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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Goldstein ging ein paar Schritte und setzte sich auf eine Bank, fünfzig Meter vom Tatort entfernt. Für ihn gab es im Moment nichts mehr zu tun.
    Als er sich eine Zigarette anzünden wollte, bemerkte er, dass seine Hände zitterten. Vielleicht war er schon zu alt für solche Aufregungen.
    Einige Stunden später saß Hauptkommissar Goldstein in seinem Büro Horst Markowsky gegenüber. Die Großfahndung war wie befürchtet ohne Ergebnis geblieben, ebenso die sofortige Befragung Dutzender Anwohner. Auch Zeugen gab es keine. Blieben vorläufig nur Indizien.
    »Du hattest mit deiner Vermutung recht. Von der Stelle im Unterholz, die du entdeckt hast, wurden die Schüsse abgegeben. Wir haben zwei Patronenhülsen gefunden. Es waren doch zwei Schüsse, oder?«
    Goldstein bestätigte diese Aussage.
    »Hier, sieh selbst.« Der Spurensicherer hielt dem Hauptkommissar eine der Hülsen hin. »Kaliber 7,92. Eine Patrone vom Typ 8x57I.«
    Goldstein nahm die Hülse zwischen zwei Finger und führte sie vor seine Augen.
    »Siehst du den schwarzen Lackrest?«
    »Ja.«
    »Wir haben diese Markierungen auch auf dem Projektil entdeckt, das Müller verfehlt hat. Und ich bin mir sicher, dass diese Reste auch auf demjenigen sind, das in Müllers Brustkorb steckt. Wie geht es ihm eigentlich?«, wechselte er das Thema.
    »Noch lebt er. Der linke Lungenflügel ist zerfetzt. Zwei Rippen sind zersplittert. Das Schlimmste ist, dass eine Arterie getroffen wurde. Er hat ziemlich viel Blut verloren. Sie haben ihn operiert, aber er ist bisher nicht wieder aus der Narkose erwacht und die Ärzte wissen nicht, ob er durchkommt. Wenn er die kommende Nacht überlebt, hat er gute Chancen. Ansonsten …« Er sprach den Satz nicht zu Ende. »Also, was hat es mit der ominösen Farbe auf sich?«
    »Solche Munition wurde immer mit schwarzem Lack markiert. Das I steht für Infanterie. Die Waffe war ein Mauser Scharfschützenkarabiner 98 K, vermutlich mit einem Zielfernrohr ausgestattet. Das einzige Gewehr, mit dem diese Patronen verschossen wurden. Der Platz, den sich der Schütze für seinen Anschlag ausgesucht hatte, war gut gewählt. Freie Sicht und vor allem freies Schussfeld in alle Richtungen, auf die es ankam, gleichzeitig hervorragende Deckung durch das Unterholz und das hohe Gras. Die Entfernung zum Ziel betrug nur wenig mehr als einhundert Meter. Kein Problem für einen geübten Schützen.«
    Das Schrillen des Telefons unterbrach ihn. Goldstein hob ab, meldete sich und signalisierte seinem Gegenüber, dass er bleiben solle.
    Am Apparat war Kriminalrat Saborski. »Was höre ich da? Auf sie wurde geschossen?«
    »Nicht auf mich. Vermutlich auf unseren Zeugen.«
    »Wurden Sie verletzt?« In seiner Stimme schwang ehrliche Besorgnis mit.
    »Nein. Aber der Informant und ein Journalist.«
    »Was hatte die Presse bei Ihrem Treffen verloren?«
    »Sie hat es vermittelt.«
    »Dann dürfte morgen alles in der Zeitung stehen?«
    »Davon müssen wir ausgehen.«
    »Verdammt! Ließ sich das nicht vermeiden?«
    »Leider nein.«
    »Und das Opfer?«
    »Schwebt in Lebensgefahr. Es ist nicht klar, ob der Mann durchkommt.«
    »Kann er eine Aussage machen?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Ich möchte unverzüglich Ihren Bericht auf meinem Schreibtisch.« Saborski legte auf.
    Goldstein konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Unser Chef. Hat sich über meine Gesundheit Sorgen gemacht. Und die Reaktion der Presse. Müller kam an letzter Stelle. Na ja. Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Bei dem Schützen. Er ist mit Sicherheit kein ausgebildeter Scharfschütze.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Peter, bei der kurzen Distanz und einem Zielfernrohr hätte ein Scharfschütze einer Fliege ein Auge ausgeschossen. Müller wäre schon beim ersten Schuss tödlich getroffen worden.«

»Und wenn nun kein Zielfernrohr benutzt worden ist?«
    »Auch dann. Dieser Karabiner hat eine effektive Reichweite von sechshundert Metern. Der Krieg ist erst fünf Jahre her. Bei der Entfernung wie im Schlosspark trifft fast jeder, der einmal an einer solchen Waffe ausgebildet wurde. Schießen verlernt man nicht.«
    »Leider.«
    »Von dieser Mauser wurden rund hundertdreißigtausend Stück gebaut. Da kann eines dieser Gewehre das Kriegsende durchaus gut eingeölt in einem Keller überstanden und mit einer Schachtel Munition auf eine spätere Verwendung gewartet haben.«
    »Wurde die Waffe schon bei einem weiteren Verbrechen verwendet?«
    Markowsky schüttelte den Kopf. »Nicht in unserem Bereich. Ob

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