Persilschein
Und weiter rechts?«
»Eine weitere.«
»Richtig. Beide sind nicht identisch. Größe vierundvierzig und sechsundvierzig. Es waren also zwei Männer am Tatort. Der Zeuge hatte recht.«
»Könnten die Spuren zu verschiedenen Zeiten entstanden sein?«
»Nein. Das Gras ist bei beiden gleich stark niedergedrückt. Wäre die Spuren nacheinander entstanden, hätten sich die Halme unterschiedlich schnell aufgerichtet.«
»Tatsächlich zwei Täter.«
»Geschossen hat nur einer. Auf jeden Fall aber waren zwei am Tatort.«
»Interessant.«
»Das war erst der Anfang. An der Astgabel, die als Stativ gedient hat, war in der Tat ein verwertbarer Fingerabdruck. Der Verbrecher hat keine Handschuhe getragen. Unvorsichtig. Schlecht für ihn, gut für uns.«
»Haben wir die Abdrücke in unserer Kartei?«
»Besser: Sie waren auf der Kassette aus der Bank und auf dem Glas, welches du mir gestern Morgen gegeben hast.«
Goldstein atmete tief durch. Paul Krönert! Er hatte es geahnt.
»Guter Riecher.« Markowsky grinste schief. »Dumm nur, dass wir die Anschrift dieses Krönert nicht haben. Heute Abend jemanden vom Einwohnermeldeamt aus dem Bett zu klingeln, dürfte nicht einfach werden.«
Goldstein schnappte sein Notizbuch und blätterte darin. Da. Sein erstes Zusammentreffen mit Krönert und Bos vor fast einem Monat im Central Café. Da stand es schwarz auf weiß. Hochstraße 5. Goldstein kannte die Ecke. Eine Zechensiedlung an der Stadtgrenze zu Bochum.
»Den schnappe ich mir. Gefahr im Verzuge. Auf einen richterlichen Beschluss können wir verzichten.« Goldstein stand auf. »Begleitest du mich? Mir ist klar, dass das eigentlich nicht zu deinen Aufgaben gehört.«
Markowsky nickte nur, griff in die Schreibtischschublade und holte seine Dienstwaffe heraus. Als er sich das Halfter anlegte, meinte er nur: »Du solltest das auch tun. Sicher ist sicher.«
»Hast recht«, brummte Goldstein und marschierte zurück in sein Büro, um seine Pistole zu holen und weitere Polizisten für die Verhaftung Krönerts zusammenzutrommeln.
Der Hauptkommissar hatte den beteiligten Beamten eingeschärft, sich Krönerts Wohnung möglichst unauffällig zu nähern. Unter keinen Umständen dürfe an den Fahrzeugen das Martinshorn eingesetzt werden. Goldstein wollte eine Pleite wie bei der misslungenen Festnahme Müllers auf jeden Fall vermeiden.
Die Polizisten stellten ihre Autos jeweils hundert Meter vor und hinter dem Haus mit der Nummer fünf ab. Um die Lage zu sondieren, schickte Goldstein einen Beamten in Zivil zu der Adresse.
»Es ist alles ruhig«, erklärte dieser bei seiner Rückkehr. »Die Zimmer im Erdgeschoss sind dunkel. Nur in einem Raum im Obergeschoss brennt Licht. Die Gardinen waren nicht zugezogen. Ich konnte einen Mann ausmachen, auf den die Beschreibung Krönerts passt. Er hantierte mit einem Karton. Scheint irgendetwas zu verpacken.«
»Hinterausgang?«, fragte Goldstein.
»Vermutlich. Ein Weg führt am Gebäude vorbei in den Garten. Aber ich wollte das Grundstück nicht betreten. Die Entdeckungsgefahr erschien mir zu groß.«
»Wir machen Folgendes: Zwei Kollegen nähern sich durch einen der angrenzenden Gärten und beziehen am Hinterausgang Stellung. Vier weitere sichern die Straßenseite. Und zwei von Ihnen begleiten Kommissar Markowsky und mich hinein. Alles klar?«
Die Männer murmelten Zustimmung.
»Gut. Dann los.«
Die Beamten schlichen zum Haus und postierten sich neben der Eingangstür. Vorsichtig drückte Goldstein dagegen. Wie erwartet, war sie verschlossen. Er winkte einen der Polizisten zu sich. »Ein simples Buntbartschloss«, flüsterte er. »Das öffnen Sie mit links.«
Der Mann holte einen Dietrich heraus. Als er ihn ansetzen wollte, wurde es plötzlich im Hausflur hell. Schlurfende Schritte waren zu hören. Im Türschloss drehte sich ein Schlüssel. Zu spät, um an anderer Stelle Deckung zu suchen.
Der Hauptkommissar gab seinen Kollegen ein Zeichen. Sie drückten sich eng an die Hauswand.
Ein Lichtstrahl fiel durch die Türöffnung und Goldstein erkannte eine vielleicht siebzigjährige Frau, die mit einem Mülleimer ins Freie trat. Schnell sprang Goldstein an ihre Seite und presste, als sie verschreckt aufschreien wollte, seine Hand auf ihren Mund. »Polizei«, wisperte er ihr ins Ohr. »Bitte bleiben Sie ruhig.« Die Frau zitterte am ganzen Körper. Erst als sie die uniformierten Polizisten im Dunkeln ausmachen konnte, beruhigte sie sich.
»Kann ich meine Hand jetzt wegnehmen?«, erkundigte sich
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