Personenschaden
damit Grenzebach ihn nicht entdeckte, eilig hinter das Bahnhofsgebäude zurück.
51.
Achim Grenzebach zerrte an Englers Hemdkragen und schrie ihm ins Gesicht. »Jetzt sag mir endlich, wer diese Frau war!«
»Meine Frau.«
»Name?«
»Anna, Anna Engler.«
»Ich habe gesehen, wie sie in Deisenhofen bei dir eingestiegen ist.«
»Ja, stimmt. Dort hat sie damals gearbeitet.«
»Warum hast du das immer abgestritten?«
Der Lokführer schwieg.
»Hast du sie öfter mitgenommen?«
»Nein, nur dieses eine Mal. Ihre Mutter war zusammengebrochen – sie hat sich große Sorgen gemacht. Ich wollte sie beruhigen.«
»Du warst abgelenkt, deswegen bist du zu früh losgefahren.«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein.«
»Lüg nicht!« Grenzebach schlug ihm ins Gesicht.
Engler zuckte nur leicht und sprach leiser weiter. »Annas Mutter hat in Sauerlach gewohnt. In Otterfing war ich wieder allein im Führerstand.«
Grenzebach schaute ihn entgeistert an.
»Du kannst sie selbst fragen. Sie sagt dir die Wahrheit, sie würde nie lügen.«
Grenzebach schlug mit der Faust auf seinen rechten Oberschenkel, dass es krachte. »Weißt du, was das ist? Kunststoffund Gießharz. Du hast da Haut, Muskeln und Nerven. Ich habe keine mehr und trotzdem ständig Schmerzen. Ich wache jede Nacht von einem wahnsinnigen Stechen auf, obwohl du mir mein Bein geklaut hast.«
»Das tut mir leid, sehr leid.«
»Jetzt? Warum hast du dich dann damals nicht entschuldigt?«
Engler wollte etwas sagen, brachte aber nichts heraus.
»Ich sag es dir: weil deine Scheißgeschichte nicht wahr ist.«
»Was soll ich denn tun, damit du mir glaubst?«
Grenzebach wurde unruhig. Die S-Bahn war eingetroffen. Dicht an seinem Wagen liefen Leute vorbei. Motoren wurden gestartet, Scheinwerfer huschten durch den Innenraum des Fiats. Klaus Engler schob seine Hand millimeterweise Richtung Türgriff.
»Vorsicht, Engler, mach keinen Fehler.« Er rieb mit dem Daumen an der Flasche. »Ich habe nicht nur das Nitroglycerin, ich habe noch ganz anderen Sprengstoff.« Er grinste. »Mit dem kann ich deinen Sohn hochgehen lassen.«
Der Lokführer starrte ihn verständnislos an.
»Ich weiß Dinge über ihn, die ihm das Genick brechen können.«
»Thomas?«
»Genau, Thomas, der diese großartige Reportage über dich geschrieben hat. Ich hätte fast geheult, so gerührt war ich. Aber du bist kein Opfer, Engler, und dein Sohn ist ein Schwein.«
»Das stimmt nicht.«
Grenzebach stöhnte. »Ach, Scheiße, was interessiert mich dein Sohn.
Du
hast mein Leben zerstört.«
»Ich weiß. Und ich werde dir alles erklären.«
Grenzebach musterte ihn verächtlich.
»Als ich damals hier am Bahnhof gehalten habe, war Annawirklich nicht mehr bei mir. Ich habe gewartet und beobachtet, wie die Fahrgäste ausstiegen. Es waren nicht viele. Ich habe geschaut, ob niemand mehr kommt, und dann auf den Knopf gedrückt, der die Türen schließt – alles korrekt wie immer, das schwöre ich. Dann bin ich losgefahren und habe Sekunden später deine Schreie gehört. Ich habe sofort gewusst, dass etwas Furchtbares passiert ist.«
»Quatsch. Du kriegst ein Warnsignal, wenn eine Tür offen bleibt.«
»Das hat genauso wenig funktioniert wie der Schließmechanismus.«
Grenzebach schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
Der Lokführer machte eine resignierte Geste.
»Warum hast du das damals nicht gesagt?«
»Weil … Ich habe mich kaufen lassen.«
»Kaufen?« Im nächsten Moment erstarrte Grenzebach. Er sah im Augenwinkel, dass sich auf Englers Seite ein Mann von hinten an den Wagen anschlich. Er hielt eine Pistole in der Hand.
Grenzebach riss den Kopf herum und sah in ein paar Metern Entfernung einen zweiten Bewaffneten auf sich zukommen. »Ich glaube dir nicht, Engler«, sagte er noch einmal und stieß die Wagentür auf.
Schwarz stand bei den Fahrradständern. Kolbinger hatte ihn gebeten, sich im Hintergrund zu halten und nur im Notfall einzugreifen – bei einem offiziellen Einsatz hatte er als Privatermittler nichts zu suchen.
»Bleiben Sie stehen, Polizei!«, rief Kolbinger. Grenzebach reagierte nicht und rannte humpelnd vom Wagen weg.
»Ich schieße!«, schrie Kolbinger und richtete die Waffe auf den Fliehenden. Der andere Polizist hatte inzwischen die Beifahrertür des Fiats geöffnet. Klaus Engler stieg langsamaus und entfernte sich ein paar Schritte vom Wagen. Dann knickten ihm die Knie weg und er musste sich auf den Bordstein setzen.
»Das ist meine letzte
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