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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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nicht.«
    »Sicher?«
    »Gesagt hat er jedenfalls nichts.«
    »Gut. Trotzdem solltest du, wenn die Sache mit Müller erledigt ist, abtauchen. Achte nur darauf, dass deine Wohnung sauber ist.«
    »Mach ich.«
    Der Unbekannte amüsierte sich hörbar. »Lacht der Kerl sich eine Perle an, die mit einem Polizisten befreundet ist. Das kann auch nur dir passieren.«
    »Kommt nicht wieder vor.«
    »Das darf es auch nicht. Und jetzt verschwinde.«
    Die Tür wurde von innen zugezogen. Ohne jede Deckung stand Marianne Berger im Flur, Paul Krönert nur wenige Meter von ihr entfernt. Allerdings wandte er ihr den Rücken zu, als er sich Richtung Treppenhaus bewegte. Wenn er sich umdrehen würde, um zurückzugehen, musste er sie unweigerlich entdecken. Aber das tat er nicht.
    Als seine Schritte nicht mehr zu hören waren, floh Marianne Berger aus dem Central Café . Auf der Straße holte sie ihr Taschentuch hervor und schnäuzte sich kräftig. Voller Wut stampfte sie mit dem linken Fuß mehrmals auf den Boden, sodass andere Passanten sie verwundert anschauten. Das war ihr egal. Peters Einschätzung stimmte. Sie hatte sich in Krönert getäuscht. Jetzt würde sie ihm das Handwerk legen.
    Warum nur geriet sie immer wieder an die falschen Männer?
    Eine Stunde nach ihrem Besuch im Central stand sie vor dem Haus der Goldsteins in der Teutoburgia-Siedlung und schellte.
    Ihre Freundin Lisbeth öffnete. »Marianne!«
    »Ist Peter zu sprechen?«
    »Nein. Es könnte heute später werden, hat er mir gesagt.«
    »Kann ich ihn im Büro anrufen?«
    »Was ist denn los?«
    Marianne sprudelte los: »Er hatte recht. Krönert ist ein Krimineller. Ich muss dringend mit Peter reden.«
    »Jetzt komm erst mal rein.«
    Lisbeth ging zu der Kommode neben der Wohnzimmertür, auf der das Telefon stand. Sie nahm ab und drehte die Wählscheibe. Nachdem sie einige Male dem Rufzeichen gelauscht hatte, legte sie den Hörer wieder auf die Gabel und schüttelte den Kopf. »Er wird sicher auf dem Weg nach Hause sein. Willst du auf ihn warten? Ich mache uns einen Kaffee. Und dann erzählst du mir, was los ist.«
    58
     
    Samstag, 21. Oktober 1950
     
    Als Hauptkommissar Goldstein die Tür seines Büros zuzog, um sich bei Markowsky nach dessen Ergebnissen zu erkundigen, klingelte sein Telefon. Kurz erwog er, zurückzugehen, ließ es aber doch. Er wollte so schnell wie möglich nach Hause und ins Bett. Ein anstrengender Tag lag hinter ihm.
    Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte er an unzählige Wohnungstüren rund um das Schloss Strünkede geklopft und immer wieder dieselben Fragen gestellt:
    »Ist Ihnen gestern Morgen im Schlosspark jemand aufgefallen? Vielleicht ein Mann mit einer länglichen Tasche oder etwas Ähnlichem? Haben Sie nach den Schüssen jemanden fortlaufen sehen? Hat sich in den Tagen vor dem Freitag ein Fremder in dem kleinen Waldstück aufgehalten?«
    Nach Stunden erfolgloser Befragungen gab es einen ersten Erfolg. Ein Anwohner in der Nähe des Stadions von Westfalia Herne gab an, die Schüsse gehört zu haben. Er habe den Knall für Fehlzündungen eines Automotors gehalten. Kurz darauf habe er zwei Männer aus dem Schlosspark laufen sehen, die in einen an der Germanenstraße geparkten, dunklen Wagen eingestiegen und fortgefahren seien. Dummerweise hatte der Zeuge weder das Nummernschild noch das Fabrikat des Wagens erkannt. Zum Aussehen der Männer konnte er nichts sagen, geschweige denn, sie wiedererkennen. Aber einen länglichen Gegenstand hatte er bemerkt. Ein Gewehr? Es hätte ebenfalls eine Angelrute sein können. Aus der Entfernung …
    Die Tür zu Markowskys Büro stand offen. Goldstein klopfte und trat, ohne eine Antwort abzuwarten, ein.
    Sein Kollege sah sich im Licht einer Schreibtischleuchte Bilder an, die am Tatort gemacht worden waren. Jetzt blickte er auf.
    »Ah, da bist du ja. Setzt dich. Willst du einen Kaffee? Er ist zwar nur lauwarm, schmeichelt auch nicht gerade dem Gaumen, ist aber stark. Genau das Richtige am späten Abend.«
    »Ein Bier wäre mir jetzt lieber«, maulte Goldstein.
    »Macht nur müde. Was ist nun mit dem Kaffee?«
    Goldstein nickte.
    Kurz darauf nippte er an dem, was Markowsky Kaffee nannte. Das Gebräu schmeckte noch schlechter, als er es sich vorgestellt hatte. »Brr.« Angewidert schob er die Tasse von sich. »Also, was hast du?«
    Markowsky zeigte Goldstein die Bilder. »Hier unten, neben dem tief hängenden Ast. An dem haben wir übrigens die Fasern gefunden. Was siehst du da?«
    »Eine Fußspur.«
    »Genau.

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