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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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offensichtlich schon. »Was zum Scheijtan …?«, entfuhr es ihm.
    Andrej gebot ihm mit einer hastigen Geste, still zu sein, doch es war zu spät. Einer der Assassinen hatte sie entdeckt und Ali auf sie aufmerksam gemacht, und die Gruppe begann sich rasch zu zerstreuen. Einige Männer wirkten … fast schuldbewusst, fand Andrej, als hätte er sie bei etwas überrascht, was Abu Dun und er unter keinen Umständen sehen sollten.
    »Abu Dun, mein Freund! Es geht dir schon wieder besser, wie ich sehe. Das freut mich aufrichtig.« Hasan und Ali kamen vielleicht eine Spur zu schnell auf sie zu. Auch jetzt wieder hatte Ali die Hand auf Aylas Schulter gelegt, die mit beiden Händen an dem schwarzen Tuch fingerte, das ihr Gesicht verbarg. Hinter ihnen bewegte sich etwas in der Dunkelheit, doch Ali musste seinen Blick bemerkt haben, denn er trat wie zufällig einen halben Schritt zur Seite und verstellte ihnen so die Sicht, und auch, dass einige seiner Männer es ihm gleichtaten, war ganz gewiss kein Zufall.
    »Ich hoffe doch«, fuhr Hasan fort, »dass du …«, doch Abu Dun schob ihn einfach aus dem Weg, ging mit raschen Schritten zum Bugkastell und eilte die wenigen Stufen hinauf. Andrej folgte ihm, ebenso wie Ali und einige seiner Assassinen.
    Von hier oben aus hatten sie einen ungehinderten Blick über das Meer, und Andrej sah jetzt, dass er sich nicht getäuscht hatte: Ein Stück neben und hinter der Pestmond trieb ein rotes Funkeln auf den Wellen, das rasch kleiner wurde. Ein Boot?
    »Was bedeutet das?«, fragte er scharf.
    »Der Grund, aus dem jemand nicht wollte, dass wir zu früh wieder an Deck kommen«, grollte Abu Dun. Die linke Hand demonstrativ auf das Herz pressend sah er drohend auf Hasan hinab. »Ist es nicht so?«
    »Es war deine eigene Idee«, sagte Ali.
    »Unsere Position zu verraten?«
    »Zu verhandeln«, antwortete Hasan kopfschüttelnd und in beinahe mildem Ton. »Wir werden verhandeln. Ich schicke dem Kapitän ein Angebot, über das er zumindest nachdenken wird.«
    »Er wird dir seinen Kopf zurückschicken«, polterte Abu Dun. »Oder ihn uns persönlich bringen, um unsere danebenzulegen. Diese Kerle verhandeln nicht!«
    Ali antwortete etwas, doch Andrej hörte nicht hin. Er strengte seine Augen an, um das Boot genauer erkennen zu können, aber es war schon zu weit entfernt, und die Nacht begann seine Umrisse aufzulösen. Er meinte, eine Gestalt wahrzunehmen, die geduckt im Heck saß, war sich aber nicht einmal dessen sicher, denn je angestrengter er der Dunkelheit Einzelheiten abzuringen versuchte, desto schneller schien sie das winzige Boot zu verschlingen.
    Er hätte sich nur gewünscht, sie hätte dasselbe auch mit dem roten Licht getan. Es war nur eine winzige Sturmlaterne, kaum mehr als ein glimmender Docht, doch Andrej wusste, wie weit man selbst ein solches Licht in der Nacht auf dem Meer sehen konnte. Wenn ihr Vorsprung nicht um ein Mehrfaches größer war, als er annahm, dann hatten sie das Licht zweifellos bereits entdeckt und ihren Kurs angepasst; falls das überhaupt notwendig gewesen war.
    »Wenn wir überhaupt noch eine Chance gehabt haben, ihnen zu entkommen, dann habt ihr sie gerade zunichtegemacht«, sagte Abu Dun böse. »Was, wenn er euer Angebot ausschlägt? Wir haben nur dieses eine Boot! Sollen Andrej und ich vielleicht hinüberschwimmen?«
    »Sie werden es nicht ausschlagen«, sagte Hasan.
    »Und wie genau sieht dieses Angebot aus?«, fragte Abu Dun.
    Hasan sah einen Moment stumm in Richtung des rasch kleiner werdenden Lichtes. Er wirkte bedrückt. »Ich bin ein einflussreicher Mann, mein Freund, und sehr vermögend. Sowohl das eine als auch das andere helfen zuweilen dabei, auch große Hindernisse zu überwinden.«
    »Aha«, sagte Abu Dun. »Und was genau bedeutet das?«
    Hasan lächelte oder versuchte es zumindest. »Ich habe ihm Geld angeboten. Sehr viel Geld.«
    »Aha!«, sagte Abu Dun noch einmal.
    »Und ihm versprochen, seine Familie und jeden zu töten, der ihm auf der Welt etwas bedeutet, sollte er dieses Angebot ausschlagen«, fügte Ali hinzu. »Und dasselbe gilt natürlich auch für jeden einzelnen Mann seiner Besatzung. War es so ungefähr das, was du hören wolltest, Mohr?«
    Andrej verdrehte die Augen. Das Boot war in der Nacht verschwunden, und nur noch ein winziger roter Funke war zu erkennen, der ihnen spöttisch zuzublinzeln schien, immer wenn das kleine Boot in einem Wellental verschwand und wieder daraus emportauchte. »Du hättest es uns einfach sagen können,

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