Personal Power
Fußgängerzone, stolpert, fällt hin und verstaucht sich den rechten Fuß so stark, daß er vor Schmerz nicht mehr aufstehen kann. Ein junges Mädchen hilft ihm auf: Sie hat blonde lange Haare, freundliche braune Augenschauen ihn durch eine Brille an, er riecht ihr angenehmes Parfüm, nebenbei bemerkt er ihre legere Bekleidung. Und auch diese Erfahrung wird sich tief in ihn einbrennen.
Später im Leben kann es sein, daß er an einer Imbißbude vorbeigeht und Kopfschmerzen bekommt. Oder daß er Pommes frites nicht mag. Und Schäferhunde wird er wahrscheinlich auch nicht als seine Lieblingstiere bezeichnen. Irgendwie ist das als lebensbedrohend in ihm gespeichert worden. Vielleicht wird er sogar eine Frau heiraten, die der, die ihm damals geholfen hat, sehr ähnlich ist. Und er wird sagen: All das tue ich bewußt. Selbst wenn er immer noch nicht zur Kirmes geht, weil er den Fettgeruch der Imbißbuden nicht mag, glaubt er, bewußt zu handeln. Doch mit der Bewußtheit ist es nicht weit her. Es sind Erlebnisse, die irgendwann als Erfahrungen angelegt worden sind und später multidimensional miteinander verknüpft werden.
Sicher gehören mehr Erlebnisse dazu, um eine tiefe Verankerung zu verursachen. Doch es gibt keinen Grund anzunehmen, daß wir nicht mehr für die Wirkungen verantwortlich sind, nur weil wir die Ursachen vergessen haben. Menschen wollen immer recht haben. Aber sie sind automatisch im Recht. Was sonst? Doch daraus ergibt sich zwangsläufig: Wann immer Sie glauben, recht zu haben, hat auch der andere recht.
Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht
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Marc Aurel
Die Welt besteht aus Gegensätzlichkeiten. Zu allen Dingen, die wir mögen, gibt es einen Gegenpol. Man mag Mädchen mit blonden langen Haaren oder man mag sie nicht. Man ißt gern Pommes frites oder nicht. Niemand kann beide Pole auf einmal leben. Gleichzeitig glücklich und traurig sein geht nicht, ebensowenig mutig und ängstlich.
Man nimmt irgendwie Beziehung und Stellung, findet einen Standpunkt. Grund sind die alten Erfahrungen, die sich zu bestimmtenÜberzeugungssystemen zusammenfinden. Und was nicht mit dem eigenen Standpunkt übereinstimmt, ist nicht richtig, man lehnt es ab. Man will recht haben.
Recht haben
Ihre Überzeugungssysteme, Ihre Identifikationen, Ihre Standpunkte, was immer Sie behaupten, Sie haben immer recht. Jeder hat aus seiner Sicht recht. Es ist das Spiel des Lebens, und keiner kann gewinnen. Sie können nicht über den Dingen stehen.
Schwerer noch als nach seinen Überzeugungen zu leben ist es, sie anderen nicht aufzuzwingen
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Marcel Proust
Beobachten Sie einmal Politiker bei Fernsehdiskussionen: Schon lange haben sie den Inhalt vergessen, mit ideologischer Verbissenheit kämpfen sie nur noch um ihre Positionen. Oder nehmen wir den Autofahrer, der recht haben wollte: “Der wird doch wohl nicht … ? Ich habe Vorfahrt, der wird doch nicht … Ich habe Vorfahrt! Das steht doch ganz deutlich da.” Wumms! Und auf seinem Grabstein stand: Er hatte recht. Und überlegen Sie, wie unterschiedlich Handlungen und Verhalten in anderen Kulturen bewertet werden: Japaner interpretieren nicht Schwarz, sondern Weiß als Farbe der Trauer; und in Arabien zeugt ein Bäuerchen nach dem Essen von gutem Benehmen.
Wer auf sein Recht pocht, kann sich dabei wunde Finger holen. Verlassen Sie die Märchenwelt der Illusion des Rechthabens, und gönnen Sie sich den Genuß eines erweiterten Bildes der Welt. Damit vermeiden Sie, ein tyrannischer Narr zu sein, der in sich selber die Projektion seiner eigenen Ignoranz ist. Denn Ihre Realität ist nur die Gesamtheit der Überzeugungssysteme, die Sie in Ihrem Leben gespeichert haben. Das zentrale Thema eines Lebens voller Power istdie systematisierte und programmierte Erweiterung der Muster, Standpunkte, Überzeugungen und Glaubenssätze.
Der Klebstoff der Gewohnheiten
Ganz gleich, in welcher Situation Sie sich befinden, ob Sie sie ablehnen oder davon angetan sind, es sind Ihre Lernerfahrungen und Überzeugungen, die reagieren und Ihnen eine bestimmte Sichtweise vorgeben - je nach Lebensmodell und Interpretation. Es ist schlichtweg eine Wertung, die nur mit Ihnen zu tun hat. Was wirklich ist, kann keiner erfassen. Sie schauen von innen heraus durch die Brille Ihrer Erfahrungen und Überzeugungen in die Welt. All das, was in Ihnen steckt, projizieren Sie auf das, was draußen sichtbar scheint. Die Welt entsteht aus dem, was draußen ist, aus dem, was Sie selektiv wahrnehmen, und aus dem,
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