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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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bestand aus kurvigen, staubigen Kieswegen und führte über steile Hügel und durch Wiesen und Wälder. Wir steuerten ein Ferienlager in der Nähe des berühmten Long Trails an, eines Wanderweges, der sich vom so genannten Appalachian Trail in Massachusetts bis über die ganze Länge der Green Mountains erstreckt — teilweise in einer Höhe von über tausend Metern.
    Es war spannend, aber wir waren auch nervös. Perth war ebenfalls aufgeregt, da wir auf der Suche nach einer Sommerunterkunft für sie waren. Sie akzeptierte es aber, da ihr Herrchen und Frauchen diesen Sommer nun mal etwas zu erledigen hatten. Und es sah weitaus viel versprechender aus, als den ganzen Sommer in einem klimatisierten Haus in Florida eingesperrt zu sein. Sie hatte die Pfoten auf das geöffnete Fenster gelegt und streckte ihren Kopf weit hinaus. Sie schnupperte wie verrückt und schnaufte heftig. Die unbekannten und köstlichen Düfte, die an ihrer Nase vorbeizogen, machten sie fast wahnsinnig. Die Straße wurde jetzt sehr holprig und schlammig, und sie war übersät mit großen Pfützen. Wir waren noch drei Kilometer vom Camp entfernt, als ich plötzlich anhielt. Mir war ein ernst zu nehmendes mögliches Problem eingefallen.
    Ich sah Cindy an. »Wie könnten wir verhindern, dass Perth uns nachläuft, wenn wir aus dem Camp wegfahren? Ich glaube, wir sollten irgendwie verhindern, dass sie uns aufspüren kann, und wir sollten es jetzt tun. Ich traue ihr zu, dass sie sich an diese Strecke erinnert .« Im Geiste sah ich sie bereits ein paar Tage später plötzlich in Boston auftauchen. Ich dachte wirklich, dass sie dazu fähig war. Cindy stimmte mir zu, aber keiner von uns beiden wusste, was wir tun sollten. Dann hatte ich eine Idee. »Wir könnten ihr die Augen verbinden und die Fenster zumachen, damit sie nichts mehr von draußen riechen kann. Das könnte sie verwirren und davon abhalten, uns nachzukommen .«
    »Manchmal denke ich, du bist genauso verrückt wie sie«, erwiderte Cindy. »Aber lass es uns probieren .«
    Ich hatte noch nie versucht, einem Hund die Augen zu verbinden. Es war aufgrund von Perths Kopfform nicht einfach. Es störte sie nicht, dass ich es tat, aber das Taschentuch rutschte immer wieder herunter. Schließlich gelang es mir mit einem Tuch, das ich ein paar Mal wie einen großen Verband um ihren Kopf wickelte. Sie sah aus, als habe sie fürchterliche Zahnschmerzen.
    »Mach dir nichts draus, Perth, es ist nur für ein paar Minuten .« Vielleicht hatte sie mich nicht gehört, da das Tuch nicht nur die Augen, sondern auch ihre Ohren komplett bedeckte.
    Ich war zufrieden mit meinem genialen Einfall und fuhr weiter. Perth sprang jetzt nicht mehr herum und schnaufte auch nicht mehr so heftig. Sie wartete und wir schwiegen. Man hörte nur die Autogeräusche und die Vögel. Hin und wieder erblickten wir einen Hirsch.
    Als wir das entlegene Camp erreichten, sahen wir, dass es nett gestaltet war, mit mehreren kleinen, ordentlichen Hütten, die verstreut auf dem Gelände standen. Das Lager befand sich zwar in der Wildnis, aber es war nicht unkomfortabel. Wohlhabende Eltern aus New York und Boston schickten ihre Töchter gerne hierher. Sie waren froh, dass diese für ein paar Wochen aus den giftigen Abgasen in den Städten raus waren und in dieses Paradies in Vermont kamen. Alles sah sehr ordentlich und gut organisiert aus, bereit für die diesjährige Mädchengruppe, die in ein paar Tagen erwartet wurde. Ich nahm Perth die Augenbinde ab, und wir steuerten auf eine Hütte zu, in der sich das Büro befand. Wir gingen alle drei hinein. Mrs. Roy saß geschäftig am Schreibtisch. Sie hieß uns willkommen, aber der Empfang war nicht besonders herzlich. Sie hatte nicht viel Zeit für uns. Zu unserer großen Erleichterung schien Perth den Test bestanden zu haben, wenngleich Mrs. Roy sie kaum ansah. Sie machte eine winkende Handbewegung und schlug vor, dass wir die Nacht mit Perth in einem der Blockhäuser verbrachten und sie am nächsten Morgen an die Umgebung gewöhnten. Sie schrieb sich die Telefonnummer von Cindys Eltern auf, und das war’s. Das Ganze dauerte zehn Minuten. Einer der Campbetreuer führte uns zu einem Blockhaus, und wir richteten uns für den Abend dort ein. Nach einem Spaziergang zum See ließen wir es für diesen Tag gut sein und gingen bald darauf schlafen. Perth sah zufrieden aus, als sie sich auf Cindys Bett ausstreckte.
    Der nächste Morgen war sonnig und warm, ein perfekter Tag für Perth, ihr Sommerdomizil am

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