Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
glatt durch Haut, Muskeln und Knochen. Der linke Unterarm des Drachen fiel in den Schnee und rote Spritzer mischten sich mit den im Sturm herumwirbelnden Eiskristallen. Der Drache brüllte seine Wut und seinen Schmerz hinaus und fuhr zurück.
Von Steinborn hatte das Schwert in der Faust des Golem erst nicht bemerkt. Damit hatte er dem Drachen die Flügel abgetrennt. Der Vampir hatte Recht gehabt, diese Klinge war etwas Besonderes!
Es stellte sich die Frage, wie das Schwert in die klobige Faust des Golem geraten war. Dazu kam, dass ein Schwert, so gut es auch sein mag, nichts ist ohne einen Arm, der es führt, und der Freiherr fragte sich, wessen Arm das wohl war. Wenn er es recht bedachte, kam nur Rebekka in Frage. Wie aber konnte sie den Golem befehligen? Er wischte den schmelzenden Schnee von seiner Stirn, denn die Tropfen liefen ihm in die Augen und nahmen ihm die Sicht und konzentrierte sich auf das Geschehen auf der anderen Seite des Platzes.
Der Drache war schwer verstümmelt und blutete aus seinen großen Wunden rote Muster in den weißen Schnee. Er hatte in gebührlichem Abstand eine lauernde Haltung eingenommen und überlegte offenbar, wie er diesem Gegner beikommen konnte. Die Flügel und der Arm würden nachwachsen, doch das geschah nicht über Nacht. Vielleicht würde es besser sein, die Sache später zu beenden und jetzt erst einmal den Rückzug anzutreten. Dieser Gedanke war ein menschlicher Gedanke und der Drache verwarf ihn sofort wieder. Er würde seinen Gegner schon vernichten, so wie es immer gewesen war, seit er in diese Welt gezerrt worden war.
So schnell, dass von Steinborn nur einen Schatten wahrnahm, der durch das Schneegestöber fegte, rannte Melissa los. Sie bewegte sich in einem Bogen um den schwerfälligen Golem herum und bevor dieser sich nur zur Hälfte umgedreht hatte, war sie schon hinter ihm.
George hatte das Bewusstsein, einige Augenblicke nachdem der Golem den Drachen den Arm abgeschlagen hatte, wiedererlangt und er konnte die Situation, in der er sich befand, nicht im Geringsten einschätzen. Er war zwar wach und bei klarem Verstand, aber schwach und kraftlos. Er hätte trinken müssen, aber eine geeignete Gelegenheit war nicht in Sicht.
George sah das, was aus Melissa geworden war, auf sich zurasen. Sie war nur unwesentlich langsamer, als er es gewesen wäre, bei vollen Kräften, aber George erkannte sofort, wie geschwächt sie war. Dann bemerkte er das Fehlen von Unterarm und Flügelpaar. Jemand hatte Lady de Ville ganz nett zugesetzt. Er konnte einen Anflug von Bewunderung nicht unterdrücken. Eine reife Leistung, gegen so etwas wie diesen Hybriddrachen anzukommen! Das machte ihm Hoffnung, denn eine geschwächte Melissa brachte ihm Vorteile, zumal sie davon auszugehen schien, dass er noch ohnmächtig wäre. Jetzt war sie auf Armlänge heran und streckte ihre Krallen nach ihm aus.
Der Golem hatte seine Drehung beendet und starrte aus blicklosen Augenhöhlen auf die verschlungenen Leiber von Drache und Vampir.
Mit aller Kraft, die ihm verblieben war, stieß George seinen Arm nach oben, die Finger steif zusammengepresst und auf einen Punkt unterhalb der Rippen von Melissas Brustkorb. Der Zusammenprall von Drachenbauch und Vampirhand war gewaltig!
George packte mit der freien Hand das Haar, das hinten am Kopf des Drachen wie eine Mähne wuchs, und zog seinen Feind so nah an sich heran, wie nur möglich. Da berührten die Fingerspitzen das Drachenherz im Bauch der Bestie und George warf sich heftig gegen den Leib des Drachen. Er schloss die Faust, um die silberne Hülle und sein Daumen schob sich über den Auslöser.
Der Drache bemerkte erst jetzt, dass ihm der Vampir seine Faust in den Leib gerammt hatte. Er schlug seine Klauen in Georges Rücken und riss fünf blutige Furchen von der Schulter bis zum Gürtel auf. Er stieß und wand sich in seinem Versuch, sich der Faust in seinen Eingeweiden zu entledigen.
George drückte den Auslöseknopf und die Hülle öffnete sich. Das schützende Silber der Schale fiel in fünf Teile auseinander und gab das Drachenherz frei. Georges Herz. Und es berührte das Fleisch des Drachen und brannte sich hindurch.
Melissa brüllte auf und warf sich zurück. Nur weg von dem Vampir. Noch konnte sie nicht einschätzen, woher dieser wahnsinnige Schmerz rührte, der von einem Moment auf den anderen in ihr zu wüten begann. Was war das? Was hatte dieser verfluchte Vampir ihr angetan?
Das Drachenherz brannte alles fort, was Drache war. Melissa
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