Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
krallte und spuckte, aber nichts konnte den Lehmkoloss von seinem Weg abbringen.
Rebekka liefen die Tränen über die Wangen. Sie war so hilflos, unfähig, mehr als nur Zuschauerin zu sein.
„Ich müsste das Schwert haben, das Georgios mir schenkte“, fluchte von Steinborn. „Er behauptete doch, damit sei schon gegen Drachen und Vampire gekämpft worden, wenn ich mich recht entsinne, und die Klinge war in keiner Weise angegriffen, wie es mein Rapier war, nachdem es mit dem Drachenblut in Berührung gekommen ist!“
„Das Zimmer, von dem Ihr redet, ist nicht eingedrückt worden“, entgegnete Rebekka und wischte sich die nassen Wangen trocken. Die Kälte und der Schnee ließen die Haut taub werden. „Euer Schwert wird dort hängen, wo ihr es hingehängt habt …“
„Wir haben doch keine andere Möglichkeit unserem verehrten Freund zu helfen, denke ich“, sagte von Steinborn. „Ich gehe und hole diese Wunderwaffe und dann wollen wir sehen, was sie gegen diese Ausgeburt der Hölle zu bewirken vermag.“ Er drehte sich um, doch der scharfe Schmerz, der durch seinlahmes Bein schoss, gemahnte ihn an seine Grenzen. Rebekka zog den richtigen Schluss aus dem verzerrten Gesicht des Freiherrn.
„Ich werde gehen! Nein, laufen werde ich, rennen, so schnell ich kann!“
Sie schlug die Richtung zu des Vampirs ehemaliger Wohnung ein. „Ich bin so schnell es geht zurück!“, rief sie über die Schulter und verschwand in den treibenden Flocken. Nahm dieser Sturm nie ein Ende?
Von Steinborn folgte dem Golem, was nicht schwer war. Das Gekreische des Drachenhybriden schallte weithin über die Dächer Londons. Nirgends sah man erleuchtete Fenster. Die Straßen waren menschenleer. Wer wäre auch so verrückt, freiwillig den Weg dieser Bestien zu kreuzen?
Jeremias Wimmers Körper kühlte aus. Sein Geist gab dem Golem die Richtung und steuerte ihn zu den Docks, wie der General es vorgehabt hatte. Aber auch in der Lehmhülle spürte Wimmer, wie die Kälte das Leben aus seinem Leib saugte. Er musste den Golem zum Fluss bringen und ihn hinein führen! Alles andere war zweitrangig!
Aber tot würde er gar nicht steuern. Wimmer löste seinen Geist und kehrte in seinen Körper zurück. Er hatte ja noch einen Schluck in dem Fläschchen zurückbehalten. Der würde reichen, den Golem die letzten Schritte tun zu lassen!
Aber es war schon zu spät. In seinem Körper angekommen, merkte Jeremias Wimmer sofort, dass er dabei war, seine letzten Atemzüge zu tun. Seine Hand war taub, tot, festgefroren an der Glasflasche mit der Tinktur.
Wimmer spürte auch die Füße nicht mehr. Er schaffte es mit einer gewaltigen Anstrengung seines Willens, seinen Körper dazu zu bewegen, auf allen vieren zu gehen. Weg hier! Auf die Straße! Passanten mochten helfen oder er schaffte es ins Warme! Dort schnell den Rest vom Trank genommen und die Sache zu Ende gebracht!
Drei Schritte weit kroch Wimmer und war mit seinem Oberkörper schon auf der Straße, als sein Herz den Dienst einstellte. Jeremias Wimmer starb fünf Yards entfernt von der Stelle, wo der gefrorene Körper General Courtyards ruhte.
Rebekka keuchte und Dampf stand ihr vor dem Gesicht, wurde vom Sturm mit fortgerissen. Sie strich den Schnee aus dem Gesicht und zwinkerte, um sich zu orientieren. Da drüben war das Haus!
Sie wollte weiterlaufen, aber etwas lag im Weg. Jeremias Wimmer war noch nicht einmal seit einer Minute tot.
Rebekka taumelte, fing sich und schaute, wogegen sie getreten hatte.
„Wimmer!“, rief sie, aber ein Blick in seine Augen sagte ihr, dass da kein Leben mehr in ihm war. Heiß lief es Rebekka den Rücken hinunter. Wenn Wimmer tot war, hatte der Golem aufgehört, sich zu bewegen! So wie er damit aufgehört hatte, als dieser General, dessen Name ihr nicht mehr einfallen wollte, gestorben war. Das hieß aber, George war schutzlos den Angriffen des Drachen ausgeliefert, wenn der Golem seinen Griff nicht gelockert hatte!
Mit fliegenden Fingern durchwühlte sie Wimmers Kleidung. Er hatte ein Fläschchen gehabt mit einer Tinktur, die den Golem beeinflusste, das wusste sie. Sie hatte ja gesehen, wie er daraus getrunken hatte. Da! Sie zog das braune Glasfläschchen hervor. Viel von dem Mittel war nicht mehr darin, aber es sollte reichen, George aus der verhängnisvollen Umklammerung zu retten. Sie prüfte, ob das Fläschchen gut verschlossen war, und steckte es in ihre eigene Tasche.
Jetzt schnell das Schwert geholt und zurück zu George!
Die Menschenmenge hatte sich
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