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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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Herzens von Perth trennten, war es für uns, als ob wir in die reale Welt zurückkehrten, als wir Florida verließen. Florida war unser persönliches »Herz der Finsternis« geworden, ein Ort weit entfernt von der realen Welt, an dem wir uns von kulturellen und anderen Ereignissen abgeschnitten fühlten. An der Kent State University waren Studenten erschossen worden, als sie gegen den Vietnamkrieg demonstrierten, aber diese Nachricht vermochte in unseren Floridakokon kaum hineinzudringen und an der Universität etwas in Bewegung zu bringen. Die geheimnisvollen Trommeln einer kulturellen Revolution schienen im Norden des Landes in Gang gekommen zu sein; junge Leute hinterfragten Autoritäten auf jeder Ebene, doch in Florida schien das alles unbedeutend zu sein.
    Der Sommer verging schnell, und ich konnte die Zeit in England voll ausschöpfen. Als wir Perth im September wiedersahen, erlebten wir einen dieser wertvollen Momente in unserem Dasein auf der Erde, in dem alles richtig und wieder gut zu sein scheint. Alle freuten sich riesig. Perth ging es gut, aber sie war träge geworden. Zu viel Futter und keine Bewegung hatten ihre Spuren hinterlassen. Ihre Augen waren trüb, da sie ständig im kühlen klimatisierten Haus gewesen war. Da sie befürchteten, es könnte ihr etwas passieren, hatten unsere Freunde getan, was sie für das Beste hielten, und sie ständig kontrolliert. Die aufregendste Beschäftigung hatte für Perth darin bestanden, Waschbären durch ein Fenster hindurch zu beobachten. Rückblickend empfand ich es als ein Wunder, dass sie die Wohnung nicht auseinander genommen hatte. Es muss die Liebe und Zuneigung unserer Freunde gewesen sein, die sie davon abgehalten hatte. Aber bald darauf waren wir wieder zu Hause, und Perth jagte am Strand entlang und stromerte bei den großen Häusern herum. Dann stand der nächste Sommer plötzlich vor der Tür, und wir mussten wieder nach England fahren, aus dem gleichen Grund wie im Vorjahr. Es war genauso schmerzlich, aber dieses Mal sollte unsere kreativere Suche nach einem Übergangszuhause für Perth das größte Abenteuer in unser aller Leben nach sich ziehen.
    Wir waren entschlossen, sie nicht in der Hitze in Florida zu lassen. Wenn wir sie schon nicht mit nach England nehmen konnten, wollten wir unser Gewissen zumindest dadurch beruhigen, dass wir einen Platz im Norden des Landes für sie fanden, wo es kühler und nicht so stickig und feucht wie in Florida war. Es sollte eine schöne Landschaft sein, die ihrer Abenteuerlust entsprach. Anstatt also direkt von Miami nach London zu fliegen, fuhren wir nach Norden, in der Hoffnung, in Ohio wohlgesonnene alte Freunde mit einem schlechten Gedächtnis zu finden, die sich überreden lassen würden, sie einen Sommer lang zu nehmen. Falls das nicht klappte, konnten wir Richtung Osten nach Cazenovia fahren und dort weitersuchen. Wenn alles geregelt war, würden wir von Boston aus fliegen, wo Cindys Eltern wohnten. Die Reise würde für uns auch eine symbolische Migration rückwärts durch unsere Ehe sein, eine Reise zurück zu unserer ursprünglichen Landschaft in Cazenovia, unseren Garten Eden, wo die Welt einfacher und unschuldiger zu sein schien.
    Ohio war sicherlich kein Eden für Perth, aber wir suchten dringend eine Bleibe für sie. Wir hatten überhaupt keinen Erfolg. Perths Ruf war den Leuten noch im Bewusstsein. Sie sah ungemein erleichtert aus. Auch in Cazenovia erreichten wir nichts, selbst bei alten Freunden vom College, die einen Beagle vom gleichen Züchter gekauft hatten wie wir, waren wir erfolglos. Perth hatte ein aufregendes Wiedersehen mit Frederick. Sie ließ sich wie eh und je von ihm abprallen und badete in seinem triefenden Speichel. Wir verbrachten einige Nächte in unserem alten Garagenapartment, das uns die Besitzer netterweise zur Verfügung stellten. Perth zog sofort los, um die altvertrauten Orte und die Gerüche und Geräusche am See neu zu erkunden, die seit vier Jahren nur in ihrer Erinnerung gelebt hatten. Aber wir machten uns große Sorgen. Wir hatten keine Ahnung, wo wir für die nächsten drei Monate ein schönes Zuhause für Perth finden sollten. Jemand schlug vor, sie in eine Hundepension zu geben, aber allein bei dem Gedanken lief es uns kalt den Rücken hinunter. Wir wussten uns keinen Rat mehr, und die Zeit wurde knapp. Unser Flugzeug von Boston nach England ging in einer Woche.
    Eines Abends saßen wir in bittersüßer Stimmung auf dem kleinen Bootssteg am Rande des Sees. Genau von

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