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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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viel mehr darüber weiß.«
    »Und diese … Schmuggler helfen einer Bande arabischer Assassinen, ihr Schiff instand zu setzen, damit sie uns schnellstmöglich in Rom abliefern, um den Papst umzubringen?«, fragte Andrej. »Und ich dachte immer, die Einwohner dieser Insel wären ein so gottesfürchtiges Volk.«
    Abu Dun wiegte den Kopf. »Ich kann mich natürlich irren: Aber ich vermute doch stark, dass dein Freund Hasan die Situation ein klitzekleines bisschen anders dargestellt hat. Außerdem … also, ohne deinen Glaubensbrüdern zu nahe treten zu wollen, wenn Glaube und Geldgier miteinander in Wettstreit treten, dann ist es nicht zwangsläufig immer der Glaube, der den Sieg davonträgt.«
    Das mochte alles stimmen, aber Andrej war trotzdem ziemlich sicher, dass er bislang noch nicht den wahren Grund für ihren ungeplanten Aufenthalt in diesem Schmugglernest erfahren hatte. War die Pestmond tatsächlich so schwer beschädigt, dass sie es nicht wagen konnten, noch eine letzte Tagesreise in Angriff zu nehmen, bei ruhiger See und perfektem Wetter?
    »Ich glaube, sie wollen auch noch ein paar zusätzliche Matrosen anheuern«, sagte Abu Dun, als hätte er seine Gedanken gelesen. Wahrscheinlich gingen seine eigenen Überlegungen in die gleiche Richtung. »Wenn du mich fragst, wäre das nicht die schlechteste Idee. Diese Landratten bringen es am Ende noch fertig, das Schiff auf eine Sandbank zu setzen, die es gar nicht gibt.«
    »Wo ist Hasan?«, fragte Andrej, statt auf Abu Duns nicht einmal gänzlich scherzhaft gemeinte Bemerkung einzugehen.
    »Ich glaube, er spricht mit dem Dorfältesten, dem Don oder Piratenkapitän oder Obermufti oder wie auch immer er sich nennt«, antwortete Abu Dun mit einem bewusst Desinteresse signalisierenden Schulterzucken. »Sie sitzen schon seit einer Stunde zusammen und tuscheln. Wenn du mich fragst, dann wird es ein sehr teurer Tag für deinen Freund Hasan.«
    »Und Ayla?«
    »Sie ist bei ihm.« Abu Dun warf ihm einen schrägen Blick zu. »Sie hat nach dir gefragt. Mehrmals. Das Mädchen scheint ja wirklich einen Narren an dir gefressen zu haben. Was ich gar nicht verstehe, wo sie doch die freie Auswahl hätte und es an Bord des Schiffes ein paar wirklich stattliche Mannsbilder gibt.« Rein zufällig straffte er nicht nur die Schultern, sondern richtete sich auch zu seiner vollen Größe auf, sodass er ihn noch einmal um zwei weitere Fingerbreit überragte. Andrej setzte zu einer entsprechend bissigen Antwort an, von denen er nach einem langen Leben an Abu Duns Seite stets etliche parat hatte, doch da wurde unvermittelt die Tür aufgestoßen und traf den Nubier so hart in den Rücken, dass jeder andere nach vorne gestolpert wäre. Abu Dun nicht. Die Tür bekam einen Riss.
    Der Nubier zog eine Grimasse, ließ eine geschlagene Sekunde verstreichen und trat dann provozierend langsam zur Seite. Die Tür wurde erneut – sehr viel vorsichtiger – geöffnet, und ein halb verwirrter, halb ärgerlich dreinblickender Ali trat heraus.
    »Das war witzig, Mohr«, sagte er, wartete vergebens auf irgendeine Reaktion und wandte sich dann an Andrej. »Mein Herr will dich sprechen.«
    Andrej bedachte Abu Dun mit einem fast beschwörenden Blick, in seiner Abwesenheit nichts vollkommen Dummes zu tun, und trat hinter Ali wieder ins Haus. Es roch noch immer muffig, aber die Basar-Atmosphäre hatte sich verflüchtigt. Die beiden Einheimischen sahen ihn auf eine Art an, über die er lieber nicht nachdenken wollte. Ali eilte voraus und schlug den Vorhang auf der anderen Seite des Zimmers zurück. Andrej folgte ihm rasch.
    Wie Ali gesagt hatte, warteten Hasan und Ayla in einem winzigen Raum hinter dem Vorhang, der mit etlichen Kissen und Decken auf dem Boden vergeblich versuchte, orientalische Gemütlichkeit zu verbreiten, dafür aber deutlich düsterer als der große Raum vorne war und beinahe noch muffiger roch. Hasan begrüßte ihn wie üblich mit einem knappen Nicken, während Aylas Augen erfreut aufleuchteten, als sie ihn bemerkte. Aber auch sie sagte nichts. In ihrer Gesellschaft befand sich ein kleiner, kahlköpfiger Mann von sicherlich zweihundert Pfund Gewicht, mit Schwabbelbacken, einem dünnen Oberlippenbärtchen und kleinen, tückischen Schweinsäuglein, die Andrej ebenso aufmerksam wie verschlagen musterten. Er trug dieselbe farbenfrohe Kleidung wie die Männer, die er draußen gesehen hatte, zusätzlich aber ein rotes Halstuch, das auf eine komplizierte Art gebunden war. Vor seinen

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