Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
unwichtiger Teil unseres Planes sein. Zum anderen habe ich noch etwas zu erledigen, etwas, nun, nennen wir es etwas Privates. Womöglich wird es die halbe Nacht dauern, doch seid versichert, dass ich morgen so präsent sein werde, als hätte ich die Nacht geruht. Ihr wisst, ich benötige nicht viel Schlaf.“
George verließ das Haus durch die Ställe, warf einen Blick auf das Pferd in seiner Box und verschwand dann in den Gassen des Viertels. Drake kannte die Stadt noch gut genug, trotz seiner jahrelangen Abwesenheit, und dort, wo sich etwas geändert hatte, sagten ihm seine überaus scharfen Sinne, wie er weiterkommen würde.
George bewegte sich so geschickt in den tiefen Schatten der Häuser und Gassen, dass er jeder Observation entgangen wäre, hätte jemand versucht, ihn zu beobachten.
Der Vampir hätte seinen Weg mit verbundenen Augen finden können. Er kannte sein Ziel. Diese Peron war der letzte noch lebende Mensch, der vor rund einundzwanzig Jahren versucht hatte, den Drachen freizulassen. Sie hatten sich Schwarzmagier genannt und sich für Alchemisten gehalten, doch was sie wirklich waren, konnte mit zwei Worten beschrieben werden. Sie waren eingebildete Dummköpfe gewesen!
Damals hatte die heutige Lady de Ville gut zwei Dutzend machthungrige und skrupellose Adelige und Hofschranzen um sich versammelt und zur Dunkelheit bekehrt. Damals hatte sie beinahe Erfolg gehabt und hätte die Macht auch an sich gerissen, wenn Drake mit Hilfe von Walter Higgs, dem Vater Mortons, ihr nicht hätte Einhalt gebieten können.
Was George noch heute zornig werden ließ, war der Umstand, dass sie nicht einmal dazu gezwungen gewesen war! Der Drache schlief, doch trotzdem hatte sie alles daran gesetzt, ihn zu wecken. Sie war schlecht, ob unter ihrem jetzigen Namen oder unter einem der zahllosen anderen, die sie schon geführt hatte in ihrem langen, ruchlosen Leben. Manche kannten sie als Lilith, manche als Loreley. Sie hatte sich viele Namen verdient. George hatte sie als Priesterin der Ischtar kennengelernt und wäre fast auf ihre schöne Hülle hereingefallen. Es hatte nicht viel gefehlt und sie wäre diejenige gewesen, die das Geheimnis des Dracheblutes entschlüsselt hätte. Wenn ihr das gelungen wäre, hätte sie die Hölle auf Erden entfesselt.
Seitdem waren sie des Öfteren aneinander geraten, doch nie war es einem von ihnen gelungen, die Oberhand über den anderen zu behalten. Bei ihrem letzten Aufeinandertreffen hatte George Drake es immerhin geschafft, nicht nur die Pläne seiner Gegenspielerin zu durchkreuzen, sondern auch ihre gesamte Helferschaft zu vernichten. Bis auf einen Mann, dessen George nicht hatte habhaft werden können, denn der Betreffende befand sich auf der anderen Seite der Erdkugel in einem Schiff auf dem pazifischen Ozean.
George wusste nicht sicher, ob der Mann noch immer in Lady de Villes Diensten stand, doch allein die damalige Verbindung der zwei war Grund genug für den Vampir, sich dieses alten Gegners nun endgültig zu entledigen. Der Mann war ein Intrigant und Meuchelmörder gewesen, und nichts deutete darauf hin, dass es heute anders sein würde.
Und George spürte, dass der Drache in ihm unruhig wurde. Er brauchte frisches Blut, er musste trinken! Schon um seine vollen Kräfte für den morgigen Tag zu sammeln, würde er vorher töten müssen, denn er hatte nach dem völligen Desaster in der Wasserburg des Holländers noch nicht wieder seine ganze Stärke wiedererlangt. Das war bisher auch nicht nötig gewesen, aber jetzt ließ es sich nicht weiter hinauszögern. Heute Nacht würde er ein lLben nehmen und er würde es lieber einem Schuldigen nehmen als einem Unschuldigen.
Lord Chester Hobard–Whittingham war ganz sicher nicht unschuldig. Er war ein sadistischer Päderast, auf dessen Konto die Tode von vielen jungen Männern und Frauen ging, die er zu seinem puren Vergnügen qualvoll hatte sterben lassen. Er hatte Gegner umbringen lassen, Familien ins Unglück gestürzt, nur um an ein Stück Land zu kommen, das ihm nicht zustand, er hatte all das ungestraft tun können, denn er war ein Mitglied des Hochadels und verwandt mit der Herrscherfamilie. Hinzu kam, dass er den Hof mit willigen Männern und Damen versorgte. Sein Schutz war allumfassend, und jeder Versuch, ihn für seine Untaten zur Rechenschaft zu ziehen, war kläglich gescheitert und hatte meist mit dem gewaltsamen Ableben des Anklagenden geendet.
George trat aus dem Schatten der Mauer, in deren Schutz er sich dem Anwesen
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