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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wandte er sich ab, flankte über die Bordwand und fragte sich erst danach, ob der altersschwache Steg einer so groben Behandlung überhaupt gewachsen war. Er war es, auch wenn die gesamte Konstruktion wie unter einem Hammerschlag erbebte und ein hörbares Ächzen ausstieß. Er kam nur ein kleines Stück neben einer sichtlich frisch zersplitterten Bohle auf, die ihm Anlass zu der Vermutung gab, dass Abu Dun das Schiff wohl auf dieselbe Weise verlassen hatte. Nicht ganz so elegant, wie er es geplant hatte, aber zumindest einigermaßen würdevoll fand er sein Gleichgewicht wieder, versuchte die bohrenden Blicke der drei Männer zu ignorieren und steuerte das Ufer an.
    Der Hafen war nicht wirklich ein Hafen, sondern nur eine schlampig gepflasterte Straße, hinter der sich eine Handvoll ärmlicher Hütten drängte sowie zwei zwar deutlich größere, aber genauso heruntergekommene Lagerschuppen. Weitere farbenfroh gekleidete Gestalten – ausnahmslos Männer – bewegten sich zwischen den Gebäuden und waren mit allem Möglichen beschäftigt – über der gesamten Szenerie lag eine sonderbar gelassene Atmosphäre, fast schon heiter. Auf der anderen Seite des Steges dümpelten etliche kleinere Boote im Wasser, von denen keines auch nur annähernd an die Abmessungen der Pestmond heranreichte, und es gab sogar ein paar Holzgestelle mit großen Netzen, die zum Trocknen in der Sonne aufgehängt worden waren; auch wenn ihn ein ungutes Gefühl vermuten ließ, dass diese Netze noch niemals einen Fisch gesehen hatten.
    Gerade als er das Ufer erreichte, trat eine Gestalt in vertrautem Schwarz aus einer der Hütten und hob den Arm, um ihm zuzuwinken. Andrej erwiderte die Geste und beschleunigte seine Schritte, doch der Assassine wandte sich bereits ab und verschwand im Haus, bevor er ihn erreicht hatte.
    Andrej schritt noch ein wenig rascher aus und widerstand zugleich der Versuchung, sich allzu offen umzusehen. Auf den ersten Blick schien an dem vermeintlichen Fischerdorf absolut nichts Außergewöhnliches zu sein. Aber er war mit jedem Schritt sicherer, dass das hier alles war, nur kein Fischerdorf, und erst recht kein harmloses. Niemand sprach ihn an oder sah auch nur auffällig in seine Richtung, aber mit fast schon körperlicher Intensität spürte er die misstrauischen Blicke, die ihm folgten und jede seiner Bewegungen und Gesten ganz genau registrierten.
    Aus der Hütte drangen gedämpfte Stimmen, und ein Schwall moderiger Luft schlug ihm entgegen, als er die Tür öffnete und gebückt eintrat. Obwohl es heller Tag war und es gleich mehrere Fenster gab, brannten zahlreiche Öllampen, die den Raum in rötlich gelbes Licht tauchten. Die Einrichtung war mehr als spartanisch und bestand praktisch nur aus einer großen Truhe und einem Tisch samt zwei dazugehörigen Stühlen. Beide waren unbesetzt, doch dafür saßen gleich mehrere Personen wie in einem arabischen Teehaus mit untergeschlagenen Beinen im Kreis auf dem Boden und palaverten; ein besseres Wort dafür fiel Andrej trotz aller Anstrengung nicht ein, denn sie redeten nicht nur mit aufgeregten Stimmen und praktisch alle gleichzeitig, sondern benutzten auch Arme und Hände sowie die unterschiedlichsten Gesichtsausdrücke, um ihr jeweiliges Anliegen vorzubringen. Zwei von ihnen erkannte er – Ali und einen seiner wenigen verbliebenen Assassinen –, die dritte Gestalt drehte ihm den Rücken zu, war aber anhand ihrer hünenhaften Erscheinung gänzlich unverwechselbar, während die beiden noch verbleibenden farbenfrohe und ganz und gar nicht arabisch wirkende Kleider trugen und von seinem Eintreten nur flüchtig Notiz nahmen. Er selbst maß die Männer ebenfalls nur mit einem flüchtigen Blick und starrte halb erschrocken, halb besorgt auf den Vorhang hinter den Männern, der wohl als Abtrennung zu einem weiteren Raum diente. Mit jeder Faser seines Herzens meinte er die Nähe Aylas zu spüren, auch wenn er nicht sicher hätte sagen können, ob sie tatsächlich hier im Haus war oder nur in seiner Nähe.
    Um sich Gewissheit zu verschaffen, wollte er einen Bogen um die ortsübliche Version eines orientalischen Palavers machen und den Vorhang ansteuern, doch Abu Dun erhob sich mit einer raschen Bewegung und trat ihm in den Weg.
    »Und ich dachte schon, du wirst gar nicht mehr wach, Hexenmeister«, feixte er. »Noch zwei Stunden, und es ist Mittag.«
    »Ich weiß«, sagte Andrej ungeduldig. »Aber wenn dich das stört, hättest du mich ja wecken können.«
    Abu Dun richtete sich so

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