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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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statt Abu Dun zu vergiften.«.
    »Wärt ihr denn damit einverstanden gewesen?«, fragte Hasan und beantwortete seine eigene Frage mit einem Kopfschütteln. »Ich bitte euch nur, es nicht an Kasim auszulassen. Er hat nur getan, was ich ihm befohlen habe.«
    »Mich umzubringen?«, fragte Abu Dun.
    »Warst du es nicht, der stets mit seiner angeblichen Unverwundbarkeit angegeben hat?«, fragte Ali böse. Andrej konnte sich nicht erinnern, dass Abu Dun irgendetwas Derartiges gesagt hatte, und wandte sich rasch an Hasan, bevor der Nubier antworten konnte. »Du hast recht, Hasan, ich wäre nicht damit einverstanden gewesen. Sie werden nicht verhandeln, und jetzt haben wir den Vorteil der Überraschung verspielt. Es wäre vielleicht unsere einzige Chance gewesen.«
    »Wir hätten es niemals zugelassen«, bestätigte Abu Dun.
    »Wie gut, dass dies immer noch Hasans Schiff ist und ihr nur Gäste seid«, sagte Ali, »und somit nichts zu bestimmen habt.«
    Abu Dun grummelte eine unverständliche Antwort, und Andrej streckte fordernd die Hand nach Hasan aus, der verstehend nickte und ihm das Fernrohr gab. Dass Abu Dun und Ali sich fröhlich weiterzankten, beachtete er gar nicht. Abu Dun spielte eben seine Rolle, und Ali nahm jedes Stichwort begierig auf, um von etwas anderem abzulenken. Andrej wusste nicht, wovon, aber er würde es herausfinden.
    Mit großer Sorgfalt setzte er das Glas an, hielt nach dem roten Licht Ausschau und erschrak, als er den gedrungenen Schatten sah, der wie ein riesiger Wal, den ein zorniger Meeresgott eigens zu dem Zweck erschaffen hatte, dieses einzelne Licht zu löschen, aus der Dunkelheit auftauchte.
    »Ihr könnt aufhören, euch zu streiten«, sagte er, ohne das Fernrohr abzusetzen. »In ein paar Augenblicken wissen wir, ob sie dein Angebot annehmen, Hasan.«

Kapitel 23
    E s war eine von diesen Nächten gewesen, die einfach kein Ende nehmen wollen und in der die Zeit anderen als den Gesetzen der Natur zu gehorchen scheint. Stunden, so war es ihnen vorgekommen, hatten sie noch auf dem Achterdeck gestanden und darauf gewartet, dass etwas geschah. Einmal hatte Andrej geglaubt, etwas zu hören – vielleicht einen Schrei – , doch als er Hasans Fernrohr erneut ansetzte, hatte er nichts entdeckt. Alle Lichter waren wieder erloschen, und selbst der monströse Schatten, der das Beiboot verschlungen hatte, war verschwunden. Doch es war nicht vorbei, dessen war er sich sicher. Ob es nun die scharfen Sinne des Vampyrs waren oder jahrhundertelange Erfahrung: Er wusste einfach, dass das Schiff noch immer dort draußen war.
    Irgendwann dann hatte Ali vorgeschlagen, dass sie unter Deck versuchen sollten, noch ein paar Stunden Schlaf zu finden, während er selbst und Kasim das Schiff auf Kurs hielten.
    Er erwachte kurz vor Sonnenaufgang, mit schmerzendem Rücken, der vagen Erinnerung an einen schlimmen Traum und dem intensiven Gefühl, angestarrt zu werden.
    Abu Dun war es nicht, denn das einfache Lager neben ihm war leer, und auch die überlebenden Assassinen, deren Schnarchen ihn ein paarmal geweckt hatte, waren bereits fort. Mühsam stemmte er sich auf die Ellbogen hoch und drehte blinzelnd den Kopf – und sah in ein Paar dunkler Augen, das an allen Seiten von schwarzem Stoff eingerahmt wurde.
    »Bitte verzeih, Andrej«, sagte Ayla. »Ich wollte dich nicht wecken.«
    »Das hast du auch nicht«, behauptete Andrej. »Und wenn, dann wäre das völlig in Ordnung gewesen. Wieso hast du mich nicht schon viel eher geweckt?«
    »Weil dein Freund es mir verboten hat.« Aylas Blick ließ sein Gesicht nicht los. Da war etwas in ihren Augen, das eine Erinnerung in ihm anrührte, aber so absurd es ihm auch selbst anmutete, es war wie die Erinnerung an etwas, das er niemals erlebt hatte.
    »Abu … Dun?«, fragte er lahm.
    »Sonst ist niemand an Bord, oder?« Ayla nickte. »Also jedenfalls niemand, der … also ich meine …«
    »Ich verstehe, was du meinst.« Andrej war noch zu müde, um zu lächeln, und offensichtlich auch noch nicht wach genug, um mit der gewohnten Schnelligkeit zu denken, denn es verging noch eine Weile, bis er fragte: »Und warum?«
    »Er hat gesagt, du bräuchtest Schlaf dringender als er«, antwortete Ayla. »Er ist gerade nach oben gegangen. Ich glaube, er wollte mit Ali reden.«
    »Ali?« Andrej richtete sich kerzengerade auf und war nun endgültig wach, aber das Mädchen machte eine rasche Geste, die wohl besänftigend sein sollte. »Er wird ihm bestimmt nichts tun, keine Angst. Ali ist immer so

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