Perth
auf einer unserer Wanderungen zufällig in der Nähe eines Berggipfels. Sie roch sauber und rein. Ihre Augen waren so klar wie der Himmel. Nachts lag sie vor lauter Müdigkeit bewegungslos da, und im Schlaf rollten ihre Augen hin und her, und ihre Muskeln zuckten.
Wir alle wussten, dass diese Tage wertvoll waren, es war ein letztes Abenteuer, bei dem wir drei alleine waren. Bald würden wir zu viert sein, und Perth spürte das. Manchmal schien sie zu schmollen. Dann ließ sie ihre Ohren tief hängen und sah uns leidend an. Sie lebte wieder auf, wenn sie unterwegs war, aber in unserer Nähe sah sie immer so aus, als versuche sie zu verstehen, was anders war. Vielleicht lag es an unseren Gesprächen, denn wir unterhielten uns ständig in einem Ton und einer Art und Weise über das Baby, die ihr möglicherweise fremd waren. Ich glaube, dass wir seltener mit ihr und dafür häufiger miteinander sprachen. Sie fühlte sich etwas vernachlässigt, an den Rand gedrängt. Aufmerksame Hunde, die eine starke geistige Verbindung mit ihren Herrchen und Frauchen haben, können kleinste Veränderungen wahrnehmen. Meistens hatte Perth es gespürt, wenn ich mir Sorgen machte, wenn ich Angst hatte, unglücklich oder zornig war, selbst wenn ich nichts sagte. In solchen Momenten konnte sie einem wie eine Partnerin oder Schwester Trost spenden. Jetzt aber waren die Veränderungen, die in der Luft lagen, grundlegender und weit reichender, und sie wusste das.
Befürchtete sie, dass wir sie wieder monatelang allein lassen und sie wieder in einem Zwinger unterbringen würden? Kam sie auf den Gedanken wegzulaufen, wenn sich eine günstige Gelegenheit dazu ergab? Das schottische Hochland lag zu ihren Füßen. Sie konnte sich davonmachen und musste dann nie mehr befürchten, von Zwingerwänden und -käfigen eingeengt zu werden. Sie hatte genug davon. Aber wie konnte sie uns, die sie liebte, verlassen? Sie war unsere Seelenschwester. Beim Geräusch des tosenden Wassers, das die Nächte erfüllte, schmiegte sie sich fester an uns als sonst.
Kapitel 17
A ls Andrew im August geboren wurde, wusste Perth endlich, was sie beunruhigt hatte. Bis dahin war beim Appletree Cottage alles perfekt für sie gewesen. Die sonnigen Tage, das friedliche Dorf, der angenehme Garten, das geheimnisvolle Cottage und die verlockende bezaubernde Landschaft jenseits der Hecke stellten sie in höchstem Maße zufrieden. Wir drei hatten uns schnell an diesen wunderbarsten aller Lebensstile gewöhnt; es war idyllisch. Während Perth loszog, um den Morgen mit Rennen und Suchen zu verbringen, entwickelten Cindy und ich einen Tagesablauf, den wir künftig Jahr für Jahr wiederholen würden: morgens lasen und schrieben wir, dann aßen wir Käse, Sommersalate und Früchte zu Mittag, machten Nachmittagsspaziergänge auf den Downs oder am Fluss entlang und tranken dann Tee auf dem welligen, glatt rasierten Rasen; später gab es Abendessen, danach lasen wir wieder und dann gingen wir ins Bett und ließen die Flügeltüren unseres Schlafzimmers weit geöffnet, um die Geräusche und Düfte, die uns umgaben, hereinzulassen und auf die verschwommene Landschaft im Zwielicht blicken zu können. Perth war morgens unterwegs, aber nach dem Mittagessen blieb sie für den Rest des Tages bei uns. Die ländliche und häusliche Stabilität unseres Lebens war wertvoll.
Dann hatte das alles ein Ende. Die Ankunft des Babys verlief nicht ruhig. Es ließ uns von Anfang an spüren, dass es da war, und es warf uns alle aus dem Gleichgewicht, besonders Perth, die es anfangs als seltsam aussehenden Eindringling erachtete. Das Baby sah aber auch unmöglich aus, es hatte kaum Haare und ein überaus rundes Gesicht. Einige Wochen lang weigerte es sich, friedlich zu schlafen. Perth schlief bei uns, neben dem Zimmer von Andrew, daher bekam sie sein Geschrei zu ihrem Leidwesen ordentlich zu hören. Sie flüchtete sich in die dunkle, gedämpfte Zone unter der Bettdecke, um den Weinkrämpfen des Babys zu entgehen. Dort wartete sie, bis der Ausnahmezustand vorüber war. Nach ein paar Wochen wurde sie mit den Unterbrechungen besser fertig, aber sie mochte es nicht, dass wir so oft aus dem Bett mussten. Wir waren auch nicht gerade begeistert darüber, aber alles, was wir tun konnten, war, zu warten und zu hoffen, dass Andrew bald seinen eigenen friedlichen Rhythmus finden würde und dieser mit unserem in Einklang zu bringen war.
Auch tagsüber war alles auf den Kopf gestellt. Abgesehen von unseren Mahlzeiten
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