Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
Lehrers zwecklos, und das Kind bzw. der Jugendliche benötigt eine professionelle Therapie. Jeder Lehrer sollte in der Lage sein, einen gelegentlichen Störenfried in der Klasse von einem »ADHS-Kind« zu unterscheiden.
Belohnungsentzug
Eine viel effektivere und ethisch unbedenklichere Art von Bestrafung ist der Entzug von Belohnung . Nichtbeachten ist ein effektiver Belohnungsentzug, insbesondere weil Beachtung und Kommunikation wichtige soziale Signale sind. Kaum jemand erträgt es auf Dauer, von den anderen ignoriert und von der Kommunikation ausgeschlossen zu werden. Ein anderes Beispiel von Belohnungsentzug ist die Verweigerung von Vergünstigungen wie Fernsehen, Süßigkeiten bei Kindern, Gehaltszulagen, ein teurer Dienstwagen, die regelmäßige Teilnahme an wichtigen Besprechungen usw. Bei Belohnungsentzug besteht nicht wie bei Strafe im engeren Sinn das Risiko einer körperlichen oder psychischen Schädigung, denn man ist auch vorher ohne die Vergünstigung zurechtgekommen. Motivierend wirkt der Belohnungsentzug allerdings nur, wenn er mit der Chance gekoppelt ist, die Vergünstigung wiederzuerlangen, sonst wirkt er wie eine Strafe im direkten Sinn. Das Wiedererlangen der früheren Vergünstigung wirkt wie eine starke Belohnung, obwohl sie dem Belohnenden nichts zusätzlich kostet. Auch hier ist es wichtig, dass der Belohnungsentzug zeitnah und auf eine genau festgelegte missbilligte Verhaltensweise ausgerichtet ist.
Vermeidungslernen
Der zweite große Typ der Konditionierung ist die negative Konditionierung, von denen die wichtigste Form das Vermeidungslernen ist. Ein negativer Zustand (Strafe, Belohnungsentzug) wird angedroht bzw. vom Betroffenen befürchtet, wenn eine bestimmte Handlung nicht ausgeführt bzw. nicht unterlassen wird. Tier und Mensch lernen meist sehr schnell, durch welches Verhalten sie eine bestimmte Strafe vermeiden oder einen bestimmten unlustbesetzten Zustand beenden können. Hierin unterscheidet sich die negative Konditionierung von Strafe.
Der negative Zustand muss natürlich keineswegs von einer Person ausgehen. Vermeidungslernen bezieht sich ganz allgemein auf das Vermeiden von Handlungen oder Ereignissen, die eine negative Konsequenz nach sich ziehen, und das kann alles sein, was man und wovor man sich fürchtet. Man meidet einen bestimmten Ort, weil dort Gefahren lauern, man vermeidet den Kontakt zu Personen mit ansteckenden Krankheiten oder schlechtem Charakter, man bringt sein Auto rechtzeitig zur Inspektion, um keine bösen Überraschungen zu erleben, man überquert nicht zu Fuß eine dicht befahrene Straße, weil dies lebensgefährlich ist, man geht zur ärztlichen Vorsorge usw. Hier wirkt die (meist durch böse Erfahrungen oder die Mitteilungen anderer vermittelte) Vorstellung negativer Ereignisse verstärkend und damit motivierend, etwas Bestimmtes zu tun bzw. zu lassen.
Negative Konditionierung wirkt im Allgemeinen schnell – das hat sie mit Strafe gemeinsam, und sie läuft deshalb immer Gefahr, schnell nachzulassen, wenn die Vorstellung des betreffenden Ereignisses nicht wachgehalten bzw. erneut wachgerufen wird. Das Vermeiden oder Unterlassen einer Handlung wird nämlich in aller Regel nicht als positive Verhaltensweise angesehen, sondern als mehr oder weniger direkt erzwungen erlebt. Das Abstumpfen gegenüber den drohenden Gefahren ist ein hohes Risiko, offenbar weil ein Unterlassen von unserem Unbewusstsein als negativ angesehen wird. So werden wir, um schneller an ein Ziel zu kommen (positive Erwartung), gelegentlich doch einen Ort erhöhter Gefahr aufsuchen oder doch bei roter Fußgängerampel eine dicht befahrene Straße überqueren, wir werden die fällige Autoinspektion so lang, wie es irgend geht, hinauszögern, und erst recht den überfälligen Vorsorge-Arztbesuch. Die weiter um sich greifende Aids-Epidemie wird durch ihre schrecklichen Folgen offenbar nicht gebremst, und das noch immer verbreitete Rauchen wird offenbar nicht merklich durch drastische Warnungen oder schreckliche Bilder von Raucheropfern reduziert (wahrscheinlich wirkt dies sogar als Stimulans im Sinne des »sensation seeking«).
Das ist beim Androhen von Strafe und Belohnungsentzug nicht anders. Der notorisch Unpünktliche wird nach den ersten drohenden Worten des Chefs erst einmal ziemlich pünktlich sein, aber bald nachlassen und – wenn er schlau ist – exakt so pünktlich bzw. unpünktlich sein, dass der Chef sich gerade nicht aufregen kann: Wegen zehn Minuten Zuspätkommens
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