an, sobald Ihnen der Bericht dieses Kommissars vorliegt. Unverzüglich.«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut.«
    Es knackte. Olsberg hatte aufgelegt.
    Saborski ließ sich eine Tasse Kaffee bringen und überlegte. Ein seltsames Gespräch. Sein erster Eindruck war, dass es der Ministerialdirektor gern gesehen hätte, wenn diese vermaledeite Begegnung nicht stattfände. Andererseits wollte Olsberg, dass Goldstein weiter ermittelte und er auf dem Laufenden gehalten wurde. Und warum hatte er Ort und Zeitpunkt der Zusammenkunft wissen wollen?
    Der Kriminalrat rührte ein weiteres Stück Zucker in sein Getränk. Egal. Was sollte er sich den Kopf dieses Beamten aus dem Kanzleramt zerbrechen. Olsberg hatte ihm einen klaren Auftrag erteilt und fertig. Alles andere ging ihn nichts an. Manchmal war es eben schlauer, sich einfach wegzuducken.
    52
     
    Mittwoch, 18. Oktober 1950
     
    Sie hatten sich in einer Bierkneipe in der Herner Innenstadt verabredet. Als Goldstein die Pinte betrat, saß sein Kollege Markowsky bereits auf einem Hocker am Tresen, ein Bier vor sich.
    »Sollen wir uns nicht dahinten an den Tisch setzen?«, schlug Goldstein vor, nachdem sie sich begrüßt hatten. »Da sind wir ungestörter.«
    »Meinetwegen.« Horst Markowsky schnappte sich sein Glas und folgte ihm.
    Als auch Goldstein bestellt hatte, platzte Markowsky heraus: »So, und nun erzähl schon. Was hat dein Fall mit dem alten Raubüberfall zu tun? Du hast dich doch mit mir getroffen, um darüber zu sprechen, oder?«
    »Stimmt.« Goldstein erklärte ihm in groben Zügen die Zusammenhänge. »Es ist seltsam. Der Geldbote des Kaufhauses Trasse, dieser Allemeyer, wird ausgeraubt. Bezeugt hat das Paul Krönert, der wiederum mit dem polizeibekannten Johann Bos herumhängt. Zu dessen Freunden zählt anscheinend auch unser Kollege Schönberger. Schönberger ist es auch, der Zweifel an dem von Allemeyer und Krönert geschilderten Ablauf der Tat unterdrückt, sodass die Ermittlungen im Sande verlaufen. Es geht noch weiter: Der Gelegenheitsarbeiter Breitschneider liefert ausgerechnet dem Kaufhausbesitzer Trasse einen Persilschein, der – glaubt man der Frau des Unfallopfers – von einem Polizisten vermittelt wurde.«
    »Schönberger?«
    »Das vermute ich. Wie kommst du darauf?«
    Markowsky lachte auf. »Erzähl erst mal fertig.«
    »Na gut. Und schließlich wird Knut Lahmer von Wolfgang Müller ermordet. Du hast bestimmt davon gehört.«
    »Ja.«
    »Als ich Müller verhaften will, rauscht Schönberger mit Blaulicht und Martinshorn vor dessen Wohnung, der Täter ist gewarnt und hat Zeit zu türmen. Müller, ebenfalls ein Angestellter Trasses, bringt sich einige Tage später unter mysteriösen Umständen selbst um.« Goldstein hielt es für klüger, seine Zweifel am Selbstmord Müllers für sich zu behalten. Denn beweisen konnte er eigentlich immer noch nichts. »Alles nur Zufall? Glaube ich nicht. Völlig schleierhaft ist mir die Rolle, die unser Chef Saborski in dieser ganzen Angelegenheit spielt. Er ordnet an, Trasse in Ruhe zu lassen, ignoriert die Unklarheiten bei dem Raubüberfall und

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