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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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gebärdete sich wie toll, suchte zwischen den Bruchstücken der Papiere auf Tisch und Boden. Immer wieder kehrte er zu der Öffnung zurück und tastete das Innere ab, obwohl er wissen musste, dass nichts darin war.
    »Jetzt hat er mich!«
    »Was meint Ihr damit?«
    Er wirbelte herum, türmte sich vor mir auf, und ich begriff, dass er durch den Verlust so sehr in Bedrängnis geraten war, dass er vergessen hatte, wer ich war. Er zwang sich zu einem Lächeln, soweit seine Narbe es zuließ. Er deutete auf die zerfetzte Karte an der Wand.
    »Hört zu, Tom. Ich habe mich um den Grundbesitz gekümmert. Nicht Lord Stonehouse. Nicht seine Söhne. Ich kenne jedes Wäldchen, jeden Grashalm, ich weiß, welche Leute zahlen und welche nicht. Als Lohn gab mir Lord Stonehouse ein Stück von seinem Land, den schlechtesten, undankbarsten Teil. Ohne diese Papiere kann es sein, dass ich alles verliere. Mehr meine ich damit nicht. Klar?«
    Er sprach so leise, und seine Stimme verbreitete solche Kälte, dass meine alte Furcht vor ihm mit aller Macht zurückkehrte. Er war so gleichgültig über das Schicksal des armen Turville gewesen, dass er sich nichts dabei denken würde, mich neben ihm auf dem Boden zu sehen. »Ja, ich denke schon.«
    »Vorausgesetzt, du hast verstanden.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Gut. Wir müssen zu Matthew.«
    »Ihr wisst, wo Matthew ist!«, rief ich.
    »Kann sein. Die Einzelheiten befinden sich in den Papieren, die Richard mitgenommen hat.« Er schob mich zur Seite, packte Jane und verlangte zu wissen, was geschehen war und was sie wusste. In ihrer Angst machte sie keinerlei Anstalten, Turville loszulassen, und er zerrte weiter an ihr, bis ich ihn anschrie.
    »Lasst sie los! Auf diese Weise werdet Ihr nichts aus ihr herausbekommen!«
    Erst jetzt, als er erkannte, dass es einen praktischen Grund für eine Spur Freundlichkeit gab, schickte er einen Mann nach dem Pfarrer, und ich führte Jane nach unten. Die Speisekammer war geplündert worden, aber das Feuer brannte noch, und ich setzte sie davor. Ich stöberte eine halbvolle Flasche Wein auf, mischte ihn mit Honig und wärmte ihn über dem Feuer auf. Der Honig stammte aus dem Garten, und als sie den vertrauten Duft von Holunderblüten wahrnahm, verschwand der leere Ausdruck in ihrem Gesicht allmählich.
    Nach und nach erzählte sie uns, was geschehen war. Die Köchin hatte Richard hinten im Park gesehen, wo er mit einem kleinen Trupp Männer am Tor Einlass begehrte. Beunruhigt war Jane zu Turville gerannt. Turville hatte über ihre Ängste gelacht, er habe sein ganzes Leben damit zugebracht, die Wut dieses Jungen zu besänftigen und seine Forderungen abzuwenden. Nichtsdestotrotz lud er die Pistole in seiner Schublade und schickte Jane nach dem Constable. Sie konnte keinen finden, und als sie zum Haus zurückkehrte, hörte sie Richard durch das obere Fenster »Im Namen des Königs!« rufen und sah ihn das Schwert schwingen. Es gab einen gewaltigen Lärm und Jubel – vielleicht war das der Moment gewesen, in dem er das Gemälde aufgeschlitzt hatte.
    Entsetzt hatte sie sich hinter dem Kohlenschuppen versteckt. Durch die Spalten im Mauerwerk beobachtete sie, wie Richard einige Papiere in seine Satteltasche stopfte. Wie die anderen Männer war er mit einem schwarzen Umhang bekleidet. Seine hohen schwarzen Reitstiefel trugen keine Quasten oder Spitzen wie die der Cavaliere, und sein breiter schwarzer Hut war federlos. Sie hörte, wie er im Streit die Stimme hob. Jemand, den Richard Colonel Royce nannte, sagte, sie müssten augenblicklich nach Norden reiten, um sich dem König anzuschließen. Richard beschimpfte ihn wüst und sagte, wenn sie sich Highpoints bedienen wollten, müssten sie Richtung Osten aufbrechen.
    »Nach Highpoint in Richtung Osten?« Eaton packte Jane bei den Schultern. »Highpoint liegt im Westen! Osten? Bist du sicher?«
    Sie war sich sicher. Wie der Teufel wandte Richard seinen Rücken der untergehenden Sonne zu und ritt gen Osten, und die anderen folgten ihm.
    Eaton versuchte mich buchstäblich aus der Küche zu zerren. Er wollte auf der Stelle aufbrechen und Richard nachreiten.
    »Aber wohin?«
    »Nach Poplar! Das Loch, aus dem du stammst.«
    »Poplar? Warum?«
    Er war zu sehr darauf bedacht, sofort aufzubrechen, um mehr zu sagen. Er rannte nach draußen zu seinem Pferd und rief mir zu, ihm zu folgen. Als ich mich weigerte, Jane zurückzulassen, drohte er, allein aufzubrechen. Ich argumentierte, dass die anderen mehrere Stunden Vorsprung

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