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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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sinken. Nachdem sie etwas gefressen und getrunken hatte, erholte sie sich schnell wieder.
    Drei Monate blieben wir in der Wohnung. Dann kauften wir uns ein Haus westlich des so genannten Inland Waterways , eines kanalisierten Flusses nahe der Küste, der sich Hunderte von Kilometern nach Norden hinzieht. Wir konnten es uns nicht leisten, ein Haus auf der Ostseite dieser noblen Wasserstraße zu kaufen. Perth gefiel diese Veränderung nicht, da unser neues Zuhause in einer Wohngegend mit ordentlich angeordneten Häusern lag, in der alles bis aufs Letzte geregelt war. Wir waren etwa fünf Kilometer vom Meer entfernt, und auf dem Weg dorthin lagen viele verkehrsreiche Straßen und eine riesige Zugbrücke, die über die Wasserstraße führte. Unsere Adresse klang nicht gerade abenteuerlich. Sie lautete: Northwest 4th Avenue. Wir hatten keine große Wahl. In all den Wohngegenden war kein Hauch von Natur übrig geblieben. Wir waren gezwungen, ein Haus zu kaufen, da uns die Miete finanziell ruiniert hätte. Wir planten, mindestens drei Jahre in Florida zu bleiben.
    Wir wohnten seit einer Woche in unserem neuen Haus, als ich auf dem Weg von der Universität nach Hause bei unserer vorigen Wohnung vorbeifuhr, um nachzusehen, ob Post für uns gekommen war. Keine Post, sondern Perth erwartete mich. Sie saß beim Swimmingpool, aber allem Anschein nach war sie wieder bei den großen Häusern in der Nähe des Strandes unterwegs gewesen. Aber quer durch die Stadt und über die Zugbrücke zu laufen, bei der sie bestimmt hatte warten müssen, und dann die Wohnung zu finden war keine Kleinigkeit. Es war eine komplizierte und gefährliche Strecke. Es gab eigentlich nichts, woran sie sich orientieren konnte. Ich weiß immer noch nicht, wie sie das gemacht hat. Aber hier war sie. Ich nahm sie mit zum Schwimmen an den Strand. Erschöpft saß sie einfach nur da und blickte auf das Meer hinaus oder begnügte sich damit, mit den Wasserläufern in der Brandung zu spielen, während ich im Wasser war.
    Gelegentlich nahmen wir Perth mit ins Landesinnere, wo sie durch die Sümpfe stromerte, Fischreiher aufschreckte und sich sogar an Otter auf einer Rinderfarm heranschlich. Es gelang ihr, Giftschlangen, inklusive Klapperschlangen und Mokassinschlangen, zu meiden, ganz zu schweigen von Krokodilen, die sich an den Ufern sonnten. Davon abgesehen, ertrugen wir alle Florida, so gut wir konnten, und als die Wochen vergingen und die Sommerferien näher kamen, stellte sich heraus, dass wir für einige Monate nach England reisen mussten, wo ich über ein Thema der englischen Literatur forschen wollte.
    Eine Forschungsreise nach England stellte uns allerdings vor ein offensichtliches Problem. In den ersten Jahren, in denen ich an der Universität gearbeitet hatte, ließ mir mein vollgepackter Stundenplan wenig Zeit zum Schreiben. Und wenn ich Zeit hatte, war ich oft zu ausgelaugt. Aber ich wollte nichts lieber als über ein Thema der englischen Literatur ein Buch schreiben. Nicht damit ich eine Dauerstellung an der Universität bekam, damit ich auf dem akademischen Markt nicht in Vergessenheit geriet oder etwa weil ich ein höheres Gehalt wollte, sondern einfach weil ich mich intensiv mit meinem Thema beschäftigen wollte. Wenn ich das nicht tun konnte, würde ich unglücklich werden, das wusste ich. So sehr ich es liebte, an der Universität zu lehren, es genügte mir nicht.
    England war für mich der Ort, um zu forschen, das »El Dorado« der Literaturwissenschaft. Aber wie sollten wir dorthin fahren und unsere geliebte Perth drei Monate lang alleine lassen? Es wäre teuer und kompliziert gewesen, sie mitzunehmen, aber wenn wir sie zurückließen, würden wir ihr Vertrauen missbrauchen. Wir wären ihrer nicht länger würdig. Es konnte sogar sein, dass sie uns nie mehr vertrauen würde. Das Band zwischen uns wäre möglicherweise entzwei. Vielleicht sollte ich den Gedanken, wissenschaftlich zu arbeiten und zu schreiben, verwerfen. Es schien ein unlösbares Dilemma zu sein. Endlose Nächte konnten wir nicht mehr schlafen, weil wir uns deswegen den Kopf zerbrachen.
    Wir fassten schließlich den schmerzlichen Entschluss, sie bei Freunden unterzubringen, die sie sehr gerne mochten. Wir wussten, dass sie hier zumindest sicher und gut versorgt sein würde, wenn sie vielleicht auch nicht glücklich war. Den ganzen Sommer über sollten wir bereuen, dass wir sie zurückgelassen hatten.

Kapitel 6

    D as Semester war im Mai zu Ende, und obwohl wir uns nur schweren

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