Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Lippen riechen.
„Du wirst nie wieder einer Frau Gewalt antun, Schwein!“, zischte George und schlug seine Zähne in die Halsschlagader des Fettwanstes. Warm und unendlich süß lief der Lebenssaft aus dem übergewichtigen Leib und spendete George Kraft. Das Zappeln des Dicken erstarb und er zuckte nur noch ein paar Mal, dann lag er still.
George ließ den Toten sinken. Er griff in den Nacken und legte die andere Hand um den Kiefer, und dann brach er mit einem heftigen Ruck das Genick des Toten.
„Ich möchte dir nicht erneut begegnen …“, flüsterte George leise und richtete sich langsam auf. Die Jjunge Frau hatte sich mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen in eine Ecke der Küche gedrückt und sie war sich sicher, dass es nun ihr an den Kragen gehen würde.
„Madam!“, sagte George, streckte galant eine Hand aus und wischte zugleich das Blut aus dem Mundwinkel. „Erhebt Euch bitte, und verlasst diesen Ort so schnell Ihr könnt! Sofort! Geht und kehrt nie wieder! Fangt ein neues Leben an!“
Er beugte sich zu dem Toten und zog dessen Börse heraus.
„Nehmt dies mit, er schuldete Euch mehr, denke ich.“ Er schüttete der verdutzten Frau die Münzen aus dem Beutel in die Schürzentasche. „Und nun geht!“
Die Frau raffte ihren Rock und stand zitternd auf.
„Wer …?“ Sie zitterte so sehr, dass sie nicht reden konnte.
George machte eine Verbeugung und wedelte dabei höfisch mit dem Arm.
„Denkt, ich sei Euer persönlicher Schutzengel für dieses Mal!“
„Ich … danke Euch! Möge der Heilige George mit Euch sein!“
Mit lautem Lachen verschwand der Retter so schnell, wie er gekommen war. Die junge Frau stand da wie vom Donner gerührt und erst nach mehreren Minuten fand sie die Kraft und flüchtete aus diesem Haus der Schmerzen.
George flog fast die Treppe hinauf. Er wusste nicht, ob man oben etwas hatte hören können, aber er wollte kein Risiko eingehen. Für einen Sekundenbruchteil blieb er am oberen Ende der Treppe stehen und lauschte, um sich zu orientieren. Rechts den Gang hinunter, das dritte Zimmer, dort waren vier Personen und eine von ihnen war Lord Hobard–Whittingham.
Fast zu schnell für das menschliche Auge bewegte George sich durch den Raum und stand dann vor der Tür. Das Blut des Fettsackes hatte seine Kräfte gestärkt und er hörte die Herzen pochen. Eines schlug vor Angst wie rasend. George legte die rechte Hand auf den Türschließer, eine einfache Klinke ohne Schloss und öffnete die Tür ohne zu zögern.
Melissa de Ville war nie eine geduldige Frau gewesen. Das hatte schon so manchem ihrer Liebhaber das Leben gekostet. Wenn sie schlechte Laune hatte, war schon einmal auch das Leben eines Bediensteten in Gefahr, denn Lady de Ville gehörte zu den Leuten, die durchaus auch den Überbringer der Botschaft umbrachten, wenn ihnen der Inhalt der Nachricht nicht zusagte.
Was konnte ihr auch schon geschehen? Sie war unsterblich, ein Vampir, ein Drache! Sie hielt sich für das mächtigste Wesen auf diesem Planeten und sie war wunderschön!
Jetzt aber kochte Milady vor Wut. Sie konnte nicht ertragen, wenn sie etwas nicht bekam, das sie unbedingt haben wollte. In diesem Fall war es sogar etwas, dessen sie unbedingt bedurfte! Es war keine Frage von Wollen, sondern eine Notwendigkeit!
Sie fühlte, dass der Drache unruhig wurde, und diesmal würde sie ihn entfesseln! Diesmal würde sie sich nicht hindern lassen, wie beim letzten Mal! Diesmal gab es keinen Geheimbund, der ihr ins Handwerk pfuschen würde! Melissa de Ville erinnerte sich nur zu gut an die wie Mönche gekleideten Kämpfer, die ihre Gefolgschaft umbrachten und ihren Plan zunichte machten. Sie hatte nie herausgefunden, wer hinter dem Ganzen gestanden hatte, aber der Bund, der sich „The Dragonhearters of St. George“ genannt hatte, existierte nicht mehr.
Diesmal verließ sie sich auch nicht auf menschliche Helfer wie damals. Es gab zwar zwei Getreue, verdorben wie sie selbst, aber auch ohne deren weitere Hilfe würde der Drache kommen!
Aber sie wollte mehr! Sie wollte den Drachen freilassen und dabei die Kontrolle behalten. Sie wollte den Drachen steuern! Dazu war ein besonderes Mittel nötig, ein Mittel, das sie vor fast fünfhundert Jahren schon einmal angewendet hatte. Es hatte ihr ermöglicht, das Bewusstsein zu behalten, als der Drache erwachte, aber sie hatte keine Kontrolle gehabt, war reiner Zuschauer gewesen. Das sollte diesmal anders sein!
Dieses Mal würde sie die Kontrolle haben, sie würde
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