Perth
diesem Punkt aus war Perth als kleiner Welpe mutig hinter unserem Kanu hergeschwommen, und wir hatten erkannt, dass wir einen ganz besonderen Hund hatten. Die Sonne stand noch über dem Horizont und warf Streifen aus gelbsilbrigem Licht auf den See. Das Wasser platschte gegen unsere Füße, und Perth sah mit verträumtem Blick auf den See hinaus.
»Peter«, flüsterte Cindy mir zu, »können wir unsere Pläne diesen Sommer nicht fallen lassen und einfach hier bleiben? Wir würden so überaus glücklich sein. Perth, du und ich, an diesem wunderbaren Ort, an dem unser gemeinsames Leben begann. Wir könnten unser altes Apartment mieten. Perth wäre im siebten Himmel. Das Leben wäre so einfach. Könnten wir das machen ?«
»Liebling, ich würde nichts lieber tun als hier zu bleiben. Ich spüre die Seele der Dinge hier, mit dir und Perth. Aber wenn ich die Arbeit diesen Sommer beenden könnte, müssten wir Perth nicht mehr alleine lassen. Wenn wir die Reise auf nächsten Sommer verschieben, hätten wir das gleiche Problem wieder, nicht wahr? Und ich möchte dieses Albatrosprojekt so gerne zu Ende bringen. Es sind nur drei Monate, dann werden wir alle wieder zusammen sein. Ich werde mein Buch abgeschlossen haben, und wer weiß, vielleicht können wir mit seiner Hilfe an eine bessere Universität in einem schöneren Teil des Landes übersiedeln. Vielleicht nach Neuengland. Stell dir vor, wie sehr Perth das Leben dort gefallen würde !«
Cindy sah enttäuscht aus, aber sie atmete tief durch und sagte: »Ich weiß, Schatz, es ist schwierig. Ich verstehe schon. Mach dir keine Gedanken. Es wird schon richtig sein .«
Wir gingen schweigend zum Apartment zurück.
Am nächsten Morgen gab es einen neuen Hoffnungsschimmer. Unsere Freunde, die Lammes, waren zufällig auf eine Anzeige für das Agnes Roy Camp, ein Mädchenferienlager in Vermont, gestoßen. Wir könnten die Leiterin, Agnes Roy, doch einfach mal anrufen und fragen, ob sie nicht an einem aufgeweckten Beagle als Maskottchen für die Mädchen interessiert wäre. Die Idee war großartig. Das Ferienlager schien wie für Perth geschaffen zu sein. Es befand sich in einem Kiefernwald bei einem See in den Green Mountains. Im Sommer ist es in Vermont tagsüber angenehm warm und nachts kühl. Es wäre wunderbar. Perth hätte viel Auslauf und die Mädchen würden sie lieben.
Ich rief sofort im Ferienlager an und fragte Mrs. Roy, ob sie sich vorstellen könnte, Perth den Sommer über zu nehmen. Man möge es mir nachsehen, dass ich Perth als überaus gutmütig und wohlerzogen beschrieb.
Ich hielt den Atem an. Gott sei Dank sagte Mrs. Roy nicht Nein, aber sie wollte uns erst treffen und Perth kennen lernen. Ich glaube, ihr gefiel die Idee, einen Hund im Ferienlager zu haben. Es war unsere letzte Chance. Wenn sich unsere Reise zu den Green Mountains als erfolglos herausstellte, hätten wir gerade noch Zeit, eine Hundepension in der Nähe von Boston zu finden. Oder wir würden Perth bei Cindys Eltern abgeben und es ihnen überlassen müssen, einen Platz für sie zu finden. Sie würden sicher nicht erfreut darüber sein, auch nicht, wenn Perth nur kurze Zeit bei ihnen wäre, da Haustiere in dem Apartmenthaus, in dem sie wohnten, streng verboten waren.
Wir fuhren also zügig los, um die dreihundert Kilometer von Cazenovia nach Pittsfield , einem Ort am Fuße der Berge in Vermont, hinter uns zu bringen. Wir waren noch nie in Vermont gewesen, und seine Schönheit verschlug uns den Atem. Üppige grüne Wiesen erstreckten sich über das Land, dazwischen befanden sich immer wieder Wälder und kristallklare Seen. Weiche, samtartige Hügel und die hohen Green Mountains schmückten die Landschaft. Es gab Steinmauern wie im englischen Lake District , die ich sonst noch nirgendwo in Amerika gesehen hatte. Die Häuser waren hübsch weiß gestrichen, hatten gelbe Holzrahmen und häufig ein Giebeldach. Wir mussten an Hexenprozesse denken, an Nathaniel Hawthornes Das Haus mit den sieben Giebeln und an manche romantisch verklärte Beschäftigungen, mit denen man sich in Neuengland die Zeit vertrieb. Fast wünschte ich, wir hätten im Herbst dort sein können, wenn die Farben in den Bäumen tobten, Apfelcidre und Ahornsirup flössen und jeder Zweite in Waldarbeitermanier sein Holz für den Winter hackte. Aber jetzt war Mitte Juni, und wir fuhren durch sattes Sommergrün. Ab Pittsfield fragten wir nach dem Weg und fuhren etwa dreißig Kilometer in nördlicher Richtung in die Berge. Die Strecke
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