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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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uns eingemischt haben?«
    »Natürlich«, antwortete sie mit Bestimmtheit. »Die kriegt sich schon wieder ein.«
    Marianne Berger beobachtete die beiden durch die Gardine der dunklen Küche.
    Sie kannte Peter Goldstein seit Jahren. Er war manchmal ein Stoffel, selbstherrlich und ungerecht. Wie fast alle Männer. Aber belogen hatte er sie nie. Oder hintergangen. So wenig wie ihre Freundin. Wenn also Peter der festen Überzeugung war, dass Paul Krönert krumme Geschäfte machte, bestand zumindest die Möglichkeit, dass nicht er, sondern sie sich irrte. Sie wischte sich die Tränen ab.
    56
     
    Samstag, 21. Oktober 1950
     
    Kriminalrat Saborski war fassungslos. Einen Mord zu vertuschen, war die eine Sache. Einen zu begehen, eine andere. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Olsberg hinter dem Attentat steckte. Und er hatte ihm Goldstein und seine Quelle quasi auf dem Silbertablett geliefert!
    Kurz entschlossen griff er zum Telefonhörer. Dieses Mal war Olsberg sofort zu sprechen.
    »Auf einen meiner Polizisten und dessen Informanten wurde ein Mordanschlag verübt«, begann er das Gespräch.
    »Bedauerlich. Ist dem Beamten etwas passiert?«
    »Nein. Ihm nicht. Aber der Tippgeber ist schwer verletzt.«
    »Wird er es überleben?«
    »Das ist noch nicht klar. Er liegt im Koma.«
    »Danke für die Information.«
    Saborski zögerte einen Moment. Dann setzte er sein Vorhaben in die Tat um und fragte: »Was wissen Sie über diesen Anschlag?«
    Olsberg antwortete nicht.
    »Sind Sie noch da?«, fragte Saborski in den Hörer.
    »Selbstverständlich. Habe ich mich gerade verhört oder gehen Sie tatsächlich davon aus, dass ich an einem Mordversuch beteiligt gewesen bin?« Olsberg war die Ruhe selbst.
    »Das meinte ich nicht.« Saborski ging die Blasiertheit dieses Fatzkes mehr und mehr auf die Nerven. »Einer meiner Mitarbeiter trifft sich mit einem Informanten und wird attackiert. Sie wussten von diesem Treffen.«
    Olsberg unterbrach ihn. »Sie nicht?«
    »Haben Sie diese Information weitergegeben?«
    »Herr Kriminalrat«, erwiderte der Ministerialdirektor mit eisiger Stimme. »Ich weise die Unterstellung, die Sie mir an den Kopf werfen, mit Nachdruck zurück und behalte mir vor, über Ihren Vorgesetzten disziplinarrechtliche Schritte gegen Sie einzuleiten. Einfach ungeheuerlich, was Sie sich erlauben! Es hatten schließlich nicht nur wir beide Kenntnis von dieser Zusammenkunft. Dieser Kommissar Goldstein war im Bilde, sein Informant und der andere Mann, der am Tatort war, ebenfalls. Jeder von ihnen könnte sein Wissen ausposaunt haben.«
    Langsam beschlich Saborski das ungute Gefühl, über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Was hatte er eigentlich gegen Olsberg in der Hand? Nichts. Hätte er doch bloß die Klappe gehalten. Eine zu späte Erkenntnis.
    »Ich führe Ihren Ausbruch darauf zurück, dass Sie sich Sorgen bezüglich der Sicherheit der Ihnen unterstellten Polizisten machen. Wirklich löblich. Nur lassen Sie mich aus dem Spiel. Haben Sie verstanden?«
    Saborski betrat erleichtert die Brücke, die der Bonner ihm baute. »Ja, Sie liegen natürlich richtig. Entschuldigen Sie. Ich bin der, der sich vergaloppiert hat.«
    »Schon vergessen. Was können Sie mir noch über dieses Attentat berichten?«
    »Nichts. Ich warte selbst auf die Darstellung des Beamten.«
    »Der Verletzte ist in ein Krankenhaus eingeliefert worden?«
    »Selbstverständlich.«
    »Halten Sie mich bitte informiert. Ich möchte wissen, ob es der arme Kerl schafft. Wie heißt er eigentlich?«
    »Konrad Müller.«
    »Aus Herne?«
    »Da muss ich passen.«
    »Ist auch nicht so wichtig. Haben Sie sonst etwas auf dem Herzen?«
    Saborski musste sich eingestehen, dass ihm der Ministerialdirektor überlegen war. Olsberg hatte das Gespräch ohne jede Mühe gedreht, war vom Beschuldigten zum Angreifer geworden und bot ihm nun generös seine Unterstützung an. Verdammter Hurensohn!
    »Nein. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.«
    »Bitte sehr. Auf Wiederhören, Herr Kriminalrat.«
    Saborski lehnte sich in seinem Sessel zurück und versuchte, die eben geführte Unterhaltung zu verarbeiten. Irgendetwas störte ihn daran. Und dann fiel es ihm ein. Bei ihrem letzten Gespräch hatte er Olsberg nur von einem Informanten erzählt – woher wusste er jetzt, dass sich Goldstein mit zwei Männern getroffen hatte?
    Saborskis Nackenhaare richteten sich auf. Olsberg hatte einen Informanten. Und das konnte nach Lage der Dinge nur der Attentäter selbst sein.
    57
     
    Samstag,

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